Roman - Gastrezension von Lienz - Woza Sisa - Die mutigen Frauen Afrikas von Margit Maximilian

30 März 2016


Blickrichtung stets nach vorn


Woza Sisi bedeutet „Komm, Schwester“. Der Untertitel lautet „Die mutigen Frauen Afrikas“. Die Autorin portraitiert zehn Frauen, die in ihrem Land, für ihren Stamm, für die Frauen viel bewegen: eine Politikerin, eine Schriftstellerin, eine Bildhauerin, eine Schauspielerin und Sozialarbeiterin, eine Fotografin, eine Starmoderatorin und Medienmogulin, eine Historikerin, eine Nonne, eine Rechtsprofessorin und eine Menschenrechtsaktivistin.

Durch zehn afrikanische Staaten südlich der Sahara geht die Reise: Mali, Senegal, Mosambik, Kenia, Südafrika, Nigeria, Benin, Süd-Sudan, Uganda und Simbabwe. Das sind immerhin 10 von 54 Ländern des Kontinents.
Als roter Faden durch das Buch zieht sich der Gedanke, dass europäische Frauen ihre afrikanischen Schwestern gern als „anders“ als sie selbst sehen. Dass dies jeder Grundlage entbehrt, wird gleichwohl sehr deutlich gemacht.

Roman - Wer war Alice von T. R. Richmond

29 März 2016

Ein Roman der durch den Mainstream bricht – Intelligent, komplex und lesenswert

Die Nachricht über den Tod der 25 jährigen Alice Salmon verbreitet sich wie ein Lauffeuer durch die Social Media Kanäle. An ihrem letzten Abend wollte sie sich mit Freunden treffen, doch am nächsten Morgen wird ihre Leiche im Fluss gefunden.
Was geschah in dieser letzten Nacht? Ist Alice gestürzt? Hatte sie zu  viel getrunken? War es ein tragischer Unfall oder ein Mord?

Professor Jeremy Cooke, ihr ehemaliger Professor, ist zutiefst von Alice Tod betroffen. Er beginnt Informationen über ihre letzten Schritte zu sammeln. Er befragt Familie und Freunde, sammelt alles über Alice was er finden kann und will herausfinden, wer Alice wirklich war. Als er ein Buch über Alice schreibt, erhält er Drohungen und erntet Kritik für seine Interpretationen von vielen Seiten, doch er lässt sich nicht beirren und schreibt weiter, denn er will wissen, was Alice nach ihrem Tod hinterlässt.

Roman - Gastrezension von Lienz - Das Mädchen mit dem Fingerhut von Michael Köhlmeier

Jede Mutter liebt ihr Kind. Jedes Kind kennt seinen Namen. 
Wirklich?

Wie sie der Kälte strotzt

Das Mädchen mit dem Fingerhut hat keine Mutter, keinen Namen. Irgendwann von einem Erwachsenen gefragt, wie es denn hieße, nennt es sich Yiza. Das könnte usbekisch sein – so der Autor in einem Interview mit der Zeitung „Neue Presse“. Eine englischsprachige Erklärung des Wortes habe ich finden können, und sie beschreibt meines Erachtens sehr schön, worum es Michael Köhlmeier in diesem sehr besonderen Roman geht. Yiza bedeutet danach einen Daseinszustand (http://yiza.meaningdef.com/).

Yiza ist sechs Jahre alt, sie kommt nirgendwo her und gehört nirgendwo hin. Sie ist einfach da. Wo sie ist, kann sie ebenso wenig sagen. Für den Leser, der Yizas Weg als ergriffener Beobachter folgt, zeigt sich rasch, dass es eine Stadt in der EU sein muss. Eine Stadt, in der der Winter eisig ist.

Kriminalroman * Totengebet von Elisabeth Herrmann

28 März 2016

Vernau: Freund der Toten

Top recherchiert, fesselnd und intelligent komplex

Anwalt Joachim Vernau wird in Berlin brutal überfallen. Als er im Krankenhaus erwacht, kann er sich nur noch an eine schöne junge Frau erinnern, die eine Kette mit einem Davidstern um den Hals trug. 

Bald darauf wird Vernau beschuldigt, den Juden Rudolph Scholl ermordet zu haben. 

Vernaus Recherchen führen ihn in die Metropole Tel-Avivs, um die einzige Zeugin zu finden, die ihn entlasten könnte. Er taucht in seine dreißig Jahre zurückliegende Vergangenheit ein, in der er als Saisonarbeiter in Israel in einem Kibbuz lebte und arbeitete.

