Thriller - Ragdoll - Dein letzter Tag

13 April 2017

Sechs Opfer. 
Sechs Körperteile. 
Eine groteske Marionette.

Rasanter, atemloser Thrill 

London: Die Ermittler der Metropoliten Police werden an einen surrealen Tatort gerufen. Eine Leiche, aufgehangen an hunderten, seidenartigen Fäden wie bei einer Marionette, in einer fixierten Position. Die Leiche ist grob mit Körperteilen von insgesamt sechs Opfern zusammengeflickt worden.

Ein weißer Torso, ein schwarzes Bein, eine Männerhand und eine weibliche Hand ergeben ein Bild bizarrer Proportionen. Ein Zeigefinger der Ragdoll (Lumpenpuppe) zeigt in Richtung Fenster, auf eine gegenüberliegende Wohnung, die des besten Mordermittlers Wolf, Detective Oliver Layton-Fawkes.


Wolf identifiziert den Kopf als den von Naguib Khalid. Der Feuerbestatter. Der produktivste Serienkiller aller Zeiten, der vor vier Jahren von den Geschworenen des hohen Gerichts für nicht schuldig befunden wurde. Bei Urteilsverkündung rastete Wolf aus und tötet Khalid beinahe. Wolf wurde für das Versagen der Polizei zum Sündenbock degradiert und suspendiert, bis er vor kurzem wieder in den Polizeidienst zurückgekehrt ist.

Zeitgleich erhält TV-Journalistin Andrea, Wolfs Exfrau, eine Liste mit sechs Namen und sechs Todeszeitpunkten. Der letzte auf Abschussliste ist Wolf selbst.


Daniel Cole wurde 1983 geboren. Er hat bisher als Sanitäter, Tierschützer und für die britische Seenotrettung gearbeitet. Sein Drang, Menschen zu retten, entspringt möglicherweise dem schlechten Gewissen wegen der großen Zahl der Figuren, die er beim Schreiben umbringt. Er lebt im sonnigen Bournemouth in Südengland und ist meist am Strand anzutreffen, obwohl er eigentlich an seinem nächsten Buch schreiben sollte. Sein Debüt »Ragdoll« erscheint in 34 Ländern, die Verfilmung ist in Vorbereitung. (Quelle: Ullstein Buchverlage)


Ragdoll soll ein Debüt sein? Kaum zu glauben, denn Daniel Cole gelingt es spielend, eine einzigartige und außergewöhnliche Spannung zu erzeugen, die so knistert, dass man glaubt neben einem brennenden Feuer zu lesen.

Der Prolog ist die einzige winzige Hürde, bevor der Sog der Handlung zupackt und nicht mehr loslässt. Als Leser will ich auch nicht mehr losgelassen werden und füge mich dem rasanten Tempo, den unglaublich vielen Wendungen und Verstrickungen, bis endlich wieder genug Atemluft vorhanden ist und die letzte Seite umgeblättert ist.

Dieser Thriller macht eindeutig süchtig. Spannend verschachtelte Kapitel, fesselnd inszenierte Wendungen und eine Überraschung die die nächste jagt, bis erneut ein Spannungshöhepunkt erreicht ist. Racheengel, Geisteskrankheit, unterstellt man dem Täter und mögliche Motive geben viel Raum für Spekulationen, doch bevor man innerlich ermittelt und sich festlegt hat, wenden sich die Ereignisse überraschend erneut.

Wortgewandt und stark im Ausdruck fesseln knackige Dialoge, die in einem flüssig lockeren Schreibstil zu Papier gebracht sind, doch manchmal wird es verwirrend. Einige Kapitel bringen die Lese-Balance aus dem Gleichgewicht und Figuren lassen sich nicht sofort zuordnen, aber der Lesefluss wird nur vorübergehend gebremst und man verzeiht dem Debüt-Autor gern, denn der Rest ist nachvollziehbar und stimmig.

Die Figuren waren sehr beeindruckend erschaffen, wenn auch einige wenige blass blieben. Die Hauptfiguren, versehen mit interessanten Legenden, und deren intelligent in Szene gesetzten Querverbindungen faszinierten und beschleunigten die Lesegeschwindigkeit.

Wolf spielt eine tragende Rolle bei diesen grotesken Verbrechensfällen. Er ist Vollblutpolizist mit ungeschliffenen Kanten und ein kompetenter dazu. Sympathisch, ja, aber auch Trotzkopf, gewaltbereit, dem Alkohol zugeneigt und psychisch angeknackst. Die Kombinationen der Charaktereigenschaften überlassen Wolf auch eine emotionale Bühne, auf der er berührend sinniert und sich als Typ klar definiert und positioniert, allerdings überwiegend gegen den Strom. Er ist der Besessenheit verfallen, den Täter zu überführen und die angekündigten Mordopfer zu beschützen, dabei überschreitet er Grenzen, die ihn unkollegial und illoyal erscheinen lassen und die er auch zwischenmenschlich kaum wieder in Ordnung bringen kann.

