Kriminalroman - Das Mädchen im Eis von Robert Bryndza

25 März 2018

Auf Augenhöhe 

Vielversprechender Krimi-Reihenauftakt

Ein bitterkalter Wintertag hüllt London in Schnee und Schweigen. Das Klingeln eines Handys durchbricht die gespenstische Stille eines zugefrorenen Sees. Doch niemand antwortet. Nur wenige Zentimeter daneben ragen Finger aus dem Eis …

Acht Monate sind vergangen seit Detective Erika Fosters letztem Einsatz, der in einer Katastrophe endete und ihrem Mann das Leben kostete. Doch es ist an der Zeit, nach vorn zu blicken. Die Tochter einer der mächtigsten Familien Londons wurde ermordet, und Erika setzt alles daran, den Schuldigen zu finden. Während sie noch gegen die Dämonen der Vergangenheit kämpft, rückt sie ins Visier eines gnadenlosen Killers.

Robert Bryndza ist in England geboren und hat in den USA und Kanada gelebt, ehe er mit seinem slowakischen Mann in dessen Heimat zog. Er hat eine Schauspielausbildung absolviert und ist heute hauptberuflich als Autor tätig. »Das Mädchen im Eis« ist der Auftakt seiner Krimireihe um Detective Erika Foster, die in 22 Ländern erscheint. (Quelle: Penguin Verlag / Random House)

Autor Robert Bryndza ist mit seiner Hauptfigur Detective Erika Fosters ein spannender Reihenauftakt gelungen. Es ist nachvollziehbar, dass dieser Krimi in den USA und in England bereits auf Platz 1 platziert ist, denn Robert Bryndzas Schreibstil und seine komplexe Handlung zeugen von literarischem Potenzial. Zwar kann der Autor die knisternde Hochspannung nicht durchgängig halten, aber durch eine interessant inszenierte Ermittler-Story bleibt man als Leser trotzdem gut unterhalten dran.

Mühelos gelingt der Einstieg in die Geschichte, da Bryndzas Erzählstil und Sprache ausgewogen, leicht verständlich und flüssig erscheinen.

Detective Erika Fosters ist sympathisch, taff und sie schwimmt ohne mit der Wimper zu zucken gegen den Strom. Sie erhält den neuen Fall der jungen, ermordeten und geschändeten Andrea, obwohl ein Kollege bereits Ermittlungen aufgenommen hatte. Dass das nicht zu einer besonders guten Stimmung im Polizei-Team führt, ist authentisch gezeichnet, wenn auch manche Szenen etwas überspitzt dargestellt werden.

Unabhängig davon, wie sich Erika emotional und körperlich fühlt, stehen die Ermittlungen für sie absolut im Vordergrund. Sie ist eisernen Willens, den Mörder der jungen Andrea aufzuspüren und wiedersetzt sich nicht nur ihrem Vorgesetzten, Kollegen und einer Suspendierung, sondern auch den gesellschaftlich mächtigen, arrogant wirkenden Eltern, der jungen Toten, für die das Tötungsdelikt auch einen gesellschaftlichen Skandal bedeuten.

Auszugsweise erlauben es kleine Rückblicke zu erkennen, dass Erika bei ihrem letzten Fall einen Fehler begangen hat, der für ihren Ehemann tödlich endete. Seit her leidet Erika unter wiederkehrenden Alpträumen, Panikattacken und Angstzuständen, die jedoch angemessen und maßvoll in die Handlung eingearbeitet sind.

Robert Bryndza stellt jedoch nicht die vollständige Begebenheit dieses, für Erika zutiefst erschütternden Ereignisses zur Verfügung, so dass man wahrlich an den Seiten hängt, in der Hoffnung die ganze Story zu erfahren. Doch bis zum Schluss bleiben viele Dinge offen, die aus meiner persönlichen Sicht bereits in diesem Band hätten aufgelöst werden müssen. Somit sortiere ich diesen Kriminalroman als gut und solide, nicht aber als herausragend ein, obwohl ich sicher den Nachfolger-Band lesen möchte.

