Herner Krimisommer am 20. Juli 2016
Das Ticket zur Lesung habe
ich erst sehr kurzfristig vorbestellen
können, da ich zunächst sichergehen musste, mit meinem immer noch kranken Bein
Auto fahren- und länger sitzen zu können. Endlich kam der Tag der Lesung und nichts hielt mich noch auf.
Gegen Abend machte ich mich bei hochsommerlichen Temperaturen auf den Weg nach Herne, um
der Lesung von Autor und Drehbuchautor Andreas Pflüger, zu seinem
Action-Thriller „Endgültig“, im Literaturhaus Herne beizuwohnen.
Ein wenig versteckt, im
geschmackvoll angelegten Hinterhof der traditionellen Buchhandlung Koethers& Röttsches in Herne, verbarg sich der Eingang zum Literaturhaus.
Beim Betreten des
Literaturhauses erfüllte mich augenblicklich ein Gefühl des Wohlfühlens. Die
geschmackvoll und punktuell eingesetzten Lichtquellen und die fast unzähligen
großen, brennenden Kerzen unterstrichen das dezente und edle Ambiente, der im
Jahre 1926 erbauten und 2009 sanierten Alten Druckerei Hernes. Hier trifft die
Moderne auf eine Architektur, in dessen Räumlichkeiten viele Jahrzehnte lang Tageszeitungen
produziert wurden, dessen Flair noch heute wahrnehmbar ist und eindeutig die vorhandene,
harmonische Stimmung unterstreicht.
Das Literaturhaus, die Alte Druckerei Herne, hat sich im Laufe der letzten Jahre zu einem überregionalen
Veranstaltungsort für die Kultur- und die Literaturszene entwickelt. Nationale
und internationale Künstler und Autoren, sowie die Gäste des Literaturhauses
dürfen hier eine ganz besondere und elegante Atmosphäre genießen.
Einen schöneren Lesungsort
hätten der saarländische Autor Andreas Pflüger und der Suhrkamp Verlag kaum
auswählen können.
Während ich die ersten
Augenblicke in diesem schönen Ambiente in mich aufsog, trat Autor Andreas
Pflüger zu meiner besonders großen Freude auf mich zu und begrüßte mich
herzlichst. Erfreut dass er mich erkannte, ich hatte einer der allerersten
Rezensionen vor Erscheinen seines Action-Thrillers geschrieben. Nach einem hin und
wieder kleinen, schriftlich-buchigen und netten Kontakt und einem auf der
Leipziger Buchmesse knapp verpassten, persönlichen Treffen am Messestand des Suhrkamp
Verlags freute es mich sehr, ihn nun persönlich treffen zu dürfen.
Die sehr gut besuchte
Lesung war ein literarisches Feuerwerk. Die vier vom Autoren ausgewählten
Passagen aus dem Thriller „Endgültig“, schenkten den Zuhörern einen umfassenden
Eindruck über die spannende Handlung, die literarisch hochwertige und besondere
Sprache, den Stil und über die Figuren des Thrillers. Allen anderen Figuren
voran, widmete Andreas Pflüger „seiner Heldin“ Jenny Aaron, wie er sie so gern
nennt, einen großen Anteil der viel zu schnell verflogenen Lesungszeit,
selbstverständlich ohne zu spoilern.
Andreas Pflüger erzählt zu
Recht stolz von „seiner Heldin“, die längst auch zu der meinen und zu der von
vielen begeisterten Lesern und Hörern des Thrillers geworden ist, denn die
Polizistin Jenny Aaron ist blind.
Aaron war Elitepolizistin,
ausgestattet mit einer besonderen Sensibilität
gegenüber ihrer Umwelt. Infolge eines dramatischen Einsatzes in Barcelona
erblindet sie. Nach ihrer gelungenen Rehabilitation ist sie Verhörspezialistin
und Fallanalytikerin beim BKA. Sie lernt zwischen Worten zu tasten und erkennt
das Verborgene, dass Sehende weder sehen noch erahnen und Jenny Aaron ist alles
andere als hilfsbedürftig.
Die Recherchen zu diesem
Thriller haben Andreas Pflüger sechs Monate lang mit dem Lesen von Fachliteratur
über Blindheit beschäftigt, erzählt er den Gästen der Lesung. Meterhoch stapelten sich diese Bücher in
seinem Arbeitszimmer. Ihm ist es so unglaublich wichtig, dass „seine Heldin“ so
autark gezeichnet ist, sodass Blinde sich mit ihr identifizieren können, wenn
auch nicht alle Fähigkeiten Aarons von jedem blinden Menschen beherrschbar
sind. Und so hat sich „Endgültig“ als Hörbuch und in Braille (Blindenschrift) auch
unter Blinden zu einem wahren Bestseller entwickelt. Lesungen mit Blinden und
ihr Feedback erzählt Andreas Pflüger, geben ihm unglaublich viel Zufriedenheit.
