Flüchtlinge sollen fair und auf menschliche Weise ins Wohlstandsparadies
Deutschland geschleust werden. Sie wollen Flüchtlinge retten.
Sie quetschen Flüchtlinge nicht in Lkws, um sie beispielsweise im nächsten Bordell abzuliefern, wo sie dann ihr Leben lang Schulden abarbeiten müssen. KOKE ist seriös und am Wohle des Menschen orientiert. Es gibt kein Kleingedrucktes und alles geht fair zu.
Sie quetschen Flüchtlinge nicht in Lkws, um sie beispielsweise im nächsten Bordell abzuliefern, wo sie dann ihr Leben lang Schulden abarbeiten müssen. KOKE ist seriös und am Wohle des Menschen orientiert. Es gibt kein Kleingedrucktes und alles geht fair zu.
Doch Berlins Unterwelt ist voller Gangstas. Einer von
ihnen will KOKE zwingen ihre Route zu ändern. KOKE soll Drogen und Waffen transportieren
und Kinder, die zur Prostitution vorgesehen sind, unterwegs aufnehmen. Als sich
die beiden weigern, erklärt ihnen ein Hardcore-Gangster den Krieg. Doch bevor
sich KOKE geschlagen gibt, halten sie an ihrem Gutmenschentum fest und geben
sich äußerst kämpferisch. Doch dann geschieht etwas Unvorhergesehenes und sie finden
sich plötzlich inmitten eines brutalen Alptraums wieder.
Stefan Schweizer, geboren 1973, lebt in einer deutschen
Großstadt. Er bewegt sich gerne in fremden Kulturen, in exotischen
subkulturellen Milieus und ist Grenzgänger zwischen den Scenes: ob
psychedelische Jam-Bands, Techno-Szene oder Rap-Bewegung – Berührungsängste hat
er keine. Seit 2012 veröffentlicht er Belletristik. BERLIN GANGSTAS ist der
neue, moderne Gesellschaftsroman.
(Quelle: Schwarzkopf & Schwarzkopf Verlag)
Wer gern mehr über Stefan Schweizer lesen möchte, den lade ich herzlich zu einem Interview mit ihm ein.
(Quelle: Schwarzkopf & Schwarzkopf Verlag)
Wer gern mehr über Stefan Schweizer lesen möchte, den lade ich herzlich zu einem Interview mit ihm ein.
Der Roman beginnt mit einem Prolog, der nur vier Buchstaben
auf einer ansonsten leeren Seite präsentiert:
F. d. s., A!
(Übersetzt: Fick dich selber, Arschloch!)
Da musste ich das erste Mal schmunzeln und ich hatte auf
den nachfolgenden, dicht bedruckten 449 Seiten noch einige Male guten Grund
dazu. Aber, ich war auch berührt, zwischendurch sogar aggressiv, dann wütend und
im Neugierde-Modus total unter Spannung, den Stil genießend und unendlich erleichtert,
über ein klasse Showdown und ein geschicktes und gutes Ende.
BERLIN GANGSTAS ist mein viertes Buch, das ich von Autor
Stefan Schweizer lese. Es ist so wunderbar, wenn man als Leser spürt wie sich
schriftstellerisches Potenzial in Gold verwandelt, wenn man deutlich erkennt wie
sich der Stil weiterentwickelt und unumstößlich gefestigt hat. Wenn dann der
Stil und die Sprache noch so außergewöhnlich sind, dass der Wiedererkennungswert
auf 100 % steigt und die Handlung zu einem Lese-Highlight des Jahres wird, dann schätzt man sich als Leser sehr glücklich,
die Bücher dieses Autors genießen zu dürfen.
Bei dieser Rezension habe ich ernsthaft Sorge, dass meine
Worte diesem außergewöhnlichen Roman nicht gerecht werden könnten, denn zu
speziell ist der Stil, den ich kaum mit Sätzen umschreiben vermag.
Ich versuche es:
Die Handlung umfasst Themen wie Migration,
Ausländerkriminalität, Integration, Kriminalität und Korruption. Es geht um das
Schleusen von Flüchtlingen, Drogengeschäfte- und deren Konsum, Waffenhandel, um
innige, wahre Freundschaft und um Familie und Clans. Der Schauplatz des Romans
ist Berlin, doch er könnte in jeder größeren Stadt in Deutschland spielen, in
der die Kriminalitätsrate auf hohem Niveau agiert.
Die Handlung ist dicht. Sehr dicht sogar. Mir fällt kaum
ein Roman ein, der so dicht an dicht mit Figuren spielt, Informationen
ausschüttet ohne überladen zu wirken und der sehr lebendige Dialoge, inklusive
einer außergewöhnlichen Sprache bietet.
Die Sprache ist ein äußerst kurzweiliger Gangstas-Slang.
Er lädt trotz der ernsten Thematiken immer wieder maßvoll zum Schmunzeln ein.
Das Besondere, wie ein Sahnehäubchen oben auf ist, dass dieser Slang in
Dialogen zwischen Kemal und Kolja zusätzlich viele fundierte Fakten mitliefert.
