Geschundene Körper, gepeinigte Seelen – Post Mortem wird dich fesseln und dir deinen Atem rauben
Eine Familie verschwindet, nur Tochter Akina konnte sich rechtzeitig retten. Der Ehemann und Vater, Reporter, wird tot in einem Hotel aufgefunden. Er hinterlässt Emilia Ness, Agentin bei Interpol, und seinem Bruder Avram Kuyper, Auftragskiller, je eine skurrile letzte Nachricht.Im Zuge ihrer getrennt voneinander ablaufenden Ermittlungen und Recherchen wird ihnen ein unfassbar brutales und unerträgliches Snuff-Video zugespielt, hinter dem eine eiskalte, seelenlose und unberechenbare Bestie stecken muss.
Emilias polizeiliche Kompetenz führt sie bald auf Spuren, die sie hinab in eine düstere Welt ziehen. Atemlos ermittelt sie mit ihrem Kollegen Mikka Kessler, während Avram Kuyper nur noch seine Familie rächen will.
"Dann zuckte sie plötzlich zusammen. Sie kniff die Augen zu und brüllte in ihren Knebel, als würde sie bei lebendigem Leib aufgespießt. Eine Träne quoll aus ihren geschlossenen Lidern, floss in die aufgeplatzte Stelle und rann dann als roter Blutfaden an ihrer Wange herab."
Das Cover ist mit seinen glänzenden kleinen und größeren
Wassertropfen eine optische Praline. Es sprach mich sofort an und als ich es
live in den Händen hielt, wuchs meine Begeisterung noch mehr. Die Tropfen sind leicht
erhaben und bieten ein wundervolles Tasterlebnis. Der Titel „Post Mortem“ ist
schwarz gedruckt. An den Rändern der Buchstaben zeichnen sich wie von Feuchtigkeit
benetzte Blutspuren ab, eben so, als wären es blutige Tränen die leicht
verlaufen. Damit ist der Bezug von Cover, Titel und zur Handlung perfekt
hergestellt.
Mark Roderick arbeitete nach dem BWL-Studium jahrelang als
Personalentwickler und Projektmanager im Finanzbereich, bevor er 2008 ins
Controlling eines juristischen Fachverlags wechselte. Er lebt mit seiner Familie
in der Nähe von Stuttgart und schreibt seit zwanzig Jahren Bücher unter
verschiedenen Pseudonymen, die nicht nur in Deutschland veröffentlicht wurden.
Mark Roderick hat mit Post Mortem – Tränen aus Blut - einen
äußerst rasanten Page-Turner geschrieben. Die Handlung hat mich unglaublich gefesselt
und vorangetrieben.
Der Schreibstil Mark Rodericks ist samtweich und sehr
angenehm zu lesen, jedoch Vorsicht, ich meine damit nur seinen Schreibstil und
keinesfalls den Inhalt seiner Worte. Der Inhalt seiner Worte ist alles andere als
samtweich, denn die Handlung strotzt vor bestialischer Gewalt, die man sich in
seinen schlimmsten Alpträumen nicht vorstellen möchte und dennoch schafft es
Mark Roderick, seinen Thriller nicht blutrünstig oder ekelhaft zu gestalten, da
er diese Szenen in guter Ausdrucksweise taktvoll und maßvoll beschreibt.
Die Schauplätze der Verbrechen sind detailliert und so
schaurig beschrieben, dass ich glaube mich vor Ort zu befinden. Innere Kälte
macht sich in mir breit und ich empfinde Grauen, bekomme Gänsehaut und muss
immer wieder ungläubig den Kopf darüber schütteln, wie sehr mich die Fantasie
des Autoren schockt. Und immer, wenn ich in etwas ruhigeres Lese-Fahrwasser
komme, explodiert ein weiterer Spannungshöhepunkt, der mich erneut aufrüttelt
und aufwühlt.
Das Besondere an diesem Thriller sind die Figuren Emilie
Ness, Agentin bei Interpol, und Avram Kyper, Profikiller. Beide sind dem Täter
auf ihre besondere Weise auf der Spur. Emilia will den Täter verurteilt sehen
und Avram will nur noch seine Familie rächen. So erhält der Leser zwei
Perspektiven und Sichtweisen die unterschiedlicher kaum sein können, auch wenn
beide unabhängig voneinander auf den Spuren von ein und demselben Täter wandeln
und auch stolpern.
Diese beiden Figuren verdeutlichen, was Hinterbliebene von brutalen Verbrechen an
Gedankengängen über Gerechtigkeit und Vergeltung durchleben. Diese
unterschiedlichen Perspektiven haben mich noch einmal mehr an die äußerst
spannende und gewollt verworrene Handlung gebunden.
Bis zu Letzt bin ich nicht
in der Lage zu erahnen, wer der Täter ist.
Das Buch gestaltet sich somit durch zwei Haupterzählstränge.
Ab und an blitzt ein weiterer Erzählstrang auf, der weitere Perspektiven in die
dunkle Welt der Verbrechen gewährt.
Die Charaktere sind interessant gezeichnet. Avram ist
Auftragskiller und in seinem Job eiskalt und hat dennoch einiges an
feinfühligen Emotionen zu bieten, die ihn sehr sympathisch machen. Avrams Charakterzüge,
eiskalt und emotional, sind trotz ihrer Gegensätzlichkeit glaubwürdig. Ich
hätte mir gewünscht noch mehr aus Avrams Leben zu erfahren, doch so bleibt er
mir weiterhin etwas rätselhaft.
Die Figur Emilias ist ebenso sympathisch. Ihre polizeiliche
Kompetenz, ihr persönlicher Konflikt mit ihrer Teenie Tochter Becky und ihre
Schmetterlinge im Bauch, gegenüber ihrem attraktiven Kollegen Mikka Kessler,
machen sie angenehm authentisch. Als Emilia an der Glaubwürdigkeit Mikka
Kesslers zweifeln muss, stürzt sie in ein Wechselbad der Gefühle. Diese
Emotionen unterstreichen ihre Persönlichkeit und es ist nicht klar, wann und ob
sie erneut Vertrauen kann.
Meine Erwartung an einen spannenden und fesselnden Thriller
hat Mark Roderick mit einer Glanzleistung erfüllt, auch wenn ich zwischendurch
einen kleinen Hänger hatte, weil mein Wissensdurst nicht schnell genug gestillt
wurde. Meine einzigen Kritikpunkte: Es gibt einige Wiederholungen in dieser Geschichte,
die nicht erforderlich gewesen wären und es bleiben ein paar unbeantwortete
Fragen offen, dessen Antworten ich sehnsüchtig im zweiten Band „Post Mortem –
Zeit der Asche“ erwarte, der bereits im April 2016 bei den Fischer Verlagen
erscheinen wird.
Ein zutiefst verstörender Thriller, der durch
unterschiedliche Perspektiven besticht und bis zur letzten Seite fesselt und
spannend unterhält. Ich empfehle diesen Thriller sehr gern, doch Vorsicht, er
ist nichts für zarte Seelen.
Autor: Mark Roderick
Erscheinungsdatum Erstausgabe : 25.02.2016
Aktuelle Ausgabe : 25.02.2016
Verlag : FISCHER Taschenbuch
ISBN: 9783596031429
Flexibler Einband 512 Seiten
Sprache: Deutsch
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