Böses Berlin - armer Buchhalter
Nachdem der dänische Finanzmanager Mogens Slotsholm Gelder veruntreut hat, flüchtet er von Kopenhagen nach Berlin. Doch dort verliert sich seine Spur:
Niemand weiß mehr, wo Mogens steckt. Seine Schwester kontaktiert in ihrer Verzweiflung den Ermittler Ravn, der noch immer unter dem tragischen Tod seiner Freundin leidet. Um sich abzulenken, stürzt er sich in die Suche nach Mogens.
Dabei erfährt er, dass kürzlich weitere Männer in Berlin verschwunden sind – sie fielen einem Serienmörder zum Opfer, der offenbar von einer düsteren Faszination für Wasser getrieben wird. Droht Mogens das gleiche schreckliche Schicksal? Um das herauszufinden, muss Ravn tief in der Vergangenheit Berlins graben ...
Vermisst ist der zweite Fall für den suspendierten Kopenhagener Polizisten Thomas Ravensholdt, bekannt als „Ravn“. Seit er seine Freundin erschlagen aufgefunden hat, ist sein Leben aus dem Tritt, Freund Alkohol hält ihn stattdessen in der Hand. Er lebt auf einem Hausboot, seine Freunde sind ein Südamerikaner namens Eduardo und eine dicke Bulldogge namens Møffe, deren stieren Blick sich Ravn abgekupfert hat. Diese Details machen den etwas kauzigen Ravn ziemlich sympathisch und würzen mit einer Prise Humor.
Michael Katz Krefeld, 1966 geboren, lebt und arbeitet in
Kopenhagen. Er hat bereits mehrere Drehbücher für namhafte dänische TV-Serien
und erfolgreiche Spannungsromane geschrieben. 2012 wurde er als bester
dänischer Thrillerautor ausgezeichnet. Seine neue Serie um den Ermittler Ravn
wurde in 18 Länder verkauft.
Der Übersetzer
Knut Krüger, geboren 1966, arbeitete nach seinem
Germanistik-Studium im Buchhandel und Verlagswesen. Er ist heute freier Autor,
Lektor und Übersetzer für englische und skandinavische Literatur. Lebt mit seiner
Frau und seinen drei Kindern in München.
Nachdem ich den Thriller recht rasch gelesen habe, fällt mir
auf, dass der Klappentext nicht so recht mit dem Inhalt des Buchs harmonieren
will. Der gewichtig als Finanzmanager Betitelte ist ein Buchhalter. Solche
Wortaufblähungen lassen mich sehr viel genauer und vor allem kritischer hinsehen.
Und: Erst nach 373 von 476 Seiten gräbt Ravn ein wenig in der Vergangenheit Berlins.
Tatsächlich spielt die Handlung etwa zur Hälfte kurz vor der deutschen
Wiedervereinigung. Insgesamt wird auf drei Zeitebenen erzählt:
1989, 2013 und 2014. Am Ende werden die Handlungsstränge zusammengeführt.
Im Einzelnen:
Der Handlungsstrang 1989 hat mich stark an den Oscar prämierten Film von Florian Henckel von Donnersmarck erinnert. Er konnte mich aufgrund der eindimensionalen Darstellung des bösen Mannes nicht fesseln, daher habe ich ihn sehr schnell quer gelesen. Der Verknüpfung mit den beiden anderen Handlungssträngen am Ende erscheint im Wesentlichen nachvollziehbar.
1989, 2013 und 2014. Am Ende werden die Handlungsstränge zusammengeführt.
Im Einzelnen:
Der Handlungsstrang 1989 hat mich stark an den Oscar prämierten Film von Florian Henckel von Donnersmarck erinnert. Er konnte mich aufgrund der eindimensionalen Darstellung des bösen Mannes nicht fesseln, daher habe ich ihn sehr schnell quer gelesen. Der Verknüpfung mit den beiden anderen Handlungssträngen am Ende erscheint im Wesentlichen nachvollziehbar.
Typische Thriller-Elemente wie Beschreibung naturgemäß
beklemmender Situationen sind vorhanden. Ein Spannungssog ergibt sich daraus
nicht.
Der für mich größte Kritikpunkt ist – wie stets bei einer
schwachen Handlung – die sprachliche Umsetzung. Ihr fehlt jede Raffinesse: Sie
ist korrektes Schriftdeutsch und kommt entsprechend emotionsarm beim Leser an.
Dahinter mag Kalkül stecken, z.B. die im Westen angenommene Gefühlskälte aller
Stasi-Offiziere.
Hinzu kommen sonderbare Ungenauigkeiten. Ein Beispiel von S. 69: »Louise Slotsholm Nielsen«, stellte sie sich vor, zog einen ihrer Handschuhe mit dem langen Schaft aus und streckte ihm ihre Hand entgegen. – Tja … mit welcher Hand begrüßt man sich üblicherweise? Derartige Nachlässigkeit kommt beim aufmerksamen Leser schlichtweg nicht gut an.
Hinzu kommen sonderbare Ungenauigkeiten. Ein Beispiel von S. 69: »Louise Slotsholm Nielsen«, stellte sie sich vor, zog einen ihrer Handschuhe mit dem langen Schaft aus und streckte ihm ihre Hand entgegen. – Tja … mit welcher Hand begrüßt man sich üblicherweise? Derartige Nachlässigkeit kommt beim aufmerksamen Leser schlichtweg nicht gut an.
Das für mich größte Plus des Thrillers ist die Hauptfigur Thomas
Ravensholdt – Ravn. Ich mag den Mann mit seinen amourösen Nöten und der bösen
Entdeckung in seinem privaten Umfeld. Ich mag seinen Hund Møffe! Ich mag, wie
er auf dem Hausboot lebt und manchmal ganz schön verknittert aussieht.
Mit Ravn ist Michael Katz Krefeld eine wirklich ansprechende Figur gelungen!
Mit Ravn ist Michael Katz Krefeld eine wirklich ansprechende Figur gelungen!
Ravn und Møffe haben dafür gesorgt, dass der Thriller
insgesamt ein gewisses Lesevergnügen war.
Autor: Michael Katz Krefeld
Buch: Vermisst
Erscheinungsdatum Erstausgabe : 18.07.2016
Aktuelle Ausgabe : 18.07.2016
Verlag : Goldmann
ISBN: 9783442482207
Flexibler Einband 476 Seiten
Sprache: Deutsch
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