Im Märchenwald wird alles gut, oder?
Berlin: Der 9 jährige Max und seine 4 jährige Schwester Elli werden von ihrer Mutter mitten in der Nacht geweckt. Sie sollen sich in der Kammer verstecken und still sein. Um Ellie die Angst zu nehmen, erzählt Max seiner kleinen Schwester, dass sie von nun an ein Spiel im Märchenwald spielen, bevor sie sich auf den Weg zum Großvater machen.
Zeitgleich erwacht eine junge Frau zwischen Müll und
Unrat. Sie ist verletzt und kann sich nicht mehr erinnern was ihr geschehen
ist. Plötzlich taucht jemand auf, der ihr nichts Gutes will und sie muss
flüchten.
Ein mysteriöser Fall für Kriminalhauptkommissar Paul Kalkbrenner
und Kriminalkommissarin Sera Muth.
Martin Krist ist das Pseudonym des erfolgreichen Autors
Marcel Feige. Geboren 1971, arbeitete er als leitender Redakteur bei
verschiedenen Zeitschriften und lebt seit 1998 als Schriftsteller in Berlin.
(Quelle: Ullstein Buchverlage)
Martin Krist traf mich an meiner empfindlichsten Stelle,
als die Perspektive über die kleinen Kinder, Max und Ellie, ihren Lauf nimmt.
Zwei kleine Kinder versuchen zu ihrem Opa zu gelangen, ohne den weiten Weg vorher
jemals allein zurückgelegt zu haben. Natürlich verlaufen bzw. verfahren sie sich
und sie erfahren auf ihrer verzweifelten Reise Gutes und Böses. Sie sind allein
unterwegs, da ihre Mutter spurlos aus der Wohnung verschwunden ist. Nur einen
großen Blutfleck hat sie dagelassen. Max, der ältere, kümmert sich rührend um
die kleine Ellie, der er erzählt, dass im Märchenwald alles gut werden wird.
Diese Perspektive berührt zutiefst, während sie sich mit
zwei weiteren Erzählsträngen zunächst abwechselt, bevor diese später immer mehr
ineinanderfließen.
Die Geschichte der Zoe fesselt ähnlich stark. Sie erwacht
inmitten von Müll und Unrat und sie kann sich an nichts erinnern. Plötzlich
steht Gee vor ihr, der sie Zoe nennt. Zoe erkennt schnell, dass Gee ihr nicht
wohlgesonnen ist und sie muss flüchten. Doch wohin? Einsam irrt sie durch die
Stadt und versucht ihrem Gedächtnisverlust auf den Grund zu gehen. Sie
empfindet zu Recht Angst und ist fast panisch. Diese Emotionen hat Martin Krist
intelligent und realistisch beschrieben.
Der dritte Handlungsstrang beginnt mit dem Auffinden des
Toten Dieppe, der scheinbar unter normalen Umständen ums Leben kam. Zufällig
schaut ein Sanitäter in die Kühltruhe des Rentners und muss eine gruselige Entdeckung
machen. In der Truhe ist Menschenfleisch eingefroren. Als Paul Kalkbrenner und
Sera Mut ihre Ermittlungen aufnehmen, ahnen sie nicht wohin sie dieser
rätselhafte Fall führen wird.
Der Erzählstrang um den Rentner Dieppe erreichte fast
meine Grenze zum Ekel, denn Kannibalismus gehört thematisch nicht zu meinen
Lieblingsthemen in einem Buch. Martin Krist beschreibt diese Szenen geschickt,
sodass alles um dieses Thema auf noch erträgliche Weise zu lesen ist. Doch
zukünftig werde ich mich wohl beim Öffnen meines Gefrierschranks an diesen
Thriller erinnern. Das was Dieppe getrieben hat, ist entsetzlich. Das gesamte
Umfeld von Dieppe wird durchleuchtet, doch bis dahin ist es ein weiter Weg für
die Ermittler.
Martin Krists Schreibstil hat mir sehr gut gefallen. Er
liest sich sehr flüssig bis maßvoll detailverliebt und er zuppelt damit immer
wieder an meinen Emotionen. Von Berührtheit bis Ekel ist alles dabei. Seine
Wortwahl ist ansprechend und hinterlässt ein harmonisches Bild der Geschichte,
auch wenn die Story alles andere als harmonisch ist. Besonders gelungen sind
die Beschreibungen der Schauplätze. Auch als Nichtberliner erkenne ich diverse
Örtlichkeiten in Berlin wieder und ich kann mir ein sehr gutes Bild in den Kopf
zaubern lassen.
Die Spannung agierte auf einem recht hohen Niveau und
trieb mich sehr an, bis ein paar Verschmelzungen von Perspektiven holperig und
zu sehr geplant wirkten, als würden sie zu schnell auf den Punkt kommen müssen.