Andreas Pflüger schätzt
sich glücklich, tiefe und persönliche Einblicke in den Alltag von blinden
Frauen erhalten zu haben. Er erzählt, wie sehr es ihn faszinierte, die offenbare
Leichtigkeit dessen spüren zu dürfen. All seine Recherchen und all sein
Geschriebenes lässt er unter dem prüfenden Blick von Professor Prof. Dr. med.habil. Bernhard Sabel, Otto-v.-Guericke Universität Magdeburg und SAVIR-Centerfür Sehbehinderung in Augenschein nehmen, der von Pflügers Lebenswerk „Endgültig“
ebenso längst begeistert infiziert ist.
Viele Leser, die „Endgültig“
bereits gelesen haben, glauben, dass er seinen Thriller optimal und intelligent
geplottet habe. Falsch, erzählt Andreas Pflüger. Er habe meistens morgens nicht
gewusst, was seine Figuren bis zum Ende des Schreibtages erleben würden.
Oftmals kam es ihm so vor, als diktierten ihm seine Protagonisten die
Handlungen.
Andreas Pflüger erläutert,
dass er die Spannung des Thrillers gezielt wellenförmig in die Geschichte
schrieb. Wellenförmig, damit der actiongeladene Teil dem Leser den Atem raubt,
gefolgt von ruhigerem Lese-Fahrwasser, damit Leser auch wieder zur inneren Ruhe
finden können.
Der actionreiche Teil ist
unglaublich rasant. Pflüger erzählt, dass diese Passagen vom Leser auch
tatsächlich am schnellsten gelesen werden, aber er als Autor, dafür auch am
längsten benötigte ihn zu schreiben. Ein so tempogeladener Text muss perfekt
und realistisch sein, damit der Leser bei diesem Pageturning nicht ins Stocken geraten
kann.
Schmunzelnd erzählt er,
dass er nach beenden seines Schreiballtags online Skat spielt und weist in die
Richtung, in der seine langjährige Skatfreundin ebenso unter den Gästen der
Lesung weilt. Er benötige diesen Ausgleich und Abstand, damit er nicht
berauscht von einer aggressiven und brutalen Szene seiner Story heraus versehentlich seiner Frau in der Küche mit
einem Messer in der Hand begegne. Der Saal muss einhellig über diese Anekdote
lächeln. Andererseits hilft ihm das Skatspiel auch, um aus hoch emotionalen
Situationen seiner Geschichte wieder hinauszukommen, die ihn hin und wieder
Tränen am Schreibtisch weinen lassen.
Andreas Pflüger liest,
doch es scheint, als erzähle er seine Handlung Wort für Wort aus seinem
Gedächtnis. Er erhebt und senkt seine Stimme, es ist mucksmäuschenstill. Eine
Gänsehaut krabbelt der nächsten hinterher. Dann gibt er wieder Tempo in seine
Erzählung und drosselt sie auch wieder, sodass die Zuhörer völlig im Bann der
Lesung gefesselt sind. Manchmal raunt ein Ah oder Oh unter den Gästen, manch
ein Zuhörer erschreckt auch und hin und wieder sieht man auch lächelnde
Gesichter, wenn eine Pointe oder Metapher zum Schmunzeln verleitet. Neben
seiner ausdrucksstarken Stimme und seiner anspruchsvollen literarischen Sprache
setzt Andreas Pflüger aber auch seine Mimik und Gestik gekonnt ein.
Es war eine ganz besondere
Lesung und ein bezaubernder Abend. Da Andreas Pflüger noch viele Lesungen in
ganz Deutschland geplant hat, möchte ich sie jedem Krimi- und Thriller-Fan und
auch allen anderen Freunden anspruchsvoller Literatur ans Herz legen.
1957 in Thüringen geboren,
aufgewachsen im Saarland und seit vielen Jahren in Berlin ist Andreas Pflüger
längst einer der renommiertesten deutschen Drehbuchautoren. Zu seinen mehrfach ausgezeichneten Arbeiten
zählen u. a. Der neunte Tag und Strajk, in der Regie von Volker Schlöndorff,
sowie über zwanzig Tatorte. (Quelle: Suhrkamp Verlag)
„Endgültig“ ist sein
zweiter Roman. Im September 2017 wird der zweite Teil der Jenny Aaron Reihe im Suhrkamp Verlag erscheinen.
Ich hoffe, euch hat dieser Ausflug zur Lesung "Endgültig" gefallen.