 Die Spuren führen ihn zu einem längst vergessenen Verbrechen und er gerät so ins Visier eines gnadenlosen Killers.

Leipziger Buchmesse 2016

23 März 2016

Ein Tag auf der Leipziger Buchmesse 2016

Monatelang habe ich der Leipziger Buchmesse entgegen gefiebert und dann war es endlich soweit. 

Morgens um 4:00 Uhr aufgestanden, mit dem Auto 80 km bis zum nächsten Flughafen gefahren und ab in den Flieger, der dann auf Grund von Nebel zunächst nicht starten konnte. Nach einer Stunde Flugzeit landete ich in Leipzig, wo meine liebe Bücherfreundin und Gastrezensentin Lienz, die aus München her geflogen war, bereits auf mich wartete. Wir hatten uns schon sehr aufeinander gefreut. Wenige Zeit später standen wir vor den Messehallen und waren gespannt, was uns dort alles erwarten würde.

Roman - Fremdes Leben von Petra Hammesfahr

16 März 2016

Gedankenfetzen eines zersplitterten Lebens – Ein verblüffendes Kunstwerk aus Irrungen

Claudia Beermann erwacht nach zwei Jahren aus dem Koma. An ihr vorheriges Leben besitzt sie keinerlei Erinnerungen mehr. Ihre Besucher auf der Intensivstation, Ehemann Carsten und Sohn Maik, erkennt sie nicht. Ihr Körper ist schwerstens von einem mysteriösen Unfall gezeichnet. Gedankenfetzen blitzen in ihrem Kopf auf. Sie stößt immer wieder auf den Namen Cilly Castrup, verheiratet mit Achim, und sie ist sich sicher Cilly zu sein.



Sie sieht Bilder:

Ein Wagen der einen verschneiten Abhang hinabstürzt, ein kleiner Junge in einem brennenden Zimmer, ein erhängter Mann, eine erstochene Frau.

Sie hört Worte:

„Mach sie tot, mach sie tot!“

Thriller - Post Mortem - Tränen aus Blut von Mark Roderick

11 März 2016

Geschundene Körper, gepeinigte Seelen – Post Mortem wird dich fesseln und dir deinen Atem rauben

Eine Familie verschwindet, nur Tochter Akina konnte sich rechtzeitig retten. Der Ehemann und Vater, Reporter, wird tot in einem Hotel aufgefunden. Er hinterlässt Emilia Ness, Agentin bei Interpol, und seinem Bruder Avram Kuyper, Auftragskiller, je eine skurrile letzte Nachricht. 

Im Zuge ihrer getrennt voneinander ablaufenden Ermittlungen und Recherchen wird ihnen ein unfassbar brutales und unerträgliches Snuff-Video zugespielt, hinter dem eine eiskalte, seelenlose und unberechenbare Bestie stecken muss. 

Emilias polizeiliche Kompetenz führt sie bald auf Spuren, die sie hinab in eine düstere Welt ziehen. Atemlos ermittelt sie mit ihrem Kollegen Mikka Kessler, während Avram Kuyper nur noch seine Familie rächen will. 
"Dann zuckte sie plötzlich zusammen. Sie kniff die Augen zu und brüllte in ihren Knebel, als würde sie bei lebendigem Leib aufgespießt. Eine Träne quoll aus ihren geschlossenen Lidern, floss in die aufgeplatzte Stelle und rann dann als roter Blutfaden an ihrer Wange herab."

# 360 Freitagsfüller vom 11.03.2016

Bibliophiles Gedöns - DIY - Ich habe ein Buch getötet!

10 März 2016


Ich habe ein Buch getötet

Manchmal ist es an der Zeit Danke zu sagen. Danke für eine beständige und wunderbare Bücher-Freundschaft.

Es musste also unbedingt etwas Schönes her, aber was, wenn nicht ein Buch?
Ich tötete schweren Herzens ein Buch und fing trotz meiner zwei "linken" Bastel-Hände an zu basteln.

Das Ergebnis sieht doch nett aus oder? Lienz hat sich jedenfalls sehr gefreut.


