Während Henrik mehr und mehr in den Bann der pulsierenden Stadt am Tejo gerät, entdeckt er, dass sein Onkel offenbar über Jahre hinweg Gegenstände gesammelt hat, die mit ungelösten Verbrechen in Verbindung stehen. Und kaum hat Henrik seine ersten [sic!] Pastéis de Nata genossen, versucht man, ihn umzubringen. Henrik stürzt sich in einen Fall, der sein Leben verändern wird.
Ein besonderer Mentor für einen liebenswerten Ermittler
Die deutsche Sehnsucht nach dem „Savoir-Vivre“ im warmen Südeuropa scheint sich für Henrik Falkner zu erfüllen: Er erbt das Haus seines Onkels in der Altstadt Lissabons, der Perle am Tejo. Dabei hat er seinen Onkel kaum gekannt. Außerdem war der Onkel das schwarze Schaf der Familie. Henrik bricht dementsprechend nicht in einem Freudentaumel auf, um das Erbe anzunehmen. Er ist zudem allein, der viel zu frühe Tod seiner Frau hat sein Herz verschlossen.
Vor diesem Hintergrund reist Hendrik in die Stadt voller
Charme und prallen Lebens, aber auch voller dunkler Gassen und düsterer
Geheimnisse. Ein, wie ich finde, sehr gutes Setting, das mit Sicherheit
Leserinnen sehr anspricht: Auch auf mich hat der Mann mit dem durch die Trauer
gebrochenen Herzen sofort gewirkt.
Besonders gut gefallen hat mir, wie Luis Sellano die
malerische Kulisse der
sonnigen Stadt mit einem sehr dunklen Verbrechen zu einem Bild voller schnellen Wechsels zwischen Licht und Schatten verwoben hat. Der Geruch der Wasser des Tejo steigt mir ebenso in die Nase wie der starke (gewöhnungsbedürftige) Duft von Bacalhau. Fast meine ich, den Mazagran auf der Zunge prickeln zu spüren. Und ich fühle Hendriks Angst, Unsicherheit, Zweifel, seine Sehnsüchte, aber auch sein Fremdsein in der Touristen willkommen heißenden Stadt. Nur – Hendrik ist kein Tourist und daher keineswegs stets willkommen. Im Gegenteil. Diese Bedrohung beschreibt Luis Sellano dreidimensional greifbar – sehr schön!
sonnigen Stadt mit einem sehr dunklen Verbrechen zu einem Bild voller schnellen Wechsels zwischen Licht und Schatten verwoben hat. Der Geruch der Wasser des Tejo steigt mir ebenso in die Nase wie der starke (gewöhnungsbedürftige) Duft von Bacalhau. Fast meine ich, den Mazagran auf der Zunge prickeln zu spüren. Und ich fühle Hendriks Angst, Unsicherheit, Zweifel, seine Sehnsüchte, aber auch sein Fremdsein in der Touristen willkommen heißenden Stadt. Nur – Hendrik ist kein Tourist und daher keineswegs stets willkommen. Im Gegenteil. Diese Bedrohung beschreibt Luis Sellano dreidimensional greifbar – sehr schön!
Nun ist der Autor kein Neuling beim
Schreiben, auch wenn dies sein Krimidebüt ist. Von dieser Schreiberfahrung
profitiert der Krimi. Denn Luis Sellano bindet Portugals jüngste Vergangenheit
bis 1974, die Diktatur, überzeugend und spannend mit ein in den Plot. Das ist
besonders für den deutschen Leser ein wunderbarer Kontrast und bietet neben der
Krimispannung auch Wissenserweiterung.
Auf mich hat der Krimi gewirkt wie meine
heimatliche Adria zwischen Bora und Sonnenuntergang: stürmisch, wild und
furchteinflößend auf der einen Seite, und zum Atemholen romantisch prickelnde
Stellen.
Manchmal jedoch erschien mir die Handlung ein
bisschen konstruiert. Das mag daran liegen, dass die meisten Erkenntnisse in
langen inneren Monologen Hendriks erfolgen, die dem Leser das, was geschehen
war, präsentieren und ihn etwas überfahren. Ich denke zudem, dass dies für mich
auch aufgrund sprachlich unrunder Stellen eine Rolle spielt:
grammatische Stolpersteine (vgl. Klappentext) und Unstimmigkeiten bei
Redewendungen und bildhafter Sprache (u.a. S. 126, S. 174/175).
Alles in allem ist die Sprache eher einfach und leicht
verständlich gehalten, was sicherlich nicht schadet.
Abschließend sei eine ganz besondere Köstlichkeit von Luis Sellanos
Krimi genannt: Hendrik Falkner hat bereits auf S. 47 mein Herz gewonnen, als er
das Band zu seinem verstorbenen Onkel knüpft, indem er dessem Lieblingsbuch
findet, das auch meines ist!
Ach, was muss man oft
von bösen/Kindern hören oder lesen!
An späterer Stelle, S. 260, als die Spannung sehr hoch ist,
kommt das zweite Zitat daraus: Unterdessen
auf dem Dache/ist man tätig bei der Sache.
Welch grandiose Idee, dem liebenswerten Protagonisten
Hendrik unseren berühmten Wilhelm Busch mit seinem Scharfsinn und Humor als
„Mentor“ an die Seite zu stellen!
Luis Sellano ist das Pseudonym eines deutschen Autors. Auch wenn Stockfisch bislang nicht als seine Leibspeise gilt, liebt Luis Sellano Pastéis de Nata und den Vinho Verde umso mehr. Schon sein erster Besuch in Lissabon entfachte seine große Liebe für die Stadt am Tejo. Luis Sellano lebt mit seiner Familie in Süddeutschland. Regelmäßig zieht es ihn auf die geliebte Iberische Halbinsel, um Land und Leute zu genießen und sich kulinarisch verwöhnen zu lassen.
Gute
Aktuelle Ausgabe : 13.06.2016
Verlag : Heyne
ISBN: 9783453419445
Flexibler Einband 368 Seiten
Sprache: Deutsch
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