Der Kampf gegen eine erschreckende und brandaktuelle islamistische Terrorbedrohung
Als in Berlin ein BND-Informant von der CIA einkassiert wird und zeitgleich die Ehefrau des Informanten im Jemen entführt wird, muss der Leiter des BND Krause mit Hilfe seines Mitarbeiters Karl Müller im Jemen unverzüglich Gegenmaßnahmen ergreifen.
Der BND vermutet, dass die Jugendlichen in terroristische Ausbildungslager gebracht werden, dort den Islam erlernen müssen und zu Selbstmordattentätern ausgebildet werden. Als Svenja und Thomas Dehner im pakistanischen Stammesgebiet unter Einsatz ihres Lebens observieren, bemerken sie dass die CIA ebenso aktiv ist.
Das Cover gibt den Blick in eine schäbige Fabrikhalle frei.
Schemenhaft erkenne ich Schienen die in Richtung eines hellen Lichts führen.
Inmitten des Gegenlichts steht ein Unbekannter. Ob er dem Licht entgegenstrebt,
dass ihn aus der Dunkelheit der bizarren neuen terroristischen Gefahr herausführen
wird?
Jacques Berndorf ist das Pseudonym von Michael Preute. Der
1936 in Duisburg geborene Journalist lebt seit Mitte der 80er Jahre in der
Eifel. Bevor er sich ganz dem Schreiben als Autor widmete, arbeitete er unter
anderem für den Stern und den Spiegel. Seine Eifel-Krimis mit dem Ermittler
Siggi Baumeister wurden zu Bestsellern und erreichten Kultstatus. 2003 erhielt
Michael Preute den "Ehrenglauser" für seine Verdienste um die
deutschsprachige Kriminalliteratur.
Für Jaques Berndorfs BND-Reihe um Karl Müller öffnete ihm der
BND als erstem Außenstehenden die Türen für Recherchen. Bisher erschienen im
Heyne Verlag zu dieser Reihe bereits "Ein guter Mann",
"Bruderdienst", "Der Meisterschüler" und "Die Grenzgängerin".
Berndorfs Roman, in einer niveauvollen und klaren Sprache,
lebt von zahlreichen Dialogen, die durch den angenehmen fließenden Schreibstil
immer deutlich einer Figur zuzuordnen war. Ich mag es immer besonders, wenn der
Autor auf Umgangssprachliches verzichtet. Die verschiedenen Erzählstränge entstehen
in diesem Roman oftmals auf Grund der unterschiedlichen Einsatzorte der
BND-Agenten die ihre Aufträge ohne Machogehabe ausführen. Mal bin ich inmitten
von Berlin und dann werde ich mit nach Afghanistan und Pakistan genommen und
sehe die kargen Landschaften, die Gebirgsregionen und die Wüste leibhaftig vor
mir.
Die Handlung ist beunruhigend und authentisch, denn sie
befasst sich mit der Rekrutierung von Jugendlichen, die in Terrorcamps zu
radikalen Islamisten erzogen werden sollen.
Die Figuren mit ihren aussagekräftigen Charaktereigenschaften
sind sehr genau und interessant erschaffen. Die BND-Agenten sind weit entfernt
von den sonst so typischen Actionfiguren im Geheimdienstumfeld. Sie sind
kompetent, agieren unter Höchstleistung, doch der menschliche Aspekt fehlt hier
bei keiner Figur. Ihre Handlungen sind so glaubwürdig dargestellt, dass ich
manchmal glaube einen Tatsachenbericht zu lesen.
Neben der eigentlichen Handlung fließen auch berührende
Schicksalsschläge und unrund laufenden Lebensgeschichten der BNDler harmonisch
mit in die Geschichte ein.
Krause, der Leiter dieser Ermittlungsgruppe, kümmerte sich beispielsweise
viele Jahre an der Seite seiner Ehefrau Walli um einen schwerbehinderten jungen
Mann, der plötzlich verstirbt. Walli dreht völlig durch und Krause muss sich
neben seinen in lebensbedrohlicher Gefahr schwebenden Agenten und um seine Frau
kümmern.
Goldhändchen, dass IT- und Überwachungsgenie der Gruppe, der
stets in der Lage ist einen Ausweg aus brenzligen und ausweglosen Situationen
für seine Kollegen zu managen ist plötzlich wie apathisch. Dabei unterlässt er Hilfestellungen
und versäumt es die Agenten im Ausland ausreichend zu informieren, die dadurch
um ein Haar ums Leben kommen. An dieser Stelle möchte ich nicht verraten, was
in Goldhändchen vorgeht.
Die Spannung wird gleichmäßig gut aufrechterhalten. Einzelne
Höhepunkte ragen heraus, doch sie gelingen hier nicht explosionsartig. Es ist
eher die realitätsnahe Geschichte an sich die mich durch die Seiten treibt,
weil ich unbedingt die Hintergründe erschließen möchte.
Meine Erwartungen an diesen Roman wurden definitiv positiv über
den Haufen geworfen, da er keine große Ähnlichkeit mit „normalen“ Krimis
besitzt. Hier geht es hauptsächlich um die Darstellung wie der BND tatsächlich
heute arbeitet, wie die BNDler handeln, empfinden und letztendlich auch wie sie
verzweifeln.
Trotz der authentischen Handlung, die ich auf Grund ihrer
Tiefgründigkeit sehr mochte, fehlte mir etwas. Ich konnte die Jagd der BNDler
nicht richtungsweisend greifen und wusste lange nicht wer warum „genau“ das
Ziel dieser BND-Aktion ist. Vernetzte Geheimdienste, Drogenhandel,
Menschenhandel und radikaler Terrorismus sind die Themen um die sich die Story
dreht. Trotz dieser Kritikpunkte hat mir dieser Roman jedoch sehr gut gefallen.
Wer einen glaubwürdigen Einblick in die Arbeit des BND
erlesen möchte, ist mit dieser Geschichte wohl aufgehoben.
Die Tiefgründigkeit dieser Story entsetzt und sie
hinterlässt ein düsteres Gefühl bezogen auf die terroristisch- islamistische
Radikalisierung.
Autor: Jaques Berndorf
Titel: Lockvogel
Erscheinungsdatum Erstausgabe : 23.11.2015
Aktuelle Ausgabe : 23.11.2015
Verlag : Heyne HC
ISBN: 9783453266735
Fester Einband 352 Seiten
Sprache: Deutsch
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