Kann man sich selbst vergessen?
Hoch spannendes Psychothriller-Debüt
Bei einem Einbruch wird Clara Winter von einem Täter niedergeschlagen und fällt schwer verletzt ins Koma. Als Clara aus dem Koma erwacht scheinen ihr Leben und ihre Erinnerung restlos ausgelöscht. An ihrem Krankenbett sitz ihr Ehemann Roland, eine für sie völlig fremde Person. Langsam, ganz langsam lässt sie sich auf den liebevollen Schriftsteller ein und will einen Neuanfang mit ihm beginnen.
Doch plötzlich werden alle behutsamen Anfänge zunichte gemacht, als jemand versucht Clara zu töten. Clara begreift dass sie sich erinnern muss und beginnt ihr Leben zu rekonstruieren.
Sie findet heraus dass sie sich am Tag des Einbruchs mit einer Frau treffen wollte, die seitdem spurlos verschwunden ist. Clara ist verzweifelt und äußerst labil und trotzdem fängt sie an ihr Leben von hinten aufzurollen, doch damit begibt sie sich in höchste Gefahr.
Sophie Kendrick lebte in verschiedenen europäischen
Ländern, unter anderem in Großbritannien, wo sie englische Literatur studierte
und über die Schwestern Brontë forschte. Sie arbeitete in einer Agentur für
Buchprojekte und als Ghostwriterin, bevor sie ihren ersten eigenen Roman
schrieb.
Das Gesicht meines Mörders ist ein gelungenes Debüt. Thematisch
ist das Mysterium des sich nicht erinnern Könnens zwar häufig in
Psychothrillern angewandt, doch Sophie Kendrick tut dies literarisch auf eine
besondere und erfrischende Weise. Sie erzählt die dramatische Geschichte aus
einer einzelnen Perspektive heraus und schafft durch die Ich-Erzählform eine intensive
und starke Bindung zu der Figur der Clara Winter.
Clara ist sympathisch und sie erarbeitet sich im Laufe
der spannenden Handlung eine Rekonstruktion ihres Lebens. Psychologisch
geschickt aufgebaut erlebt der Leser ein Auf und Ab von Emotionen mit, die die
Figur durchstehen und durchhalten muss. Clara leidet unter dem Verlust ihrer
Erinnerung und sie gerät immer wieder in akute Panik, taucht tief ein in ein Meer
aus Selbstzweifel und Angst und kämpft gegen einen immer wiederkehrenden
Alptraum an. Trotz ihrer authentisch dargestellten Labilität ist sie dennoch
eine sehr angenehm taffe und starke Frau, die sich so schnell nicht
beeinflussen lässt und kämpft.
An Claras Seite ist ihr Ehemann, der für sie jedoch eine
völlig fremde Person ist. Dieses sich langsam annähern und die Konflikte die
eine derartige Situation in einer Beziehung mit sich bringen, hat Sophie
Kendrick sehr fein ausgearbeitet, interessant aufbereitet und
schriftstellerisch mit einen angenehm flüssigen und sanften Schreibstil
angereichert.
Die Entwicklung der Geschichte findet in gemäßigtem Tempo
statt, so dass sich die düstere Stimmung und die dramatische Spannung so
entfaltet, dass der Leser völlig gefangen genommen sein Lesetempo erhöht.
Trotz dieses einzelnen Handlungsstranges kommt es zu
keinen Längen, denn Sophie Kendricks fädelt immer wieder Wendungen ein, die bis
zum Show Down zu einem großen Knäuel heranwachsen, bevor sie am Ende logisch mit
einer unvorhergesehenen Auflösung verschmelzen.
Und keine Sorge, dies ist kein Psychothriller über eine
Hauptfigur mit einer kaputten und kranken Seele à la Girl on the Train, die den
Buchmarkt zu genüge überschwemmt hat.
Dieses gelungene Psychothriller-Debüt empfehle ich sehr
gern weiter.
Titel: Das Gesicht meines Mörders
Autor: Sophie Kendrick
Erscheinungsdatum Erstausgabe : 16.12.2016
Aktuelle Ausgabe : 16.12.2016
Verlag : ROWOHLT Taschenbuch
ISBN: 9783499272738
Flexibler Einband 320 Seiten
Sprache: Deutsch
Hi :D
AntwortenLöschenAlso das klingt auch direkt nach einem Psychothriller nach meinem Geschmack! Danke für deine Rezi und ich wünsche dir einen schönen vierten Advent!
Jessi
Liebe Jessi,
Löschenich freue mich wenn ich deine Neugierde wecken konnte.
Hab eine wunderschöne Weihnachtszeit, im Kreise seiner Lieben.
Liebe Grüße
Nisnis
Ich hab mit dem Buch bereits geliebäugelt, aber gezweifelt, denn diese Thematik des Gedächtnisverlustes ist zur Zeit sehr beliebt im Thriller-Bereich. Aber wenn du so begeistert davon sprichst kommt es nun doch auf die WuLi!
AntwortenLöschenIch war zunächst auch erst skeptisch, aber dann sehr gut und spannend unterhalten.
LöschenLiebe Grüße
Nisnis
In letzter Zeit gehen viele Bücher aus dem Rowohlt Verlag an mir vorbei. Keine Ahnung woran das liegt und so ist das hier auch an mir vorbeigegangen. Da ich in letzter Zeit kaum so was mit dieser Thematik gelesen habe, wandert es mal brav auf meine WuLi :3
AntwortenLöschenLiebe Kaisu,
Löschenbei mir ist es genau umgekehrt, ich habe bei Rowohlt viele schöne Bücher entdeckt und habe vorher nur recht wenig von Rowohlt gelesen.
Liebe Grüße
Nisnis
XD na bei vielen Autoren (z.B. M.J. Arlidge) les ich inzwischen auf englisch und stöber dann kaum noch bei den Verlagen hier in Deutschland. Ähnlich beim Piper Verlag, wo Paul Finch erscheint. Aber dafür hab ich ja dann andere Blogger, die mich auf neue Büchlein aufmerksam machen :3
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