Reportage - Karma Highway von Michael Obert

29 Januar 2018

Die Grammatik des Highway 6 

Quer durch Indien. Eine eindrückliche Reportage.

Eine 2000 Kilometer lange Reise mit dem Lastwagen von Kalkutta nach Mumbai, mitten hinein in ein Universum, in dem Karma wichtiger ist als intakte Bremsen und Millimeter über Leben und Tod entscheiden. Kann man Indien verstehen? Michael Obert ist bereit, alles dafür zu riskieren.

Michael Obert ließ mit 27 Jahren auf dem Amazonas seine Karriere als Manager hinter sich und wurde zum Reisenden. Heute gehört er zu den bekanntesten Reportern im deutschsprachigen Raum, u.a. ausgezeichnet mit dem Deutschen Reporterpreis und dem Otto Brenner Preis. Sein Regiedebüt, der Kinofilm »Song from the Forest«, wurde mit mehreren internationalen Dokumentarfilmpreisen prämiert und schaffte es 2016 in die Vorauswahl für die Oscars. (Quelle: Dumont)
Michael Obert studierte Betriebswirtschaft und machte Karriere als Jungmanager, bis er kündigte und zu einer zweijährigen Reise durch Lateinamerika aufbrach.
Anschließend begann er ein neues Leben als Buchautor und Journalist und berichtet seither vor allem aus Afrika und dem Nahen Osten.

Seine Reportagen erscheinen unter anderem in Süddeutsche Zeitung Magazin, DIE ZEIT und ZEIT Magazin, GEO, National Geographic und Greenpeace Magazin sowie in internationalen Medien wie Sunday Times Magazine (London), The Journal (New York), Das Magazin (Zürich), GQ France, Courrier International (Paris), Dagens Næringsliv (Oslo) und Himal Southasian (Katmandu).

Sein Regiedebüt Song from the Forest wurde mit mehreren internationalen Dokumentarfilmpreisen ausgezeichnet und schaffte es 2016 in die Vorauswahl für die Oscars.

Als Afrika-Experte, interkultureller Trainer und Coach berät Michael Obert weltweit Politik, Wirtschaft und Organisationen und verleiht dem afrikanischen Kontinent in deutschen Medien eine Stimme.

2017 gründete Michael Obert die Reporter-Akademie Berlin. (Quelle: www.obert.de)
Michael Obert ist von Westbengalen, quer durch Indien gereist. Er reiste in einem Lastwagen, einem von 6 Millionen in Indien, die dreiviertel des Warenverkehrs ausmachen, auf dem Highway Nr. 6. Auf Spurensuche, das weite Land des Subkontinents und das Milliardenvolk zu enträtseln, fuhr er im Laster (Tata) von Sitaram, von Kalkutta nach Mumbai. Von Ost nach West, auf einem angeschweißten Campingstuhl durch ein Land, wo ein Verkehrsinfarkt zum Alltag gehört und wo Karma wichtiger ist, als Sicherheitsabstand. 1600 Kilometer in sieben Tagen bei einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 10 km/h.

Michael Obert erhält an Sitarams Seite tiefe Einblicke in das Leben des Lastwagenfahrers, der nur einmal im Jahr zuhause ist, mit einem Einkommen von umgerechnet 100 Euro zurechtkommen muss und der täglich mehr als 14 Stunden am Steuer sitzt. Die Fahrer, die alltäglich auf den abstrus chaotischen Straßen Indiens unterwegs sind, haben kaum Berührungspunkte zur Normalbevölkerung, so dass sich ihr Leben wie in einer Parallelwelt abspielt. Michael Obert erzählt von Begegnungen mit Wasserbüffeln, die die Straße kreuzen, von stigmatisierten Fahrern, die mutwillig das HIV-Virus übertragen sollen und von Kondomen, mit denen sie Kühlerschläuche reparieren.
Tagebuchähnlich schildert er die Eindrücke seiner Reise und untermauert diese, mit schwarzweißen Fotografien. Er erzählt von den Sitten, Gebräuchen und vom Glauben der Lastwagenfahrer, die ihre Tatas mit Hindu-Aufklebern verschönern und ihre Trucks unterwegs von Hindu-Priestern segnen lassen. Karma ist ihnen das wichtigste und sie vertrauen ihren Göttern.

Michael Obert füllt das viel zu kleine Büchlein in einem flüssigen Stil und in einer angenehmen Sprache. Als Leser erhält man einen wirklich guten Eindruck, von den Gegebenheiten in Indien, die uns so fremd sind und so unwirklich erscheinen. Manches Mal muss man über Dialoge schmunzeln, obwohl sie aus Sicht der Lastwagenfahrer, alles andere als lustig sind.