Bastel-Anleitung:

Du benötigst:

- eine leere Konservendose
- ein Buch, bei dem du dir erlaubst zum Mörder zu werden
- viele Stifte
- viele Haarnadeln
- Schere
- Bastelkleber
- einiges an Zeit und Geduld

Als erstes schneidest du dir eine Vorlage, damit du deine Buchseiten stets in der richtigen Länge produzierst und schneidest die Buchseiten passend. Dann nimmst du dir einen Stift und wickelst die zuvor aus einem Buch gelösten Buchseiten um den Stift. Am Ende der Buchseite trägst du etwas Bastelkleber auf und verklebst das Buchseiten-Röllchen. Der Kleber trocknet innerhalb von wenigen Minuten.

Es ist wichtig dass du Bastelkleber benutzt, denn dieser hinterlässt nach dem trocknen keinerlei Spuren.

So verfährst du, bis du genug Buchseiten gerollt und verklebt hast. Danach nimmst du zwei Röllchen und verbindest sie mit einer Haarklammer, verbindest das nächste Röllchen usw. bis du mit deinen Buchseiten-Röllchen einmal komplett um deine Dose bist. 

Nun kannst du deine Dose beliebig mit allem was dir in den Sinn kommt verzieren oder du lässt einfach nur "herzallerliebste" Buchseiten wirken.

Viel Spaß beim basteln.

Was Bibliophile mit Büchern anstellen können, stellt JasonThompson in "Kunst aus Büchern" vor. 

Denn: Künstlerauge sieht mehr als nur Seiten und Deckel. Durch Falten, Rollen, Zerlegen und Heften entstehen Objekte, die mit dem ursprünglichen Buch nichts mehr gemein haben.

Habt ihr keinen Platz mehr, für noch mehr gelesene Bücher? Dann könnt ihr mit diesem Buch spielerisch und künstlerisch eure Bücher recyceln. Klar, nur schweren Herzens können wir Bibliophile Bücher umbringen, aber, ein kleines Kunstwerk zu schaffen, macht richtig viel Freude und stets werden wir an unsere Lieblinge erinnert.

Ob Stiftständer, Karten in Form von Collagen für Geburtstage und sonstige Anlässe, Briefumschläge, Postkarten, Buchhandtasche, Brieftasche, Papierhäuschen, Visitenkartenhalter, Kerzenständer, Kette mit Papierperlen, Papierblüten, Kusudama Origami, Geschenkverpackung, Uhren, Matten und Sets, Dekokugeln, geflochtener Papierkorb, Mobiles, Halsketten, Spiele und, und, und…. All das könnt ihr aus Büchern kreieren. 

Nicht das ich besonders begabt wäre, aber auch ich habe erste Kunstwerke erstellt und verschenkt. Diese Geschenke haben großen Anklang gefunden.

Die Bastelanleitungen sind sehr gut und klar formuliert, so kann kaum etwas schief gehen. Ich empfehle dieses Buch allen Bibliophilen, die mehr als nur Bücher im Regal stehen haben wollen.

Erzählung - Gastrezension von Lienz * "Meine Erlebnisse in dem furchtbaren Weltkriege 1914-1918 von Franz Arneitz

09 März 2016


History repeats itself 

„Der 30. April des Jahre 1914 war für mich der Tag der Musterung. In Rosegg kamen eine ganze Menge junger Burschen aus dem ganzen Rosegger Gebiet zusammen. Aus dieser Schar junger Leute sind 90 als tauglich befunden worden, und unter diesen bin auch ich.“
So beginnen die Aufzeichnungen des Unterkärntners Franz Arneitz über seine Erfahrungen und sein Leid als Frontsoldat im Ersten Weltkrieg. 

Kriminalroman - Stiller Hass von Julie Hastrup

08 März 2016

Geheimnisvolle Vergangenheit sät stillen Hass in die Gegenwart

Ein zu lebenslanger Haft verurteilter Mörder flieht aus einem Rettungswagen, tötet einen Sanitäter verletzt einen weiteren schwer und verschwindet spurlos. Kurze Zeit später geschehen zwei grausame Morde in Ringkøbing (Dänemark).

Rebecca, die gerade bei ihrer Mutter zu Gast ist, da ihr Vater verstorben ist, wird von ihrem alten Kollegen Michael Bertelsen zu den Ermittlungen hinzugebeten. Als Rebecca ein altes Foto am Tatort auffindet und damit eine Verbindung zwischen den Todesopfern und dem entflohenen Häftling Ricky Hansen herstellen kann, bildet sie mit Michael erneut ein Ermittlerteam, doch die beiden ahnen nicht, dass ein schrecklicher Rachefeldzug in vollem Gange ist.

