Agnes, wohin gehst du?
In ihrem früheren Leben als Heilerin von Stonehenge nahm ER Agnes alles: Liebe, Freundschaft und das nackte Leben. Diesmal soll es anders enden, schwört sie. Denn im heutigen London trifft sie wieder auf IHN. Wiedergeboren als Chef eines Pharmaunternehmens, verantwortlich für einen tragischen Medikamententest und mysteriöse Todesfälle im Dunstkreis seiner Person. Von seiner Schuld ist Agnes überzeugt. Also setzt sie alles auf eine Karte, um ihn zu überführen. Koste es, was es wolle. (Klappentext)
In ihrem früheren Leben als Heilerin von Stonehenge nahm ER
Agnes alles: Liebe, Freundschaft und das nackte Leben. Diesmal soll es anders
enden, schwört sie. Denn im heutigen London trifft sie wieder auf IHN.
Wiedergeboren als Chef eines Pharmaunternehmens, verantwortlich für einen
tragischen Medikamententest und mysteriöse Todesfälle im Dunstkreis seiner
Person. Von seiner Schuld ist Agnes überzeugt. Also setzt sie alles auf eine
Karte, um ihn zu überführen. Koste es, was es wolle.
Die wichtigsten Charaktere sind Agnes Feder, ihr
Lebensgefährte Siebert Thal und der englische Ermittler Hamish Drought. Sie
alle sind durch frühere Leben und Wiedergeburt miteinander verbunden.
Dieser Roman lässt sich aus meiner Sicht am besten als
Liebesroman mit Fantasy- und Krimielementen charakterisieren. Er enthält
außerdem Elemente des Beziehungsromans und lässt kurz an Arthur Schnitzlers
Traumnovelle denken. Dabei gilt die Einschränkung, dass der männliche Part,
Siebert, nicht von Träumen heimgesucht wird.
Die Umsetzung dieses für mich erkennbaren Grundgedankens (ob
die Autorin dies auch so angedacht hatte, weiß ich nicht) erinnert indes an
Stanley Kubricks filmische Umsetzung „Eyes wide shut“ und kommt vermutlich
vergleichbar unterschiedlich bei der Leserin an.
Die Autorin hat das bekannteste Textelement
mittelalterlicher Spiritualität (Acrene Wisse, ein Text aus dem frühen 13.
Jahrhunderts, der neben der historischen eine sehr große linguistische
Bedeutung hat) eingebaut und setzt jedem neuen Kapitel ein Zitat aus
Shakespeares Hamlet vor.
Der Roman beinhaltet zwei Handlungsstränge, nämlich einen im
Hier und Jetzt und einen zweiten im Mittelalter. Aus dieser Zeit stammen Anges‘
Träume. Aus den Träumen erwachsen immer stärkere Impressionen, die in Visionen
gipfeln.
Der mittelalterliche Handlungsstrang ist nicht
chronologisch, sondern episodisch erzählt. Der gegenwärtige Handlungsstrang ist
indes durch chronologisch ablaufende Ereignisse geprägt, die der Leserin wie
ein Film präsentiert werden.
Agnes ist eine z.T. hilflos Getriebene. Ihr Unterbewusstsein
und ihre Träume belasten die Beziehung zu ihrem Partner Siebert. Dieser
beschwert die Beziehung auch nicht durch in seinem Unterbewusstsein ausgelöste
Reize. Er reagiert ausschließlich auf Agnes‘ Agieren. Der Dritte im Bund ist
der zunächst als Randfigur auftauchende Ermittler Hamish Drought (zu Deutsch
„Trockenheit“). Er wird zu einer immer einflussreicheren Figur, deren Interesse
an Agnes bald über die kriminalpolizeilichen Ermittlungen hinausgeht.
Agnes bleibt bis kurz vor Schluss eine sehr ambivalente
Person, zerrissen zwischen Furcht und Visionen. Erst in der letzten Handvoll
Seiten scheint sie die Erkenntnis zu ereilen und sie trifft eine für den Leser
unerwartete Entscheidung. Es bleibt ein offenes Ende.
Diabolisches Spiel ist die Fortsetzung von Diabolische List
und lässt einen dritten Teil erwarten.
Die Handlung wird vornehmlich aus der Sicht von Agnes
erzählt. Leider verschwimmen immer wieder Innensicht und Außensicht, was die
Geschichte schwammig macht. Eine besonders markante Szene ist auf S. 468.
Eigentlich wird sie aus Agnes‘ Innensicht erzählt. Aber in einem Satz wechselt
die Perspektive grund- und überleitungslos zu Hamishs Innensicht. Derartiges
geschieht bereits zuvor an etlichen die Handlung tragenden Stellen. Dadurch
fällt die Leserin sehr unsanft aus der Handlung, und das Geschriebene büßt
seine Erzählwirkung ein. Dieses Phänomen hat meinen Lesegenuss nicht
unerheblich beeinträchtigt.
Die Sprache schwankt zwischen Umgangssprache, verdeutschtem
Englisch und teilweise sehr hochsprachlichen, der juristischen Fachsprache
entlehnten Begriffen. Dies zeugt von einem sehr großen Wortschatz der Autorin,
es verhindert aber das Herausbilden einer klaren Erzählstimme.
Das Lektorat überzeugt nicht. Ein Beispiel ist mir besonders
unschön ins Auge gestochen, da die englische Sprache immer wieder eingesetzt
wird: „International Police Assoziation“.
Eine wunderbare Romanidee mit außergewöhnlich viel Potential,
die bei entsprechender Umsetzung drei Lesergrupppen für sich gewinnen könnte:
diejenigen, die Frauenromane im klassischen Sinn (zur Klarstellung: als Genre,
nicht abwertend gemeint) mögen, Fantasy- sowie Krimileser. Alle drei Gruppen
würde hierbei verbinden, dass sie romantische Elemente im jeweiligen Genre
schätzen. Leider fehlt mir Agnes‘ Prämisse, auch geht das Verwirrspiel der
Perspektiven nicht auf. Bei diesen beiden Punkten sehe ich viel Luft nach oben.
Autor: Petra K. Gungl
Buch: Diabolisches Spiel
Erscheinungsdatum Erstausgabe : 03.02.2016
Aktuelle Ausgabe : 03.02.2016
Verlag : Gmeiner-Verlag
ISBN: 9783839218105
Flexibler Einband
Sprache: Deutsch
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