Hochkarätiger, spannungsgeladener Thriller mit interessanten Charakteren. Top recherchiert und erschütternd authentisch
Ein
brutaler Killer tötet Cops und terrorisiert die Stadt und so scheint den
Polizisten jedes Mittel recht, um den Attentäter zu stoppen.
Die aus Atlanta (Georgia) stammende Autorin KarinSlaughter hat mich schon 2003 mit ihrem Debütroman Belladonna überzeugt, der
sofort auf den internationalen Bestsellerlisten landete. Besonders gut gefallen
mir ihre Romane um die Rechtsmedizinerin Sara Linton, Polizeichef Jeffrey
Tolliver und Ermittler Will Trent. Ihre Romane wurden bereits in über 30
Sprachen übersetzt und mehr als 30 Millionen Mal verkauft.
Bei der Betrachtung des dunkel gestalteten Covers trifft
mich ein intensiver, durchdringender, fast mystischer Blick aus zwei glasklaren,
kaltblauen, weiblichen Augen. Das Gesicht ist der einzige helle Punkt des Covers,
denn die Haare werden vom dunklen Cover verschluckt. Einzig ein paar
Haarsträhnen überwehen das trotz Sommersprossen, anmutige Gesicht. Der Name der
Autorin ist leicht eingestanzt und schimmert glänzend in königsblau. Der weiß
gedruckte Schriftzug des Titels wirkt knackig, treffend und präzise.
Die ersten Zeilen des Prologs reißen mich sofort in die
Geschichte hinein, die mich bis zur letzten Seite nicht mehr loslässt. Dieser
Thriller ist für mich ohne jeden Zweifel umgehend ein Pageturner, denn Karin
Slaughters typischer, federleichter und knackiger Schreibstil ermöglicht mir
ein flüssiges Lesevergnügen. Die Autorin schreibt unverblümt ehrlich. Sie
scheut sich nicht schmutzige und brutale Details zu benennen, die mir manches
Mal den Puls beschleunigten. Es ist nicht nur die Brutalität der wortgewandten
Sprache die meine Atmung beschleunigt sondern es sind die schockierenden
Ergebnisse ihrer Recherchen, die mit ihrer Authentizität die Geschichte
versorgen.
Atlanta 1974. Eine Zeit nach dem Vietnamkrieg, nach
Präsident Fords Amtszeit, in Mitten der Bürgerrechtsbewegung und dem
Rassenkrieg indem die weiße Machtstruktur durchbrochen wird. Eine Zeit in der
Weiße und Schwarze in Wartezimmern getrennt verweilen, Vietnamveteranen
versuchen das Erlebte zu verarbeiten und die Emanzipation von Frauen anstößig
und ungewollt ist. Atlantas Stadtviertel sind unterteilt in Schwarz und Weiß
und die feindseligen, rassistischen Zusammenstöße eskalieren auf brutalste
Weise.
In dieser Zeit entschließt sich die verwitwete Jüdin Kate
Murphy ein Cop zu werden. An ihrem ersten Tag im Atlanta Police Department
stößt sie ausschließlich auf Feindseligkeiten. Cops übergeben ihr eine
absichtlich zu große Uniform, zu große Schuhe und zu große Mütze und sie
wetten, wie lange Kate durchhalten wird. Kates Selbstbewusstsein sinkt von
Minute zu Minute. Sie wird brutal gestoßen, begegrabscht und zutiefst
gedemütigt.
In der vorangegangenen Nacht trug Jimmy Lawson seinen
erschossenen Kollegen Don meilenweit bis ins nächste Krankenhaus, in dem Don
dann starb. Alle glauben, dass der Atlanta Shooter erneut zugeschlagen hat und
nur Jimmys Schwester Maggie, ebenfalls ein Cop, hegt erste Zweifel an der
Darstellung des Tathergangs. Kate und Maggie werden Partner und sie müssen sich
gegenüber den im Blutrausch befindlichen, oftmals alkoholisierten
Polizeikollegen behaupten, denn alle wollen den Shooter schnappen, egal wie
hoch der Preis dafür wäre.
Die Spannung reißt auf keiner der 544 Seiten ab und wie
ein Sahnehäubchen on top jagt ein Spannungshöhepunkt den nächsten. Die
Schauplätze sind so talentiert und maßvoll zugleich beschrieben, dass ich das Gefühl
entwickle, Atlanta wie das innerste meiner Handtasche zu kennen.
Die Hauptprotagonistin Kate wird enorm gut und
feingliedrig in ihren Charaktereigenschaften beschrieben, wie alle anderen
Figuren auch. Ich kenne ihr Aussehen, weiß was sie fühlt und wie sie unter den
Demütigungen die ihr wiederfahren leidet. Ihr persönlicher Konflikt besteht
darin, dass sie aus wohlbehüteten Familienverhältnissen in die schmutzige, ihr
bisher verborgenen Realität eintaucht. Sie spürt dass sie beobachtet wird, doch
zunächst glaubt sie nicht an eine ernste Bedrohung. Auf Grund der Begebenheiten
in dieser komplexen Handlung entwickelt sie sich weiter. Sie wird zäh, kann
sich behaupten und wird bald geschätzt, doch bis dahin stolpert sie über
steinige Wege.
