Mord am Hellweg
Schauplatz fiktiver Geschichten und grausamer Morde
Lesung mit Krimi- und Thriller-Autorin Susanne Kliem in Bönen-Flierich
Im Rahmen des größten internationalen Krimi-Festivals „Mordam Hellweg“ besuchte ich am 24.09.2016 die Lesung von Krimiautorin Susanne Kliem.
Glaube. Liebe. Leichenschau,
lautet der diesjährige Mordauftrag für 23 namenhafte Autoren und Autorinnen. Die Spannungs-Spezialisten aus dem Bereich Krimi & Co. sind eingeladen worden einen Kurzkrimi zu schreiben, der an den vorgegebenen Locations entlang des Hellwegs spielen soll. Daraus ist eine spannende und kurzweilige Anthologie (349 Seiten) entstanden, die vor Lokalkolorit nur so strotzt.
Die Literaturveranstaltung „Mord am Hellweg“ findet seit
2002 jeweils im Herbst eines jeden Jahres statt. Der „Hellweg“ war einst eine
wichtige Heer- und Handelsstraße. Sie verband die Städte Duisburg, Essen,
Dortmund, Unna und Paderborn. Entlang dieses Hellwegs, ehemals auch Toten –
oder Höllenweg genannt, befinden sich die Veranstaltungsorte der circa 30 Städte
und Kommunen, an denen die berühmt, berüchtigten Lesungen ausgetragen werden.
Charakteristisch für diese Veranstaltung sind die außergewöhnlichen
Veranstaltungsorte, wie z.B. Burgruinen, Kirchen, Museen, Industriedenkmäler u.v.m.
Die Anthologie beherbergt Kurzgeschichten von Bernhard
Aichner, Rainer Wittkamp, Jürgen Ehlers, Georg Haderer, Christa von Bernuth,
Jörg Steinleitner, Arno Strobel, Susanne Kliem, Elisabeth Herrmann, Horst
Eckert, Sebastian Fitzek, Judith Merchant, Fräulein Krise und Frau Freitag, Su
Turhan, Mechthild Borrmann, Matthias Wittekindt, Ria Klug, Till Raehter,
Theresa Prammer, Carsten Sebastian Henn, Gisa Pauly, Kathrin Heinrichs und Sascha Gutzeit. Sie ist im Dortmunder Grafit
Verlag erschienen.
Der Mordplan
Im vergangenen Januar besuchte Autorin Susanne Kliem das kleine
Dorf Flierich, in dem sie den Mord für ihren Kurzkrimi der Anthologie planen
und begehen wollte. Flierich ist ein Dorf im südöstlichen Gebiet der Gemeinde
Bönen und gehört zum Kreis Unna (Ruhrgebiet). Das Dorfbild wird geprägt durch das Bauwerk
der Evangelischen Kirche aus dem späten 12. Jahrhundert und den Fachwerkhäusern
des Kirchplatzes.
Susanne Kliem recherchierte zwei Tage lang vor Ort, damit
sich das schriftstellerische Feeling einstellte, um den Lokalkolorit des Dorfs
und ihrer Einwohner authentisch in die Geschichte einarbeiten zu können.
Die ehemalige Leiterin der VHS Bönen/Kamen, Annemarie Berg,
erzählte Susanne Kliem die Geschichte des Dorfs. Frau Berg zeigte ihr jeden
Winkel des Örtchens und ermöglichte persönliche Gespräche mit den Einwohnern,
die die Autorin sogar bis in ihr Häuschen einluden.
Dank Annemarie Berg und Julia Unterkötter (Kulturbüro in Bönen), gewann Susanne Kliem einen sympathischen Blick auf das kleine Dorf Flierich und lernte den Schlag Menschen kennen, den sie mit in ihre Mordplanung einbezog.
Dank Annemarie Berg und Julia Unterkötter (Kulturbüro in Bönen), gewann Susanne Kliem einen sympathischen Blick auf das kleine Dorf Flierich und lernte den Schlag Menschen kennen, den sie mit in ihre Mordplanung einbezog.
Die Lesung
Als ich langsam den Lesungsort erreichte und durch das in
der Dämmerung liegenden Örtchen fuhr, erblickte ich zwischen den schönen Fachwerkhäusern die
wunderschön angestrahlte, alte Dorfkirche. Doch als ich mich dann zu Fuß langsam
näherte, kam ich aus dem Staunen gar nicht mehr heraus. Die Veranstalter hatten
meisterhaftes geleistet und die alte Dorfkirche in ein wunderschönes Licht getaucht. Auch in der Kirche herrschte eine ebenso wundervolle und stilvolle Atmosphäre, die durch die akzentuierte Beleuchtung ein besonderes Flair für die Lesung zauberte.