Besonders gelungen, zwischendurch auch amüsant dargestellt, ist die Figur Edmunds, der vom Betrugsdezernat zur Mordkommission wechselte. Behandelt wie ein naiver Frischling, entwickelt er sich im Laufe der Handlung zu einem intelligenten Ermittler. Er sieht hoch zu Wolfs Partnerin Detective Sergeant Emily Baxter, die als seine Mentorin und Vorgesetzte zunächst kein gutes Haar an ihm lässt. Edmunds Frau ist schwanger und ihre Beziehung zueinander wird mit seinem ersten Mordfall gleich auf die harte Probe gestellt, da er familiär durch Abwesenheit glänzt.

Äußerlich stets unnahbar und übel gelaunt durchschaut man Emily Baxter und ihre Beziehung zu Wolf zunächst nicht. Erst im Laufe der Handlung gibt diese Figur preis, wie emotional tief sie an Wolfs Leben hängt, der scheinbar leichtfertig und dauerhaft sein Leben aufs Spiel setzt.

Die maßvoll platzierten zwischenmenschlichen Beziehungen schnüren eine harmonische Geschichte und sind der erfrischende Gegenpol zu den sonst so grotesken Verbrechen.

Auch wenn die grob zusammengeflickte Leiche mit einer Blutleere gesegnet ist, muss man sich als Leser auf brutale bis bestialische Verbrechen einstellen und im Kopfkino durchlebt man blitzartig, wie grobe Amputationen von Gliedmaßen erfolgt sein müssen, ohne das sie in diesem Thriller Erwähnung finden mussten. Der Täter, der immer näher an die Ermittlungen heranreicht, besitzt eine blühende Fantasie, wie er die gut beschützen Opfer dennoch erwischen und vernichten kann. Gibt es einen Maulwurf bei der Metropoliten Police, oder warum scheint der Täter den Ermittlungen immer einen Schritt voraus zu sein?

Nebenschauplatz TV-Redaktion. Wolfs Ex-Frau Andrea wünscht sich nichts sehnlicher, als die Abendnachrichten zu moderieren, doch ihr Chef Elijah hält sie an der kurzen Leine. Als Andrea dann selbst in das groteske Verbrechen verwickelt wird, erhält sie den Job, denn der skrupellose Elijah erwartet, dass sie selbst den Zuschauern live die Todesnachricht ihres Ex-Mannes überbringen muss.

Daniel Cole ist es gelungen, den inneren Konflikt der Reporterin kaltschnäuzig und emotional zugleich darzustellen. Andrea zeigt ein Verhalten, das darauf abzielt, Ereignisse zu Sensationen aufzubauschen, ohne Rücksichtnahme auf die laufenden Ermittlungen. Bis sie dann selbst die Sensationsgier ihres Chefs zu spüren bekommt und ernsthaft um Wolfs bedrohtes Leben bangen muss.


Ein überzeugender und hoch spannender Thriller der mühelos überzeugt und erfrischend anders ist. Spannung agiert ganzheitlich auf einem hohen Niveau, da Ereignisse in dieser Story niemals vorhersehbar sind und Wendungen sowie Überraschungen explosionsartig auftreten. Endlich mal wieder ein Thriller, dessen Hype absolut gerechtfertigt ist.

Leseempfehlung!


Autor: Daniel Cole

Weitere Rezensionen:


Erscheinungsdatum Erstausgabe: 27.03.2017
Aktuelle Ausgabe: 27.03.2017
Verlag: Ullstein Taschenbuch Verlag
Flexibler Einband 480 Seiten

Sprache: Deutsch

17 Kommentare:

  1. Liebe Anja,

    was für eine tolle Rezi, das Buch werde ich auch bald in Händen halten und bin schon total gespannt 😊

    LG Tanja

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  2. Huhu!

    Vielen Dank fürs verlinken :)
    Deine Rezi ist wirklich toll geworden, auch wenn es für mich zwischendurch an Spannung schon etwas nachgelassen hat, wenn die ganzen Ermittlungsarbeiten weitergingen. Aber insgesamt war es auf jeden Fall ein gutes Tempo.

    Die "Überraschung" bzw. Auflösung kam mir allerdings etwas zu früh, das hätte man noch ein bisschen aufheben können. Vor allem bin ich jetzt gespannt, wie der Autor das im zweiten Teil weiterspinnen möchte ^^

    Liebste Grüße, Aleshanee

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    1. Liebe Aleshanee,

      das Tempo war in diesem Thriller wirklich herausragend.

