Verschluckte Finsternis
Spannendes Debüt mit kleineren Schwächen
Spannendes Debüt mit kleineren Schwächen
Dreißig Jahre später nimmt der Dokumentarfilm-Journalist Jeremiah
Salinger eigene Ermittlungen auf. Sein Schwiegervater Werner gehörte zu dem
damaligen Suchtrupp. Es scheint, als läge sich ein Fluch auf all jene, die sich
mit dem Massaker beschäftigen, doch ein ganzes Dorf schweigt und Salinger
bleibt der Fremde.
Luca D'Andrea wurde 1979 in Bozen geboren, wo er heute
noch lebt. "Der Tod so kalt" ist sein erster Roman. Direkt zu
Erscheinen stieg das Buch in die Top Ten der italienischen Bestsellerliste ein;
die Übersetzungsrechte haben sich in rund 35 Länder verkauft. Die Geschichte
führt nach Südtirol, in die Heimat des Autors, über die er auch journalistisch
gearbeitet hat: Am bekanntesten ist seine TV-Produktion "Mountain
Heroes", in der er für das italienische Fernsehen die Bergrettung
porträtierte. (Quelle: DVA Verlag)
Jeremiah Salinger folgt seinem Herz, seiner großen Liebe
Anneliese, in das Dorf Siebenhoch, in norditalienischer Provinz. Als der
Dokumentarfilmer mit einem Helikopter der Bergwacht in die Luft steigt, um
einen Dreh über die Bergretter der Dolomiten zu drehen, gerät dieser in ein
Unwetter und stürzt ab. Um Salinger herum wird es plötzlich dunkelste
Finsternis, in die er monatelang immer wieder depressiv versinkt, denn nur er
überlebt verletzt. Die Dörfler werden ihm später die Schuld an dem Absturz
geben.
Seit dem Unfall wird Salinger in seinen Träumen von der
Bestie der Bletterdach-Schlucht verfolgt und Anneliese nimmt ihm das
Versprechen ab, sich ein Jahr lang eine Auszeit zu nehmen, um seelisch wieder
zu genesen. Doch Salinger ist wie besessen, den Schuldigen des
Bletterbach-Massakers aufzuspüren. Er recherchiert heimlich, wird von den
Dorfbewohnern verhöhnt, die ihm nur journalistisches Interesse unterstellen, um
Geld damit zu verdienen. Trotz allen Gegenwinds recherchiert Salinger
unermüdlich weiter und durchschaut bald, dass tief in der Finsternis der
Schlucht, etwas Uraltes zum Leben erweckt ist.
Luca D’Andrea hat mich anfangs sehr tief in seine
Geschichte hineingesogen. Nach den ersten einhundert Seiten war ich mir sogar
sicher, dass dieser Thriller etwas ganz Besonderes sei. Doch umso mehr ich in
den Seiten und in der Geschichte vorankam, umso mehr verabschiedete sich mein
erstes Leseempfinden immer mal wieder und ich fühlte mich ab und an durchaus
gelangweilt. Ganze Kapitel kamen mir nichtssagend vor, sie trugen die Story in
ihrer Entwicklung einfach nicht weit genug voran.
Die Kernhandlung dieses Debüt-Thrillers ist wirklich hoch
spannend und auf Grund der ungewöhnlichen Thematik, die sich mit Bergrettern, Unwettern
und verschwiegenen, mysteriösen Dörflern befasst, interessant geplottet, wenn
man darüber hinwegsieht, dass einige Seiten merkwürdiges bis belangloses
Drumherum enthalten, allen voran die, die Salingers Tochter Clara betrafen, die
nach meinem persönlichen Empfinden nur die Seitenanzahl pusht. Dies hat meine
Lesefreude etwas reduziert und diesem Debüt einen Bewertungsstern gekostet.
Luca D’Andrea schreibt in einem sehr klaren, flüssigen
Stil, der einlädt mit hohem Tempo von Seite zu Seite zu lesen. Sein Ausdruck
ist angenehm schnörkellos, stets auf das wesentliche konzentriert und er bietet
vereinzelt humorvolle Einschübe.
Besonders gut hat mir die Stimmung dieses Thrillers
gefallen. Sie ist verlässlich düster, passend dramatisch und manchmal ungreifbar
mystisch und geheimnisvoll.
Gut recherchiert führt Luca D’Andrea den Leser in die
Welt der Berge und der Bergretter. Die Beschreibungen von Schauplätzen zeichnen
ein umfassendes Bild der Örtlichkeiten, sodass man fast glaubt, schon einmal
dort gewesen zu sein.
Ebenso gut und feinmaschig sind die Zeichnungen der
Charaktere. Sie bieten tiefe Einblicke in das emotionale Seelenleben der lebendigen
Figuren, sodass ihre Handlungen authentisch und fast auch nachvollziehbarer
werden. Viele Lebensläufe der Protagonisten sind bis tief in die jeweiligen Vergangenheiten
miteinander verstrickt und Luca D’Andrea gelingt es, die Auflösungen mit
geschickt inszenierten Wendungen bis zu Letzt rätselhaft und unlösbar dastehen
zu lassen.
Das ureigene Geheimnis der Bletterbach-Schlucht allerding,
entzieht sich für mich jedoch jeder logischen und möglichen Authentizität und
schickt mich gedanklich ansatzweise in Richtung des Genre Fantasy und Mystik,
was mir nicht gefällt.
Trotz einiger Schwächen ist Luca D’Andrea ein spannendes
und lesenswertes Thriller-Debüt gelungen, dass den Leser mit Tempo durch die
Seiten schickt. Auf der Suche nach dem Schuldigen, der das Bletterbach-Massaker
zu verantworten hat, recherchiert ein Journalist, der tief hinab in die
Düsternis dieser nicht ganz authentischen Geschichte gezogen wird.