Susanne Kliem begann die Lesung aus ihrem aktuellen
Kriminalroman „Trügerische Nähe“ (carls’s books), der ein gekonntes, schriftstellerisches
Geflecht aus Lügen, Eifersucht und Verrat ist.
Für die befreundeten Paare, Marlis und Johannes, Nora und
Alexander, geht ein kleiner Traum in Erfüllung, als sie ein stilvolles
Landleben der Unruhe und Hektik der Großstadt vorziehen und auf einen
renovierten Hof in einem kleinen beschaulichen Dorf ziehen. Dass Zusammenleben
ist freundschaftlich und sehr harmonisch, bis Marlis attraktive Tochter Livia,
aus erster Ehe, auf dem Hof auftaucht.
Die einst gute Stimmung schwappt schnell in angespannte,
vergiftete Befindlichkeiten der Bewohner über, die von Neid, Eifersucht und
Verdächtigungen begleitet werden. Aus Freundschaften drohen Feindschaften zu
werden und als eine Leiche in der Nähe des Hofes aufgefunden wird, ist jedem
klar, der Täter muss unter ihnen sein.
Die Zuschauer in der alten Dorfkirche waren
mucksmäuschenstill und gefesselt. Man hätte eine Stecknadel fallen hören können.
Susanne Kliem las ausdrucksstark. Sie hob ihre Stimme und senkte sie wieder,
sie preschte mit Worten voran, um der Geschichte dann wieder langsam Tempo zu nehmen, damit die Zuhörer Zeit zum atmen bekamen. Ihre Mimik und ihre maßvolle Gestik zogen wirklich jeden in die knisternde Spannung des Krimis hinein, den
ich jedem Krimi-Fan unglaublich gern ans Herz legen möchte. Wer mag kann hier meine Rezension zu Trügerische Nähe nachlesen. Des Weiteren könnt ihr hier ein Interview mit der Autorin lesen.
Nach einiger Zeit war dieser erste Teil der Lesung vorbei. Es
folgte eine kleine Pause, die die Zuschauer zu einem Getränk auf den historischen Dorfplatz einlud. Inzwischen war es stockdunkel geworden und die alte Kirche
erstrahlte in einem Meer aus bunten Farben. Die Lesungsgäste konnten sich an
diesem Augenschmaus kaum satt sehen.
Der zweite Teil der Lesung widmete sich nun dem Mord, den
Susanne Kliem im Auftrag von „Mord am Hellweg“ schriftstellerisch begangen
hatte. „Der gute Geist von Bönen“ heißt der Titel des Kurzkrimis, der in der Anthologie
veröffentlicht ist und den sie in der Kirche nun las.
Anfangs war es sehr still in der Kirche. Schließlich wusste
niemand wie düster die Lesung weitergehen würde. Doch dann, wie aus dem
Nichts, hörte man leichte Unruhe bei den Lesungsgästen. Es folgten erste zarte kleine
Auflacher, schließlich saßen wir ja in einer Kirche, bis dann das Lachen voller
Herzenslust aus den Zuschauern sprudelte. Auch ich musste mehrmals herzhaft
lachen, aber die kräftigsten Lacher kamen von den Lesungsgästen, die in Flierich
und Umgebung zuhause sind. Susanne Kliem hatte so viel Lokalkolorit in ihren hoch
spannenden Kurzkrimi hineingeschrieben, dass die Einwohner sich trotz der
mörderischen Handlung krümelig lachten. Sie erkannten Schauplätze- und die Eigenheiten der Einwohner ihres Dorfes wieder.
Die Geschichte vom Guten Geist von Bönen ist leider so kurz,
dass ich sicher spoilern würde, würde ich sie hier näher erläutern. Und so
bleibt mir nichts anderes übrig, als die kurzweilige Anthologie „Glaube. Liebe.Leichenschau“ -Mord am Hellweg (Grafit Verlag) von ganzem Herzen zu empfehlen.
Ich hätte Susanne Kliem noch stundenlang zuhören können,
aber jeder schöne Abend geht leider einmal zu Ende.
Hallo Nisnis,
AntwortenLöschenein sehr schöner Beitrag! Die Location sieht wirklich klasse aus. Ich habe bisher noch kein Buch von der Autorin gelesen, das werde ich aber bald nachholen. :)
Liebe Grüße
Nicole
Liebe Nicole,
LöschenTrügerische Nähe wird dir sicher gefallen, denn Susanne Kliem schafft es ohne viel Blutvergießen, den Leser spannend zu unterhalten.
Schön dass du hier warst.
Liebe Grüße
Nisnis
Was für ein schöner Bericht! Die Location sieht richtig toll aus!
AntwortenLöschenLG Tanja
Es war wirklich wunderschön anzusehen und das Licht versprühte eine unheimlich schöne Stimmung.
LöschenViele Grüße
Nisnis