      Ganz liebe Grüße

      Nisnis

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  3. Oooooooh na da bin ich ja mal gespannt. Das Buch lese ich als nächstes, muss nur noch Montepergido zuende bringen. Ist es zwischendurch sehr verwirrend oder kommt man leicht und lückenlos mit?

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    1. Es ist keineswegs verwirrend, du wirst dem Thrill gut folgen können, wenn du ein bisschen Konzentration mitbringst.

      Liebe Grüße

      Nisnis

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  4. Da sieht man wieder einmal, wie unterschiedlich wir Bücher empfinden ... Ich fand es auch sehr spannend, keine Frage, habe aber auch ein paar Punkte gefunden, die mir nicht so gefallen haben. Die Rezi ist in der Zwischenzeit fast fertig und wird bei mir dann nach Ostern erscheinen :).

    Liebe Grüße
    Ascari

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    1. Liebe Ascari,

      dann bi ich ganz gespannt, wie deine Buchbesprechung aussehen wird.

      Liebe Grüße

      Nisnis

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  5. Was für eine tolle Rezension, bei der man Deine Begeisterung für das Buch sehr gut spüren kann. Wenn ich das Buch nicht schon glesen hätte, dann hättest Du mich so neugierig darauf gemacht, dass ich schnellstens danach gegriffen hätte.
    Ich sehe Ragdoll ganz ähnlich wie Du, meie Rezension gibt es auch nach Ostern.

    LG Gabi

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    1. Liebe Gabi,

      ich freue mich sehr, dass dir die Rezension gefällt und vor allem, dass du ähnlich empfunden hast.

      Sei lieb gegrüßt,

      Nisnis

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  6. Liebe Nisnis,
    du bist aber begeistert von diesem Buch! Jetzt bin ich sehr ich sehr gespannt darauf. Ich weiß nur noch nicht ob ich es lesen oferr hören möchte.
    Der Autor scheint ein sehr interessanter Typ zu sein. Gut, dass er nicht über Lebensretter schreibt und sonst Menschen tötet ;)). Echt spannend, welche Hintergründe manche Autoren so haben.
    Liebe Grüsse
    Silvia

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    1. Liebe Silvia,

      ich persönlich kann mit Hörbüchern gar nichts anfangen. Ich mochte den Schreibstil sehr und würde dir das Buch ans Herz legen wollen.

      Daniel Cole scheint wirklich eine interessante Persönlichkeit zu sein. Ich habe gern gelesen, was er sonst so macht.

      Ich wünsche dir mit deinen Lieben ein schönes Osterfest mit vielen spannenden Buchseiten.

      Liebe Grüße

      Nisnis

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  7. Eine sehr gelungene Rezi. Ich bin irgendwie nicht mit der Handlung klargekommen, trotzdem finde ich es sehr schön, dass dir das Buch gefallen hat.
    Liebe Grüße und ein schönes Osterfest
    Walli :-)

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    1. Liebe Walli,

      ach, wie schade, aber manchmal passt es einfach nicht. Dankeschön für deinen lieben Kommentar und natürlich wünsche ich dir ebenso ein bezauberndes Osterfest.

      Liebe Grüße

      Nisnis

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  8. Ich hör ja nur Lobeshymnen zu dem Buch XD
    Bin allein durch die Leseaktion von Janna/Sven auf twitter schon angefixt, aber momentan bin ich "ausgelastet". DAS Buch wird definitiv geholt und wenn nicht sogar auf englisch :3

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    1. Ausgelastet, ja, bei mir sieht der Bücherstapel nicht anders aus. Ich muss mich auch weiterhin ausbremsen ;-).

      Liebe Grüße

      Nisnis

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  9. Huhu!

    Eine sehr schön geschriebene Rezension! Ich fand den Thriller ja auch unheimlich spannend und rasant, aber mit Wolf wurde ich einfach nicht so richtig warm. Ich fand es sehr fragwürdig, dass er ganz selbstverständlich Verdächtigen die Finger bricht und sie beim Verhör zusammenschlägt... Mein Held war Edmunds!

    Ich habe deinen Beitrag HIER für meine Kreuzfahrt durchs Meer der Buchblogs verlinkt!

    LG,
    Mikka

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    1. Liebe Milka,

      jEdmunds war ein Traum. Klamm heimlich entwickelt er sich und zeigt so schön seine wahre Kompetenz. Diese Figur ist richtig gelungen und Wolf bleibt schon etwas unnahbar.

      Sei lieb gegrüßt,

      Nisnis

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