Diese betreffen die oben genannten inhaltlichen Thematiken, das Zeitgeschehen,
Politisches und und und. Stefan Schweizer hat es glanzvoll gemeistert, seine gewissenhaften
Recherchen über 9/11, RAF, Bad Kleinen und NSU fluffig leicht und doch
anspruchsvoll in die Dialoge hineinzuschreiben ohne den Leser in irgendeiner
Weise damit zu überfordern.
Die Spannung ist prompt da. Sie explodiert zwischendurch
und verliert nie an Fahrt. Für mich ein echter Page-Turner, den ich kaum aus
der Hand legen kann.
Die eigensinnigen, authentischen Figuren Kemal und Kolja sind
definitiv sehr liebevoll gezeichnet. Aber auch die anderen, die bösen Figuren,
zeugen von intensiver Charakterisierung. Die Charaktere sind sehr detailliert
erschaffen und auch hier nehme ich als Leser so viele Charaktereigenschaften von
ihnen auf, dass ich ein sehr reales Bild der Protagonisten im Kopf habe. Auch
hier erneut eine Besonderheit. Alle Figuren besitzen auch eine persönliche Gedankenwelt,
an die Stefan Schweizer seine Leser intensiv teilhaben lässt. Dadurch gewinnt
der Roman an Authentizität. Denkt man darüber nach was in diesem Roman geschieht, dann
schockt die Wirklichkeit zutiefst und einmal mehr. Überhaupt ist die Handlung von
Tiefgründigkeit gesegnet, die ich so liebe, wenn ich lese.
Stefan Schweizer spielt auch mit Perspektiven, die von
Kapitel zu Kapitel zu Figuren springen. Der Wechsel ist für den Leser jederzeit
nachvollziehbar und so bildet sich ein übersichtliches Gesamtbild, aller
handelnden Figuren und Ereignissen.
Kemal und Kolja haben in ihrem bisherigen Leben schon
viel erlebt. Der eine haute drauf wie Rambo, der andere hatte die Taliban zum
Freund. Doch nun wollen sie Menschen helfen, sie retten und human behandeln.
Als der Hardcoregangster auftaucht und die beiden in die Knie zwingen will,
geraten diese in einen Konflikt. Sie stellen nämlich fest, dass sie scheinbar
Böses tun müssen, um Gutes zu erreichen. Diesen Konflikt hat Stefan Schweizer
bestens in Szene gesetzt und dieser begleitet den Leser durch die gesamte
Geschichte.
Das einzige was mich an diesem Roman störte, war ein nicht besonders gutes Lektorat. Da hätte der Verlag besser zweimal hingeschaut.
Das einzige was mich an diesem Roman störte, war ein nicht besonders gutes Lektorat. Da hätte der Verlag besser zweimal hingeschaut.
BERLIN GANGSTAS ist als Großstadtroman deklariert, doch
die Zuordnung des Genres ist für mich wenig nachvollziehbar. Für mich ist
BERLIN GANGSTAS ein Kriminalroman, der mit manch einem Thriller-Element
aufwartet. Ich hoffe sehr, dass die Krimi-Fans diesen Roman auch wirklich
entdecken, denn als Krimi-Fan suche ich selten unter Romanen einen
Kriminalroman.
Ein intelligenter und aktueller Gesellschaftsroman, den
ich im Genre Kriminalroman platziert hätte. Er ist sehr lesenswert, spannend
und gesellschaftskritisch, vor allem aber in einem besonderen Stil der fesselt
und sehr kurzweilig unterhält.
Meine absolute Leseempfehlung an die Leser, die gern
etwas Neues entdecken möchten.
Lese-Highlight 2016
Titel: BERLIN GANGSTAS
Autor: Stefan Schweizer
Erscheinungsdatum Erstausgabe : 01.08.2016
Aktuelle Ausgabe : 01.08.2016
Verlag : Schwarzkopf & Schwarzkopf
ISBN: 9783862655915
Flexibler Einband 480 Seiten
Sprache: Deutsch
Wow, tolle Rezi!
AntwortenLöschenDie Thematik find ich spannend, und deine Rezi hat ihr Übriges dazu getan - das Buch wandert direkt auf meine Wunschliste!
LG
Tanja
Hey Tanja,
LöschenBERLIN GANGSTAS ist definitiv etwas für dich!
Liebe Grüße
Nisnis
Hallo Nisnis,
AntwortenLöschendeine Buchvorstellung entspricht eigentlich nicht dem von mir bevorzugten Genre. Und dennoch bin ich gerade sehr angetan. Deine Begeisterung springt direkt über. Es klingt nicht nur nach einem verdammt gut geschriebenen Roman, auch würde es mich sehr interessieren einen Blick hinter diese Thematik zu werfen.
Vielen Dank für diese Rezension!
Ganz liebe Grüße Tanja :o)
Liebe Tanja,
LöschenBERLIN GANGSTAS ist nicht nur für Leser die das Genre Krimi lieben, denn zum einen besticht der Roman durch den außergewöhnlichen Stil und die Behandlung der gesellschaftskritischen Thematiken, die top recherchiert eingearbeitet sind, sondern auch durch einen Blick in die Unterwelt mit den dort vorherrschenden Konflikten. Ein tolles Highlight.
Dankeschön für deinen Besuch.
Herzlichst,
Nisnis