Ich hoffe, euch hat dieser Ausflug zur Lesung "Endgültig" gefallen.
Copyright dieses Fotos Literaturhaus Herne
Danke für diesen schönen und interessanten Bericht. Man spürt sofort das es für dich ein wirklich toller Abend war.
AntwortenLöschenJa Tanja, dass war er. Am liebsten würde ich diesen Abend noch einmal wiederholen :-).
LöschenLiebe Grüße
Nisnis
So schade, dass ich nicht dabei sein konnte!
AntwortenLöschenP.S. Deine Wiedergabe des Abends zeigt mit jeder Silbe, wie toll die Lesung war!
AntwortenLöschenWunderbar, wenn der Bericht so aus meiner Seele spricht.
LöschenLiebe Grüße
Nisnis
Toll, da wäre ich gerne dabei gewesen.
AntwortenLöschenDein Bericht ist super.
Liebe Manuela,
Löschenvielleicht gibt es auch in deiner Nähe eine Lesung zu "Endgültig". Hier der Link zu den Veranstaltungskalender im Suhrkamp Verlag:
http://www.suhrkamp.de/suchen?s=lesung+pfl%C3%BCger&x=0&y=0
Viele Grüße
Nisnis
ENDGÜLTIG ist einer der besten Thriller der letzten Zeit und eine lesung mit Andreas Pflüger ein Erlebnis.
AntwortenLöschenLieber Philipp,
Löschendas empfinde ich ebenso. Dieser Thriller hat mich unglaublich erwischt :-).
Viele Grüße
Nisnis
Hey,
AntwortenLöschenSehr schöner Bericht. Besonders der Satz "Im September 2017 wird der zweite Teil der Jenny Aaron Reihe im Suhrkamp Verlag erscheinen." freut mich grad sehr. Ich lese nicht oft Thriller, aber Endgültig fand ich super und werde definitiv weiterlesen.
Lieben Gruß
Isbel
Liebe Isbel,
Löschenaber es dauert noch so lange :-), wir werden uns in Geduld übern müssen ;-).
Herzlichst,
Nisnis
Hey!
AntwortenLöschenEin wunderbarer Bericht, bei dem man fast das Gefühl hat, dass man dabei gewesen ist (auch bedingt durch die tollen Fotos). Scheint mir, als wäre es eine tolle Lesung mit einem sehr publikumsnahen Autor gewesen. Thriller sind derzeit nicht so ganz meines, aber wenn die Phase wiederkommt, dann kann ich mir sehr gut vorstellen, mir das Buch vozuknöpfen.
LG
Yvonne
Liebe Yvonne,
Löschenstimmt. Andreas Pflüger ist sehr Leser nah und hat für viele Lesungs-Gäste ein paar freundliche Worte übrig.
Endgültig ist definitiv ein besonderes Buch, dass ich total gern empfehle.
Vielen Dank für deinen Besuch. Ich habe mich wirklich sehr gefreut.
Nisnis
Hach, jetzt bin ich ja fast ein bisschen neidisch - nein, oder doch? Das Buch fand ich absolut genial und Dein Bericht hier zu der Lesung hat mir richtig gut gefallen. Da fühlte ich mich ja direkt wieder in das Buch zurück versetzt. Auch die tollen Fotos, da passt wirklich alles. Ganz dickes Lob und liebe Grüße
AntwortenLöschenKasin
Liebe Kasin,
Löschenwenn dir Endgültig so gut gefallen hat, dann musst du unbedingt Andreas Pflügers Lesung genießen! Er tourt durch Deutschland, vielleicht findest du einen Termin in deiner Nähe. Ich verspreche dir, es würde ein Genuss für dich sein.
Viele Grüße
Nisnis
Hallo Nisnis,
AntwortenLöschenein wirklich toller Bericht! Ich muss gestehen, das ich das Buch noch gar nicht kenne, ich werde es mir aber nun mal näher anschauen. :)
Liebe Grüße
Nicole
Liebe Nicole,
LöschenEndgültig ist sicher auch etwas für dich, da bin ich mir sicher :D.
Liebe Grüße
Nisnis
Hab vielen Dank für diesen wundervollen Lesungsbericht. Jetzt freue ich mich gleich noch viel mehr auf die Lesung zur Fotzsetzung "Niemals", für die ich ja schon eine Eintrittskarte habe.
AntwortenLöschenAuch die zusätzlichen Hintergrundinfos über Andreas Pflüger und wie er zum Thema Bildheit recherchierte, fand ich sehr interessant.
LG Gabi
Es wird ganz sicher ein toller Abend. Wenn Andreas Pflüger in den Ruhrpott kommt, werde ich sicher an seiner Lesung teilnehmen.
LöschenLiebe Grüße
Anja