Thriller - Im Kopf des Mörders - Tiefe Narbe von Arno Strobel

07 Februar 2017

Die Dosierung von Schmerz und Macht 

Auftakt der Thriller-Trilogie um Oberkommissar Max Bischoff 

Barfuß und mit Blut besudelt betritt Enthüllungsjournalist Harry Passeck das Düsseldorfer Polizeipräsidium und bricht zusammen. Er besitzt kaum Erinnerungen an das was geschehen ist, doch er weiß noch, dass er niedergeschlagen wurde, als er sich mit einem Informanten treffen wollte.

Oberkommissar Max Bischoff und sein Kollege Horst Böhmer ermitteln. Die Wohnung in der Passeck zusammengeschlagen wurde sieht aus, als sei dort ein Massaker verübt worden. Das viele Blut zeugt von einer unfassbaren Tat, doch es gibt dort keine Leiche. Ermittlungen zufolge stammt das Blut in der Wohnung und auf der Kleidung des investigativen Journalisten von einer attraktiven Schauspielerin, die bereits seit zwei Jahren vermisst und für tot gehalten wird.


Die beiden Kommissare stehen vor einem nervenaufreibenden und rätselhaften Fall, als kurze Zeit später eine Leiche am Rheinufer gefunden wird überschlagen sich die Ereignisse.


Arno Strobel, 1962 in Saarlouis geboren, gehört zu den erfolgreichsten deutschen Thrillerautoren. Alle seine Romane sind Bestseller. Bevor er sich ganz auf das Schreiben konzentrierte, arbeitete er lange bei einer großen deutschen Bank in Luxemburg. Arno Strobel lebt mit seiner Familie in der Nähe von Trier. (Quelle: Fischer Taschenbuch)


Horst Böhmer, untersetzt und stets im Anzug, ein Kommissar des alten Schlages ermittelt mit dem jungen Oberkommissar Max Bischoff, der moderne Ermittlungsmethoden bevorzugt und eine Vorliebe fürs Profiling besitzt. Da geraten Zweie aneinander, die unterschiedlicher kaum sein könnten. Horst Böhmer stichelt, denn er belächelt Max mit seinem kriminalistischen, theoretischen Wissen und schwört selbst hauptsächlich auf seine langjährige Ermittlererfahrung. Verbal tragen die beiden Gefechte aus, doch letztendlich werden sie sich gegenseitig zu schätzen lernen.

Wie sich die beiden Kommissare annähern und gegenseitig ausloten ist Arno Strobel authentisch gelungen. Ihre beiden Charaktere sind sympathisch, ansprechend gezeichnet und sie lassen auf interessante Lebensläufe schließen, die in dieser Thriller-Trilogie sicherlich noch mit einigem aufwarten werden.

Die Idee der Handlung ist spannend umgesetzt. Lange Zeit hat man als Leser zwar Vermutungen, wie die Geschehnisse zueinander passen könnten, doch die intelligent inszenierten Wendungen schmeißen diese dann auch wieder über den Haufen. Arno Strobel spielt mit dem Leser, denn er füttert die Perspektiven nur mit wagen Informationen, sodass ein klarer Überblick auf ansprechende Weise lange verwehrt bleibt. Genau dieser Umstand zieht das Lesetempo an, denn man will nur noch vorwärts, um die Hintergründe zu entschlüsseln.

Der Fall ist kriminalistisch lange Zeit nicht zuzuordnen. Auf der einen Seiten bereichert die Vermutung die Geschichte, dass der Journalist Passeck Skandale aufgedeckt hat und auf einer anderen Seite scheint der Fall mit Beihilfe zur Steuerhinterziehung im großen Stil sowie auf Schwarzgeld hinzudeuten.

Zwischenmenschliches unterstreicht die Authentizität vor allem der Figur und Charakterzeichnung von Max Bischoff. Er hat eine Schwester die Querschnittsgelähmt im Rollstuhl sitzt. Er kümmert sich rührend um sie und er erkennt an feinen Nuancen ihrer Mimik und Stimme ihre wahre Stimmung. Des Weiteren hat sich Max vorgenommen zunächst die Karriereleiter zu erklimmen und lehnt eine jetzige Beziehung ab. Aber wäre es nicht eine merkwürdige Geschichte, wenn gute Vorsätze einer Figur nicht umgeschrieben werden könnten?

Kurze Kapitel aus Sicht des Täters sorgen für eine düstere, fast mystische Stimmung. Der Täter spricht mit einer Person, die nicht in Erscheinung tritt. Seine Wortwahl ist geheimnisvoll, fast poetisch und anmutig. Er spricht von einem schweren Weg zur Vollendung, von tiefer Liebe und von dem Wissen um bedingungslose Lust und er fragt sich, ob er seine Empfindungen duplizieren kann.

Arno Strobeln Schreibstil hat mir gut gefallen. Sein Ausdruck und seine klare Sprache, ohne jeden Ansatz von blumigem Drumherum, liegt mir. Die Entwicklung der spannenden und rasanten Story hätte nach meinem Geschmack jedoch etwas schneller geschehen dürfen. Hier fehlte mir ein bisschen mehr Pfeffer und Anspruch. Doch insgesamt hat mir mein erster Strobel sehr gut gefallen, da die psychologischen Komponenten von einer schriftstellerischen Technik zeugen, die mir sehr liegt. Ich freue mich definitiv auf den zweiten Fall für Kommissar Max Bischoff.


Im Kopf des Mörders – Tiefe Narbe ist ein gelungener, spannender und rasanter Auftakt zu der Thriller-Trilogie um Oberkommissar Max Bischoff.

Leseempfehlung.


Autor: Arno Strobel



Erscheinungsdatum Erstausgabe: 26.01.2017
Aktuelle Ausgabe: 26.01.2017
Flexibler Einband 368 Seiten
Sprache: Deutsch


2 Kommentare:

  1. Deine Rezi habe ich wie immer mit Vergnügen gelesen! Den Auftakt werde ich mir mal merken!

    LG Tanja

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    1. Liebe Tanja,

      schau es dir mal an. Allerdings schreiben viele Strobel Kenner, dass dieses Buch nicht seinem sonstigen Talent für Spannung entspricht.

      Viele Grüße

      Nisnis

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