So wird zum Beispiel Kalkbrenner Tochter entführt und Punkt. Es gibt keine
Geschichte um diese Tatsache herum. Dies änderte nichts an meinem Lesefluss und
nichts an meinem Interesse, doch ich nahm es wahr und fand es sehr schade.
Die Figuren der Kinder sind besonders liebevoll kreiert.
Ihre Charaktere produzieren empfindsames Lesen. Die kindliche Sprache und ihre
Handlungen sind authentisch dargestellt.
Ermittler Paul Kalkbrenner ist mir sehr sympathisch.
Seine persönlichen Konflikte und seine Ermittlungsmethoden konnte ich jederzeit
nachvollziehen. Um mich mit der Figur Kalkbrenner auseinandersetzen zu können,
erhielt ich ausreichend Informationen. Doch nicht alle Figuren erschienen mir
so offen. Einige Figuren blieben bis zuletzt total blass. Es gibt Nebenfiguren
die stärker charakterisiert sind, als beispielsweise Kalkbrenners Kollegin Sera
Muth. Sie hätte auch einfach nicht anwesend sein können, sie würde mir nicht fehlen.
Dennoch kann ich hier schreiben, dass dies sicher nicht
mein letzter Thriller von Martin Krist ist.
Ein spannender, fesselnder und gleichzeitig berührender
Thriller, dem gegen Ende etwas mehr Input für eine abgerundete Handlung gut getan
hätte. Auf Grund des Themas Kannibalismus, eignet sich dieser Thriller nur für „nicht“
zart besaitete Leser.
Titel: Märchenwald
Autor: Martin Krist
Erscheinungsdatum Erstausgabe : 12.08.2016
Aktuelle Ausgabe : 12.08.2016
Verlag : Ullstein Taschenbuch Verlag
ISBN: 9783548287645
Flexibler Einband 416 Seiten
Sprache: Deutsch
Huhu,
AntwortenLöschenich hatte das Buch heute in der Buchhandlung in der Hand, war mir aber nicht sicher... Jetzt nach deiner Rezi ärgere ich mich, dass ich es nicht doch gleich gekauft habe :)
Liebe Grüße
Jasmin
Hallo Jasmin,
AntwortenLöschenoch menno, hätte ich mal schneller rezensiert :-).
Liebe Grüße
Nisnis
ein weiteres Buch auf meiner Wunschliste ;o)
AntwortenLöschenUnd schon wieder was für meine Wunschliste, wann soll ich das nur alles lesen. :-)
AntwortenLöschenLG
Tanja
Hi hi. Sorry liebe Tanja, das ist mal wieder eine Retourkutsche. Schließlich bist du ja auch kein Unschuldslamm :D.
LöschenLiebe Grüße
Nisnis
Hallo Nisnis,
AntwortenLöschenda sind wir uns ja ziemlich einig, was den "Märchenwald" betrifft :-) Geekelt habe ich mich eigentlich nicht, vielleicht habe ich einfach schon zuviel "ekliges Zeug" gelesen :-)
LG
Tina
Hey Tina,
LöschenEkel empfand ich auch nicht, aber Martin Krist kratzte leicht an meiner persönliche Grenze. Ich mag das Thema Kannibalismus einfach nicht.
Viele Grüße
Nisnis
Hey Nisnis
AntwortenLöschen"Märchenwald" habe ich nun schon auf einigen Blogs gesehen und bisher fanden das Buch alle toll. So muss ich mir den Titel unbedingt für unsere Bibliothek merken. Vielen Dank für den Tipp.
lg Favola
Sehr gern liebe Favola. Du wirst sicher viel Lesespaß damit haben.
LöschenViele liebe Grüße
Nisnis
Hallo Nisnis,
AntwortenLöschendem Buch begegnet man überall und diese doch etwas andere Märchenadaption hat doch ihren Reiz. Ich bin mir noch nicht sicher, aber wahrscheinlich wandert es auf die Wunschliste.
Liebe Grüße,
Nicole
Oh ja, es ist eine andere Märchenadaption. Sie wird dir sicher gefallen und spannende Lesestunden bescheren :-).
LöschenLiebe Grüße
Nisnis
Hey!
AntwortenLöschenIch muss gestehen, dass ich es gar nicht als Märchenadaption gesehen hätte. Aber ja, stimmt. Irgendwie ist es eine. Auf jeden Fall ist es aber ein spannender Thriller den man nicht aus der Hand legen kann.
LG und einen schönen Abend
Yvonne
Lieben Dank Yvonne, den Wünsche ich dir ebenso.
LöschenLiebste Grüße
Nisnis