Das Cover zeigt eine düster wirkende, ländliche Idylle auf die eine Frau blickt. Es wirkt, als blickte diese Frau in die Vergangenheit. Dieses Bild passt schon zur Handlung, doch es ist für mich nicht ganz glücklich in Szene gesetzt worden. Und somit fällt mir der klare Bezug vom Cover zum Titel ein wenig schwer.

Thriller - Endgültig von Andreas Pflüger *** Ein Highlight 2016

05 März 2016


Mit einer sprachgewaltigen Leidenschaft geschrieben. Hochintelligent, explosiv und dramatisch

Jenny Aaron ist Verhörspezialistin und Fallanalytikerin beim BKA. Seit einem spektakulären Einsatz der international operierenden Eliteeinheit der Polizei ist sie blind und traumatisiert. Sie ist hochintelligent und sie kämpft sich ins Leben zurück, doch der Weg dorthin ist steinig wie eine Geröllwüste.

Als der zu lebenslanger Haft verurteilte Frauenmörder Reinhold Boenisch im Gefängnis eine Psychologin tötet, wird Aaron gebeten sich diesem Fall anzunehmen, da sie als junge Polizistin gegen diesen Täter ermittelte.

Als Verhörspezialistin kommt Aaron schnell zu dem Schluss, dass Boenisch nur ein winziger Teil eines großen und durcheinandergewirbelten Puzzles ist, der für ihr Leben eine neue gefahrvolle Herausforderung darstellt und sie erneut in höchste Lebensgefahr hinabzieht.

Die nächsten 36 Stunden lassen sie um Leben und Tod kämpfen und sie verlangen das Unmögliche von ihr, denn sie ist blind.
„Ihr schlimmster Tag ist heute!“

Kriminalroman - Gastrezension von Lienz * Tote haben kein Zahnweh von Isabella Archan

04 März 2016

Wolle, meistverkauft, weiß

Assoziation zum Zahnarzt: 

Die Turbine spuckt Wasser und schrille Töne, der Speichelsauger schnorchelt Blut und Weiß-nicht-was in sich hinein, die Zange zieht die Zähne, aber vorher kommt: 


Die Spritze! Wer da an einer Spritzenangst, der Trypanophobie, leidet, braucht den guten Zuspruch durch den psychologisch geschulten Zahnarzt. Was aber, wenn der Zahnarzt, oder besser: die Zahnärztin, Trypanophobikerin ist? Ha!

Dieser Frage ist Isabelle Archan auf höchst amüsante und eiskalt mörderische Weise nachgegangen. 
Frau Dr. Leocardia Kardiff findet in ihrer Mittagspause – sie kommt gerade der Therapiesitzung wegen ihrer Spritzenphobie – eine bös zugerichtete Leiche. Die Polizei ermitteln lassen? Ja, im Grunde schon. Wenn da nicht diese schreckliche Neugier wäre. Und, weil Dr. Leo ja ihre Spritzenphobie (meist) beherrscht, kann sie bestimmt auch einen Mörder finden. Denkt sie. Kann sie?

# 359 Freitagsfüller vom 04.03.2016

Thriller - Meine Seele so kalt von Clare Mackintosh *** #jtb16

02 März 2016

Ein atemberaubendes, zutiefst verstörendes und absolut fesselndes Psychothriller-Debüt!
Der fünfjährige Jacob ist an einem regnerischen Novemberabend mit seiner Mutter auf dem Heimweg. Er lacht, er erzählt von seinem Tag, reißt sich plötzlich los und rennt auf die Straße. Ein Auto taucht plötzlich auf, erfasst den Jungen, schleudert ihn durch die Nacht und verschwindet. Für Jacob kommt jede Hilfe zu spät...

„Das Auto kommt aus dem Nichts. Das Quietschen nasser Bremsen, ein Junge, fünf Jahre alt, der auf der Windschutzscheibe aufprallt, und sein Körper, der herumwirbelt, bevor er auf dem Asphalt aufschlägt. Sie rennt ihm hinterher, rennt vor den sich immer noch immer bewegenden Wagen. Und sie rutscht aus, fällt auf die ausgestreckten Hände, der Aufprall treibt ihr die Luft aus der Lunge.

Einen Augenblick später ist es vorbei.“