Als Michael Obert seine beeindruckende Reise beendet, ist er ausgebrannt und dankbar angekommen zu sein.

Dieses einundsiebzig Seiten starke Büchlein ist eine wundervolle Reportage, über eine Reise im Lastwagen, quer durch Indien. Für jeden, der sich für den bevölkerungsreichen Subkontinent interessiert, ist Karma Highway ein „nice to have“.

Vielen Dank für dieses schöne, besondere Geschenk, liebe Petrissa.

©nisnis-buecherliebe

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Wortakzente




Erscheinungsdatum Erstausgabe: 05.04.2017

Aktuelle Ausgabe: 05.04.2017

Verlag: DuMont Reiseverlag

Fester Einband


Sprache: Deutsch

14 Kommentare:

  1. Liebe Anja,

    was für ein kleines interessantes Buch. Danke für die schöne Rezi!

    Liebe Grüße
    Tanja

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    1. Das war es, liebe Tanja. Ich werde sicher weitere Reportagen von Michael Obert lesen.

      Viele liebe Grüße

      Anja

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  2. Hallo Anja,

    Das hört sich echt interessant an. Ich war noch nie in Indien, aber dafür ist meine Schwester dort schon oft und lange gereist. Ich werde es mir als Geschenkidee für sie merken. Danke für den Tipp!

    Liebe Grüße
    Sonja

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    1. Liebe Sonja,

      dann wird sich deine Schwester sicher mit ihm wohlfühlen und vieles wiedererkennen.

      Viele liebe Grüße

      Anja

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  3. Liebe Anja,

    ach, es freut mich sehr, dass es Dir auch gefallen hat!

    Liebe Grüße
    Petrissa

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    1. Liebe Petrissa,

      es war eine interessante und aufregende Reise ;-).

      Liebe Grüße

      Anja

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  4. Das klingt ja super interessant. Aber wie kann man da mit 71 Seiten auskommen? Das klingt ja so, als könne man weit mehr zu dieser Welt und dem Leben des Fahrers sagen, die so gar nichts mit unserem Durchschnittsalltag in Deutschland gemeinsam haben.

    LG Gabi

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    1. Oh ja, liebe Gabi. Und trotz der wenigen Seiten, bekommst du unglaublich viele Informationen über Kultur, Landschaft, Alltag, Leben und Glauben. Richtig klasse und intensiv gemacht. Michael Obert hat einige von diesen Reportagen geschrieben, da finde ich sicher noch einmal etwas thematisch, dass mich interessiert.

      Liebe Grüße

      Anja

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  5. Hi Anja,
    was für ein schönes Geschenk von Petrissa, ein hübsches kleines Heftlein, das es wohl in sich hat!
    Liebe Grüße
    Daniela
    PS: Ich hab dich für den Liebster Award TAG nominiert, vielleicht magst du ja mitmachen.

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    1. Liebe Daniela,

      das war wirklich eine besondere Überraschung, als dieses kleine Büchlein hier ankam. Wir kennen seid Jahren viele Inder und so interessiert man sich auch für deren Kultur. Ich hatte damals die Rezi bei Petrissa gelesen und für schön befunden und so kam dann Weihnachten diese Überraschung.

      Lieben Dank für den Tag. Total lieb, aber ich glaube ich schaffe es im Moment nicht. Ich hab es mir notiert, aber sei mir bitte nicht böse, wenn es doch nicht klappt.

      Ganz liebe Grüße

      Anja

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  6. Liebe Anja,
    das ist absolut ein Buch für mich! Ich war noch nie in Indien, interessiere mich aber sehr für das Land. Ich habe zu meinem Schwerpunkt von arabischer Literatur, auch die der japanischen und indischen hinzugefügt und wurde bisher nicht enttäuscht. Sehr schön, dass dich das Buch auch so begeistern konnte. :-)
    GlG, monerl

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    1. Liebe Monerl,

      absolut. Wir haben Freund in Indien, ursprünglich sind sie aus Bangladesh. Die Kultur ist sehr faszinierend und Indien möchte ich sehr gern einmal sehen.

      Liebe Grüße

      Anja

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  7. Oh, das hört sich für mich alte Sachbuch-Süchti sehr interessant an - und es ist als ebook verfügbar und wandert gleich mal auf meine "Lesen Will"-Liste - danke für den Tipp!

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    1. Ich habe dieses Büchlein total gern gelesen, denn es vermittelt, trotz seiner Kürze, einen Blick in die indische Kultur.

      Liebe Grüße

      Anja

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