Robert Bryndza lässt in seinem Kriminalroman zahlreiche Figuren agieren, die vielschichtige Charaktere aufweisen. Einzelne Figuren sind perfekt gelungen, anderen fehlt es an Tiefe. Während Bryndzas Stil und Story literarisches Talent erkennen lassen, nimmt man als Leser ein schlangenlinienähnliches auf und ab, zwischen gelungenem Buch und herausragendem Buch wahr. Von rasantem Tempo, bis zu ein paar Längen und Spannungsabriss ist einfach alles dabei. Der nächste Fall um Erika muss für mich dichter und harmonischer funktionieren.

Die Stimmung ist knisternd, teilweise düster und dynamisch. Hochspannend und rätselhaft wird es, als Erika bedroht wird und ein Erzählstrang die Sicht des Täters offenbart und zahlreiche Wendungen folgen. Die intensiv und informativ dargestellte Polizeiarbeit wirkt authentisch und es gibt reichlich Futter, um selbst im Kopf mit zu ermitteln. Was wollen wir Krimi-Fans mehr?

Ein gelungener Reihenauftakt für Robert Bryndzas Ermittlerin Detective Erika Fosters. Spannend und solide ermittelt die taffe Erika Fosters in einem für die Eltern der jungen Toten skandalösem Fall. Erika Fosters hat das Herz am rechten Fleck und sie wiedersetzt sich allem, was sie daran hindert den Mordfall zu lösen. Zwar geschehen brutale Tötungsdelikte, dennoch können auch Liebhaber von unblutigen Krimis hier zugreifen, da die Ermittlerarbeit im Vordergrund steht.


©nisnis-buecherliebe.de


Aus dem Englischen von Charlotte Breuer, Marion Matheis und Norbert Möllemann

Erscheinungsdatum Erstausgabe: 11.09.2017

Aktuelle Ausgabe: 11.09.2017



Flexibler Einband 432 Seiten

Sprache: Deutsch

6 Kommentare:

  1. Liebe Anja,

    deine tolle Rezension sorgt wieder für neues Futter für meine Wunschliste. Es klingt nach einem interessanten und spannenden Reihenauftakt.

    Liebe Grüße
    Tanja

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    1. Liebe Tanja,

      der Autor hat für mich definitiv ein Potenzial, dem zu Folgen sicher eine gute Idee ist. Ich werde einen zweiten Band sicher lesen.

      Liebe Grüße

      Anja

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  2. Was für ein dramatischer Einstieg!
    Ich mag weibliche Krimihelden, wenn auch die gebeutelte Ermittlerin mit schwerem privatem Schicksal schon gehörig oft strapaziert wurde. Klingt aber so, dass das Private hier nur einen untergeordnete Rolle spielt. Und wenn gewisse Dinge (leider) offen bleiben, behalte ich Serie und Autor im Auge und warte erst mal ab, wie ein zweiter Teil ankommt. Ich kann es mir ja leisten, noch abzuwarten, der SUB ist ja hoch genug ;-)
    Danke für diese Buchvorstellung.
    LG Gabi

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    1. Liebe Gabi,

      stimmt, das Private knistert geheimnisvoll durch dieses Buch, aber es bleibt nebelig und das gefällt mir gut. Im Moment bin ich diese ganzen kranken Seelen etwas leid.

      Liebe Grüße

      Anja

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  3. Hm- ich bin gerade in Krimi-Stimmung und der hört sich durchaus so an, als könnte er mir gefallen. Allerdings stimme ich Frau Laberladen zu - ich brauch jetzt nicht dringend Ermittlerinnen mit privater Beutelung... Danke für die Vorstellung!

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    1. Liebe Domic,

      dann empfehle ich dir den Krimi, zu dem ich heute eine Rezension veröffentlicht habe. Ich kann mir gut vorstellen, dass dir dieser Krimi gut gefallen wird.

      Liebe Grüße

      Anja

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