Titel: Der Tod so kalt
Erscheinungsdatum Erstausgabe: 06.03.2017
Aktuelle Ausgabe: 06.03.2017
Verlag: DVA
ISBN: 9783421047595
Fester Einband 480 Seiten
Sprache: Deutsch
Vielen Dank fürs Verlinken meiner Rezension.. Gar keine schlechte Idee, denn so können sich die Leser ein besseres Bild machen..L.G. Annette
AntwortenLöschenLiebe Annette,
Löschenganz genau, so habe ich mir das gedacht, denn wir empfinden schließlich alle anders. So kann jeder etwas besser abwägen ob ein Buch für ihn interessant ist oder nicht.
Sei lieb gegrüßt,
Nisnis
Schöne aussagekräftige Rezi! Die Thematik reizt mich nicht so sehr und meine Wunschliste bleibt diesmal verschont.
AntwortenLöschenLG Tanja
Liebe Tanja,
Löschenich kann ja nicht immer für das Futter des SuBs verantwortlich sein :-).
Liebe Grüße
Nisnis
Das Buch ist auch bei mir eingezogen, aber zuerst sind noch andere Bücher dran.....
AntwortenLöschenLiebe Grüße
Martina
http://martinasbuchwelten.blogspot.co.at/
Dann bin ich schon sehr gespannt, liebe Martina, wie es dir gefallen wird.
LöschenWünsche dir noch einen schönen Sonntag.
Nisnis
Du bist, so unterstelle ich dir das mal frech ;D nicht ganz so kritisch wie ich & wenn du schon sagst ab und wann fühltest du dich gelangweilt - so ist es wohl nicht ganz ein Thriller für mich, trotz deiner hohen Wertung. Aber auch grundlegend glaube ich nicht, das es ein Buch (thematisch) für mich wäre ...
AntwortenLöschenWünsch dir `nen feinen Sonntag & freu mich drauf wenn du "Selfies" gelesen hast und dann meine Rezi dazu lesen kannst ;)
Liebe Janna,
Löschenes gibt nicht viel an diesem Thriller zu kritisieren und er langweilt definitiv nicht durchgehend. Ganz im Gegenteil. Es ist wirklich ein spannend, gut unterhaltender Thriller. Es ist also nicht notwendig noch mehr Gewichtung auf die langweiligeren Seiten zu legen :-).
Herzallerliebste Grüße
Nisnis
Dennoch, mal sehen ;)
LöschenHey :)
AntwortenLöschenIch hab es gestern noch beendet, aber bis meine Rezi erscheint, wird wohl noch etwas Zeit vergehen ... Ich kann deine Kritikpunkte gut nachvollziehen, auch was den Schluss angeht. Da ist wohl mit dem Autor ein klein bisschen die Phantasie durchgegangen. Trotzdem hab ich das Buch eigentlich in zwei Tagen gelesen, was bei mir grundsätzlich immer einmal für ein Buch spricht :).
Liebe Grüße
Ascari
Liebe Ascari,
Löschendurchgegangen, ja, das ist eine gute Beschreibung ;-). Es ist schon ein Page-Turner, das kann man nicht anders schreiben, aber er besitzt eben auch ein paar Schwächen.
Freue mich auf deine Rezension.
Liebste Grüße
Nisnis
Du gräbst ja immer ziemlich interessante Bücher aus und auch wenn mich Deine Kritikpunkte ein bisschen abschrecken, klingt das ganz so, als wäre diese Weitschweifigkeit und das Abdriften in Nebenhandlungen ein typischer "Anfängerfehler" und spätestens das nächste Buch schlägt total ein. Ich werde den Autor mal weiter im Auge behalten.
AntwortenLöschenLG Gabi
Liebe Gabi,
Löschenja das ist möglich, aber mich würde das nächste Buch des Autors auf jeden Fall interessieren.
Liebe Grüße
Nisnis
Huhu!
AntwortenLöschenDie Postkarte ist bei mir auch eingetrudelt, das Buch allerdings nicht! Ich fand aber auch, dass es sehr spannend und interessant klang. Schade, dass es anscheinend doch einige Schwächen hat...
LG,
Mikka
Hey Mikka,
Löschenda ist mir doch dieser Kommentar von dir durchgegangen, aber erklären kann ich es mir nicht.
Ich glaube das ein weiteres Buch von diesem Autor sicher lesenswert wird.
Liebe Grüße
Nisnis
Also ich hab gleiche Kritikpunkte wie du! Es aber letzlich schlechter bewertet, da sie mich doch zu sehr störten... Vor allem dass man so in der "Vorschau" auf Mystik aus ist, was da überhaupt nichts zu suchen hat. Für mich war von anfang an die Bestie das Eis, das knirscht und sich bewegt. Und die langen Lücken fand ich auch störend :( aber der Schreibstil war toll und seine Leidenschaft für die Berge :D
AntwortenLöschen[hab dich bei mir unter der Kritik verlinkt]
Liebe Kaisu,
Löschenich war schon in der Lage über die Längen hinweg zu sehen, denn ich fand auch, dass Luca D'Andrea sehr schön schreiben kann. Ein Nachfolger ist sicher lesenswert.
Liebe Grüße und vielen Dank fürs verlinken.
Liebe Grüße
Nisnis
Also ich würde mir auch wieder ein Buch von dem Autor holen, eben wegen seinem Schreibstil, nur dann bitte nicht mit den Manko wie hier :P
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