"Setz dich unter einen Baum, wenn deine Seele rast"
Die dunklen Machenschaften der Pharmaindustrie und das Geschäft mit den Flüchtlingen
Der Krimi ist der vierte einer Reihe, lässt sich aber ohne
Vorkenntnisse aus den drei früheren Krimis genauso lesen. Was der Leser wissen
sollte, ist kurz umrissen und weckt die Lust, sich die drei Vorgänger
vorzunehmen.
Der Krimi fängt mit einem Aufeinanderprallen von Idylle und
Verderben an. Gleich mal Luft anhalten.
Diese Szene findet etwas später im Roman ihren Fortgang, was ich sehr schön finde. Die Handlung präsentiert sich dem Leser aus verschiedenen Perspektiven. Max Quercher, der Protagonist, ist ein kantiger Typ, der schon mal zusammen mit einem Kollegen versackt. Sehr zum Missfallen der Chefin Gerass. Zitat S. 37: „Gerass öffnete das Fenster. Die beiden rochen. In ihrem Gesicht lasen sie, dass sie angewidert war, was sowohl Picker als auch Quercher noch wütender machte.“
Diese Szene findet etwas später im Roman ihren Fortgang, was ich sehr schön finde. Die Handlung präsentiert sich dem Leser aus verschiedenen Perspektiven. Max Quercher, der Protagonist, ist ein kantiger Typ, der schon mal zusammen mit einem Kollegen versackt. Sehr zum Missfallen der Chefin Gerass. Zitat S. 37: „Gerass öffnete das Fenster. Die beiden rochen. In ihrem Gesicht lasen sie, dass sie angewidert war, was sowohl Picker als auch Quercher noch wütender machte.“
Als die unsauberen Geschäfte des Pharmaunternehmens zutage
treten, entsteht akuter Handlungsbedarf, um das gute Schweigen
wiederherzustellen. Die Szene, in der das passiert, ist eines der Highlights im
Buch: dicht, atmosphärisch und schonungslos. Zitat S. 122-123: „Sie konnte die aufgerissenen Augen des
jungen Fahrers nicht sehen … Er hatte noch zu wenig Erfahrung mit großen
Zugmaschinen, spürte nur das tonnenschwere Gewicht seiner Last, das gegen seine
Bremsen drückte…“
Der Ort des Krimigeschehens ist das Tegernseer Tal. Immer
wieder fließen Beschreibungen der hübschen Voralpenlandschaft mit ein und akzentuieren
das Bild im Kopf des Lesers.
Quercher ist kantig, hart und weich zugleich – wenn es
um Frauen geht. Seine einfühlsame Liebe zu seiner alternden Hundedame hat einen
besonderen Charme. Dass er eine Schwäche gegenüber einer bestimmten Frau hat,
bringt ihn in Teufels Küche und den Rand des Wahnsinns. Mit Quercher habe ich
einen Charakter kennen gelernt, den ich mag. Egal, wie sperrig der Kerl ist.
Martin Calsow, geboren 1970 in Münnerstadt (Unterfranken),
wuchs als Sohn eines Polizisten am Rande des Teutoburger Waldes auf. Nach einem
Studium der Soziologie absolvierte er ein Zeitungsvolontariat. Es folgten
Stationen bei den Fernsehsendern Vox und SAT1 als TV-Journalist, bis 2009 war
er Filmchef bei Premiere. Ein langer Aufenthalt im Nahen Osten führte ihn
schließlich zum Schreiben. Martin Calsow gehört der Jury des Grimme-Preises an
und lebt heute am Tegernsee.
Persönliche
Anmerkung zum Autor: Ich schätze ihn vor allem deswegen so sehr, weil er ein
Händchen für die von mir so geliebte Untergattung Noir hat.
Der Krimi ist mit seinen drei meist ineinandergreifenden
Handlungssträngen sehr dicht verwoben. Für meinen Geschmack sogar ein wenig
undurchdringlich, da ich mich durch plötzlich auftretende, drastische Änderungen
in dem einen oder anderen Handlungsstrang durchaus überrumpelt und etwas
verwirrt gefühlt habe. Somit mein einziger kleinerer Kritikpunkt. Jedoch sind
diese unvermuteten Änderungen aus der Handlung heraus keinesfalls unlogisch.
Alles in allem ist der Krimi vor dem idyllischen
Alpenpanorama ein knallharter, sehr politischer Roman mit einem großen Touch von
Noir.Ein Krimi, der das schöne Bayernland mit grellem Licht ausleuchtet und angenehm politisch ist. Mir fällt die umfassende und tiefgehende Recherchearbeit auf, die der Autor geleistet hat. Ein Noir, wie ihn die deutsche Krimiszene braucht.
Sehr lesenswert
Autor: Martin Calsow
Buch: Quercher und das Seelenrasen
Erscheinungsdatum: 04/2016
Verlag: Grafit Verlag
ISBN: 978-3-89425-470-4
Taschenbuch - Sprache: Deutsch
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