Psychothriller - Die Vermissten von Caroline Eriksson

09 November 2016

Wirklichkeit und Traum & Vernunft und Wahnsinn


Das grünschwarze Wasser leuchtet geheimnisvoll in der untergehenden Sommersonne. Der Abend könnte nicht schöner sein, als Greta, Alex und Tochter Smilla mit dem Boot zur kleinen Insel in der Mitte des Sees fahren. Greta bleibt am Ufer, während die anderen beiden neugierig auf Entdeckungstour gehen. Aber sie kommen nicht mehr zurück. 

Beunruhigt macht sich Greta auf die Suche – doch von Alex und Smilla fehlt jede Spur … In ihrer wachsenden Verzweiflung wendet sie sich an die Polizei. Schnell wird klar, dass Gretas eigene Geschichte ebenso große Rätsel aufwirft wie das Verschwinden ihrer Lieben. 

Und die Frage: 

Hat sie etwas damit zu tun?
Caroline Eriksson, 1976 geboren, hat Sozialpsychologie studiert und als Personalberaterin gearbeitet. Der Thriller "Die Vermissten" hat ihr den internationalen Durchbruch eingebracht. Er erscheint weltweit in über 25 Ländern und wurde in Schweden zum Überraschungsbestseller des Jahres. Caroline Eriksson lebt mit ihrer Familie in Stockholm. (Quelle: Penguin Verlag)
Autorin Caroline Eriksson hat mich mit ihrem Psychothriller „Die Vermissten“ gefesselt und überzeugt. Die Geschichte dreht sich um Greta und vor allem um das, was sich in deren Gedankenwelt abspielt.

Greta rudert mit Alex und Tochter Smilla zu einer kleinen Insel, inmitten eines einsamen Sees in Schweden. Während Vater und Tochter Piraten spielen, bleibt Greta im Boot sitzen. Es vergeht sehr viel Zeit, bis Greta spürt dass Alex und Smilla nicht zurückkommen werden.

Als Leser nimmt man dann wahr, dass sich Greta in dieser außergewöhnlichen Situation nicht rational verhält. Zunächst bin ich irritiert und unterstelle, dass dieses Verhalten nicht authentisch ist. Ich bekomme plötzlich Zweifel, ob ich diese Geschichte so weiterlesen möchte, denn eine Mutter mit gesundem Menschenverstand würde meiner Auffassung nach anders handeln und reagieren.

Ich lese geduldig weiter und erkenne, dass Gretas Psyche auf sehr wackeligen Beinen steht. Auch gesundheitlich scheint sie sehr angeschlagen zu sein. Irgendwann erkenne ich den wahren Grund für das von mir fehlinterpretierte irrationale Handeln dieser Figur. Von da an klebe ich förmlich an den Seiten, um in der düsteren, monologartigen Geschichte voranzukommen. Ich tauche tief in die Psyche der Figur ein und lass mich von der Spannung treiben.

Nur wenige Figuren spielen in diesem Psychothriller eine tragende Rolle. Besonders interessant fand ich es über eine Figur zu lesen, die in der Story selbst kaum auftaucht. Allein Gretas Gedankenwelt schenkt mir einen Blick auf diesen finsteren Charakter, der dennoch am Ende das Rampenlicht einnimmt.

Wer diesen Psychothriller lesen möchte muss bereit sein, sich auf die ungewöhnliche Psyche der Hauptfigur einzulassen, die zunächst völlig normal erscheint, aber dann Puzzlestein für Puzzlestein in eine andere psychische Ebene wechselt und skurrile, verwirrende Gedanken denkt.

Die Entwicklung der Handlung und die Entwicklung der Figur Greta waren äußerst intelligent in Szene gesetzt. Dadurch agierte die Spannungskurve auf einem hohen Niveau.

Die Geschichte um Greta, Alex und Smilla erschien mir irgendwann vorhersehbar, aber ich wurde durch die geschickten Wendungen der Autorin nur in die Irre geführt und völlig überrascht.

Caroline Eriksson hat mich mit ihrem klaren und flüssigen Stil und ihrem schriftstellerischen Geschick sehr spannend unterhalten. Ihr gelang es mir Details aufzuzeigen ohne sich in Schnörkeln zu verlieren. Durch ihre Sprache und die gewählte Ich-Erzählweise berührt sie den Leser und schreibt über Wut, Hass, Verzweiflung, Hilflosigkeit, Einsamkeit und Finsternis und damit unterstreicht sie die emotionale Tiefe der Figur Greta und ihrer berührenden Geschichte.

Letztendlich hätte ich gern von noch etwas mehr Action gelesen, um „Die Vermissten“ mit fünf Bewertungssternchen in die Welt zu schicken.
Ich empfehle diesen kurzweiligen und spannenden Psychothriller denjenigen, die sich gern auf die Psyche einer einzigen Figur einlassen möchten.



Erscheinungsdatum Erstausgabe : 08.08.2016
Aktuelle Ausgabe : 08.08.2016
Verlag : Penguin
Flexibler Einband 272 Seiten

Sprache: Deutsch

11 Kommentare:

  1. Tolle Rezi, die mich jetzt doch wieder neugierig auf das Buch gemacht hat.

    LG Tanja

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  2. Na Klasse, wann soll ich das denn noch lesen? ;o))

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    1. Liebe Manuela,

      ich würde auch gern irgendwo Zeit einkaufen gehen ;-).

      Liebe Grüße

      Nisnis

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  3. Hi Nisnis
    tolle Rezension, vor allem weil du klar davon sprichst, wie das Buch auf dich wirkt.
    Jedoch bin ich mir nicht sicher ob mir das Buch gefallen wird, dazu würde mir evtl helfen ob es so ähnlich wie Leona ist oder doch anders?
    Lieben Gruß Nicole

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    1. Liebe Nicole,

      leider kenne ich Leona nicht, daher kann ich dir das nicht beantworten.

      Liebe Grüße

      Nisnis

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  4. Jetzt will ich es noch unbedingter [gibt es das Wort überhaupt *lach*] lesen!!

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    1. Hey crumb,

      unbedingter? Ach, warum nicht ;-). Interessant, dass du es schon ins Auge gefasst hast.

      Liebste Grüße

      Anja

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  5. Ich hab den Thriller als Hörbuch gehört und mich konnte er leider nicht so mitreissen.
    Der Einstieg war zwar recht spannend aber mir persönlich wurde es im Laufe der Zeit zu wirr.
    Liebe Grüße
    Ela

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    1. Liebe Ela,

      ich kann mir sehr gut vorstellen, dass dieses Buch als Hörbuch schwierig zu hören und zu genießen ist. Schließlich geht es gedanklich bei der Hauptfigur sehr drunter und drüber.

      Sei besonders lieb gegrüßt,

      Nisnis

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    2. Hm aber wenn ich es als Buch gehabt hätte dann hätte ich es abgebrochen. Bei Hörbüchern bin ich etwas toleranter :)

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