Maggie stößt in ihrer Familie auf Widerstand, denn
niemand will sie als Cop akzeptieren. Weder ihr Bruder, noch ihr großkotziger
Onkel Terry, beide Cops, lassen sie ihr Leben leben. Alles muss nach den
Vorstellungen des gewalttätigen Onkels und Police Seargants funktionieren und
wenn nicht, lässt er seine Fäuste sprechen, inmitten Maggies Gesicht. Maggie
erfährt lediglich mütterliche Zuneigung, wenn Delia ihr Flusen von der Uniform
zupf. Stets gedemütigt lebt sie in der Angst etwas Falsches zu tun.
Maggies frühere Partnerin Gail Patterson arbeitet als
Hure undercover. Sie kennt die Gesetze der Straßen Atlantas und sie ist
jederzeit bereit Kriminellen ihre Gewaltbereitschaft entgegen zu setzen. Ihr
Charakter agiert zwischen äußerster Brutalität und Boshaftigkeit auf der Straße
und überraschenden kollegialen Handlungen, die man von ihr niemals erwarten
würde. Sie ist jeden Tag zerschunden und hält weiter durch, denn sie beherrscht
das Spiel der Selbstverleugnung meisterhaft.
Der Atlanter Shooter ist bestens mit polizeiinternen Informationen
versorgt. Er kennt die Polizeicodes und sucht sich seine Opfer unter den Cops gezielt
aus. Er unterbricht die Funkverbindungen, lässt seine Opfer niederknien und schießt
ihnen auf brutalste Weise gezielt in den Kopf.
Trotz der gewaltvollen Thriller-Elemente kommen Emotionen
hier nicht zu kurz und viele Begebenheiten berühren zutiefst.
Diese Story umspielt Figuren, die nicht in die
gesellschaftliche Norm passen. Die Konflikte die Menschen daraus ableiten
werden hier zu einer explosiven Handlung, die mich als Leserin handlungsunfähig
fesselte. Meine Erwartungen an diesen Thriller von Karin Slaughter wurden
absolut und vollständig erfüllt, wie immer.
Für manch einen Leser mag dieses Buch zu brutal
erscheinen, doch es spiegelt die Realität der 70er Jahre in den USA wieder.
Hochkarätiger, spannungsgeladener Thriller mit
interessanten Charakteren. Top recherchiert und erschütternd authentisch.
Nichts für zarte Seelen, aber meine absolute
Leseempfehlung für alle Thriller-Fans.
Erscheinungsdatum Erstausgabe : 09.11.2015
Aktuelle Ausgabe : 09.11.2015
Verlag: Blanvalet Verlag
ISBN: 9783764505516
Flexibler Einband 544 Seiten
Sprache: Deutsch
Hey,
AntwortenLöschenich kenne von Karin Slaughter bisher nur "Gottlos", was mir sehr gut gefallen hat. In den Weihnachtsferien habe ich das Hörbuch erneut gehört und mir vorgenommen, mehr von der Autorin zu lesen.
Dieses Buch spricht mich inhaltlich nicht so an, da ich lieber Geschichten aus der Gegenwart mag und mir die 70er Jahre schon fast zu lang her sind.
Aber ich werde bestimmt noch mehr aus der Reihe um Linton und Tolliver lesen.
Hey,
AntwortenLöschenich kenne von Karin Slaughter bisher nur "Gottlos", was mir sehr gut gefallen hat. In den Weihnachtsferien habe ich das Hörbuch erneut gehört und mir vorgenommen, mehr von der Autorin zu lesen.
Dieses Buch spricht mich inhaltlich nicht so an, da ich lieber Geschichten aus der Gegenwart mag und mir die 70er Jahre schon fast zu lang her sind.
Aber ich werde bestimmt noch mehr aus der Reihe um Linton und Tolliver lesen.
Liebe j125,
Löschendein Argument ist nachvollziehbar, aber, jetzt kommt ein grooooßes "Aber": Es spielt wirklich kaum eine Rolle. Wenn du Gottlos magst, gefällt dir Cop Town bestimmt ebenfalls.
Liebe Grüße Nisnis
Hey Nisnis,
AntwortenLöschenich bin jetzt schon so manches Mal über das Buch gestolpert und konnte mich nie fest entschließen das Buch mitzunehmen. Nach deiner tollen Rezi wandert es aber direkt auf meinen Wunschzettel. Ich bin nicht so der mega Thriller-Leser aber gegen ein paar schöne Gruselstunden hab ich dann doch nichts einzuwenden :D
Liebe Grüße
Tinker