Die Dosierung von Schmerz und Macht
Auftakt der Thriller-Trilogie um Oberkommissar Max Bischoff
Oberkommissar Max Bischoff und sein Kollege Horst Böhmer ermitteln.
Die Wohnung in der Passeck zusammengeschlagen wurde sieht aus, als sei dort ein
Massaker verübt worden. Das viele Blut zeugt von einer unfassbaren Tat, doch es
gibt dort keine Leiche. Ermittlungen zufolge stammt das Blut in der Wohnung und
auf der Kleidung des investigativen Journalisten von einer attraktiven Schauspielerin,
die bereits seit zwei Jahren vermisst und für tot gehalten wird.
Die beiden Kommissare stehen vor einem nervenaufreibenden
und rätselhaften Fall, als kurze Zeit später eine Leiche am Rheinufer gefunden
wird überschlagen sich die Ereignisse.
Arno Strobel, 1962 in Saarlouis geboren, gehört zu den
erfolgreichsten deutschen Thrillerautoren. Alle seine Romane sind Bestseller.
Bevor er sich ganz auf das Schreiben konzentrierte, arbeitete er lange bei
einer großen deutschen Bank in Luxemburg. Arno Strobel lebt mit seiner Familie
in der Nähe von Trier. (Quelle: Fischer Taschenbuch)
Horst Böhmer, untersetzt und stets im Anzug, ein
Kommissar des alten Schlages ermittelt mit dem jungen Oberkommissar Max
Bischoff, der moderne Ermittlungsmethoden bevorzugt und eine Vorliebe fürs
Profiling besitzt. Da geraten Zweie aneinander, die unterschiedlicher kaum sein
könnten. Horst Böhmer stichelt, denn er belächelt Max mit seinem kriminalistischen,
theoretischen Wissen und schwört selbst hauptsächlich auf seine langjährige
Ermittlererfahrung. Verbal tragen die beiden Gefechte aus, doch letztendlich
werden sie sich gegenseitig zu schätzen lernen.
Wie sich die beiden Kommissare annähern und gegenseitig
ausloten ist Arno Strobel authentisch gelungen. Ihre beiden Charaktere sind sympathisch,
ansprechend gezeichnet und sie lassen auf interessante Lebensläufe schließen,
die in dieser Thriller-Trilogie sicherlich noch mit einigem aufwarten werden.
Die Idee der Handlung ist spannend umgesetzt. Lange Zeit
hat man als Leser zwar Vermutungen, wie die Geschehnisse zueinander passen
könnten, doch die intelligent inszenierten Wendungen schmeißen diese dann auch
wieder über den Haufen. Arno Strobel spielt mit dem Leser, denn er füttert die Perspektiven
nur mit wagen Informationen, sodass ein klarer Überblick auf ansprechende Weise
lange verwehrt bleibt. Genau dieser Umstand zieht das Lesetempo an, denn man
will nur noch vorwärts, um die Hintergründe zu entschlüsseln.
Der Fall ist kriminalistisch lange Zeit nicht zuzuordnen.
Auf der einen Seiten bereichert die Vermutung die Geschichte, dass der Journalist
Passeck Skandale aufgedeckt hat und auf einer anderen Seite scheint der Fall
mit Beihilfe zur Steuerhinterziehung im großen Stil sowie auf Schwarzgeld hinzudeuten.
Zwischenmenschliches unterstreicht die Authentizität vor
allem der Figur und Charakterzeichnung von Max Bischoff. Er hat eine Schwester
die Querschnittsgelähmt im Rollstuhl sitzt. Er kümmert sich rührend um sie und
er erkennt an feinen Nuancen ihrer Mimik und Stimme ihre wahre Stimmung. Des
Weiteren hat sich Max vorgenommen zunächst die Karriereleiter zu erklimmen und
lehnt eine jetzige Beziehung ab. Aber wäre es nicht eine merkwürdige Geschichte,
wenn gute Vorsätze einer Figur nicht umgeschrieben werden könnten?
Kurze Kapitel aus Sicht des Täters sorgen für eine
düstere, fast mystische Stimmung. Der Täter spricht mit einer Person, die nicht
in Erscheinung tritt. Seine Wortwahl ist geheimnisvoll, fast poetisch und
anmutig. Er spricht von einem schweren Weg zur Vollendung, von tiefer Liebe und
von dem Wissen um bedingungslose Lust und er fragt sich, ob er seine
Empfindungen duplizieren kann.
Arno Strobeln Schreibstil hat mir gut gefallen. Sein
Ausdruck und seine klare Sprache, ohne jeden Ansatz von blumigem Drumherum,
liegt mir. Die Entwicklung der spannenden und rasanten Story hätte nach meinem
Geschmack jedoch etwas schneller geschehen dürfen. Hier fehlte mir ein bisschen
mehr Pfeffer und Anspruch. Doch insgesamt hat mir mein erster Strobel sehr gut
gefallen, da die psychologischen Komponenten von einer schriftstellerischen
Technik zeugen, die mir sehr liegt. Ich freue mich definitiv auf den zweiten
Fall für Kommissar Max Bischoff.
Im Kopf des Mörders – Tiefe Narbe ist ein gelungener, spannender
und rasanter Auftakt zu der Thriller-Trilogie um Oberkommissar Max Bischoff.
Leseempfehlung.
Autor: Arno Strobel
Erscheinungsdatum Erstausgabe: 26.01.2017
Aktuelle Ausgabe: 26.01.2017
Verlag: FISCHER Taschenbuch
ISBN: 9783596296163
Flexibler Einband 368 Seiten
Sprache: Deutsch
Deine Rezi habe ich wie immer mit Vergnügen gelesen! Den Auftakt werde ich mir mal merken!
AntwortenLöschenLG Tanja
Liebe Tanja,
Löschenschau es dir mal an. Allerdings schreiben viele Strobel Kenner, dass dieses Buch nicht seinem sonstigen Talent für Spannung entspricht.
Viele Grüße
Nisnis