Sachbuch - Gastrezension von Lienz - "15 sein - Was Jugendliche heute wirklich denken" von Melanie Mühl

15 April 2016

Alles bleibt gleich – nur anders

http://www.hanser-literaturverlage.de/buch/fuenfzehn-sein/978-3-446-25068-0/Facebook? Ist längst tot, da sind ja die Eltern, und die stören nur. Bikini Bridge? Cool, aber gefährlich. Das schlimmste Selfie? Ist das „Aftersex-Selfie“. Melanie Mühl wollte wissen, wie Jugendliche ticken. Sie hat mit ihnen gesprochen, gemailt und über WhatsApp kommuniziert. Und die Jugendlichen haben aus ihrem Leben berichtet. Offen, überraschend, berührend. Wie sie sich gegen Mobbing wehren. Was ihnen Liebe, Sex und Freundschaft wirklich bedeuten. Wovon sie träumen. Es sind ihre Geschichten, die hier erzählt werden.

In einem Satz:

Bravo, YouTube und die Stars der Teenies – top Aufklärung für die (Ä)Elter(e)n 

Mit diesem Buch gelingt Melanie Mühl ein umfassender Blick auf die Teenager im Jahr 2015. Die Aktualität besteht sicher seit 2010 und wird sich nach meiner Einschätzung über 2020 hinaus halten.

Ausgehend von dem Eindruck der „Alten“, will sagen, der Elterngeneration, widerlegt die Autorin viele falsche Vorstellungen.


Für mich ergibt sich daraus ein gar nicht so unerwartetes Fazit: 

Freundschaften sind keineswegs aufs Virtuelle beschränkt. Vielmehr ist die virtuelle Welt als Bereicherung der Kommunikation von Angesicht zu Angesicht hinzugekommen. Dabei wird jedoch nicht vergessen, auf die sich aus der Anonymität des Internets ergebenden Gefahren hinzuweisen. Es zeigt sich trotz manch sehr lauter kritischer Stimmen, insbesondere zu Online-Spielen, dass unsere Jugendlichen weit weniger naiv sind, als wir es waren. Und es wird deutlich: Ohne ein vertrauens- und liebevolles Elternhaus lauern heute wie zu unserer Zeit viele Gefahren „da draußen“.


Alles in allem befasst sich „15 sein“ mit allen Aspekten des jugendlichen Lebens: Schule, Kommunikationsmedien und Internet, Körper Beziehungen, Schule und Lesewelten.


Das meiste hat die Autorin im Gespräch mit den Jugendlichen in Erfahrung gebracht, so an ihrer eigenen Schule. Der Abschnitt „Bitte melde dich, süße Maus“ basiert auf dem Selbstversuch der Autorin. Was ich ganz prima finde.
Ein wirklich gutes Buch, das die Eltern mit ihren Sprösslingen gemeinsam lesen können, um dann darüber zu reden. Sicher ergibt sich daraus eine rege Diskussion, die möglicherweise den einen oder anderen Konflikt birgt, an die Oberfläche spielt und hoffentlich ausräumt. Auch dafür, schwierige Themen anzusprechen, bietet „15 sein“ den entsprechenden Anreiz.

Einen kleinen Kritikpunkt habe ich. Mein Eindruck ist, dass in der Hauptsache Gymnasiasten zu Wort kommen. Im Kapitel über die Schule wird dann die von allen Seiten angegriffene Hauptschule mit ihren Schülern, die zum größten Teil Migrationshintergrund haben, tatsächlich unter dem Titel „Die Außenseiter- Vom Fluch der Hauptschule“ skizziert. Alles andere zwischen dem „Fluch“ und dem Weg zur Hochschulreife wird nicht genannt.


Dessen ungeachtet: 

Ein Buch, das sich zu lesen lohnt! Für die 15-Jährigen wie die Eltern.


4 gute Sterne von 5




 Autorin: Melanie Mühl
Erscheinungsdatum Erstausgabe: 22.02.2016
Aktuelle Ausgabe: 22.02.2016
Verlag: Hanser
Flexibler Einband, 224 Seiten
Sprache: Deutsch 

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