Radikales Gedankengut
Brisant, spannend, erschreckend real
Nach der Festnahme zweier Neonazis, die ein Asylantenheim mit Molotowcocktails in Brand gesteckt und Flüchtlinge brutal attackiert hatten, verrät einer der Festgenommenen den führenden Kopf. Sofort ist der Verfassungsschutz zur Stelle, spendiert eine neue Identität, bildet ihn aus und schleust ihn in die Salafisten-Szene.
Ein mutiges und brisantes unterfangen, da der V-Mann
deutscher Staatsbürger ist und er sich seine Anerkennung als Dschihadist bei
der IS zunächst erkämpfen muss. Kaum gefestigt plant er seinen eigenen,
skrupellosen Terror.
Hauptkommissar Frank Sommer und sein Team müssen bald
erkennen, dass der Terror in der Provinz Ostwestfahlens Einzug gehalten hat.
Noch ahnt aber niemand, dass sie den bald mit geballter Kraft zu spüren
bekommen.
Rolf Düfelmeyer, geboren 1953 in Herford, war lange Jahre
als evangelischer Pfarrer und Religionslehrer in Werther und Lübbecke tätig.
Seit 2012 schreibt er Krimis mit regionalem Bezug zu Ostwestfalen. Dabei legt
er Wert auf eine spannende Handlung, die eingebettet ist in das
gesellschaftliche Leben unserer Zeit. Er lebt mit seiner Frau, einer gebürtigen
Bielefelderin, in Werther bei Bielefeld. Sie haben zwei erwachsene Söhne und
freuen sich über zwei Enkeltöchter.
Autor Rolf Düfelmeyer hat mich bereits nach nur wenigen
Seiten von seinem schriftstellerischen Talent überzeugt. Im ersten Kapitel
gleich, Die Anwerbung, nahm er mir prompt
den Atem, als er dramatisch schildert, wie ein Asylantenheim mit
Molotowcocktails beworfen wird und Neonazis auf brutalste Weise Anwohner
angreifen.
Erschreckend, brutal, bedauerlicherweise real.
Ich bin erleichtert, komme wieder zu Atem, als zwei
Verhaftungen der Neonazis noch vor Ort erfolgen, bevor die Handlung seinen Lauf
nimmt, unter die Haut geht und in tiefe menschliche Abgründe blicken lässt.
Rolf Düfelmeyer verarbeitet in seinem Kriminalroman reale,
politische Geschehen, die uns durch die tägliche Berichterstattung der Medien
zu genüge präsent sind. Rolf Düfelmeyer schreibt nicht nur von brutalen Übergriffen
auf Flüchtlinge und von der Salafisten-Szene, sondern er greift die wohl
bekannten Verstrickungen der NSU-Affäre auf, bedient sich dazu seiner
schriftstellerischen Fantasie und zeichnet daraus Verbrechen, die genau so hätten
geschehen sein könnten.
Während brisante, politische Geschehnisse aufwendig recherchiert
sind, das Allgemeinwissen des Lesers bezüglich NSU-Affäre, Salafisten-Szene,
Nationalsozialismus, IS und Mafiatum maßvoll ergänzt werden, verpackt Rolf
Düfelmeyer Fakten in eine rundherum harmonische geschriebene Geschichte, die
durch die Figuren der Story unfassbar lebendig und authentisch wirkt.
Dabei bedient er sich auf angenehme Weise kaum eines Ermittler-Klischees.
Die Polizeitruppe um Hauptkommissar Frank Sommer ist ein sich ergänzendes Team.
Kollegialer und freundschaftlicher Umgang, gepaart mit kompetenter
Ermittlertätigkeit, führt zu klugen Schlüssen, die gut begründet
nachvollziehbar und sinnvoll erscheinen. Als Leser erhält man genug faktisches
Futter und Informationen, um selbst mit zu ermitteln, bis die letzte Seite in
einem rasanten Tempo gelesen ist. Kopfkino pur.
Die hohe Spannung, Kapitel für Kapitel, reißt nicht ab
und nichts in diesem Kriminalroman ist vorhersehbar. Die Grenze zwischen
Fiktion und Wirklichkeit ist kaum zu greifen, sodass man sich immer wieder
erinnern muss, dass dieser intelligent verschnürte Kriminalroman der Realität „nur“
sehr nah kommt.
Zitat:
Alle drei schrien: „Allahu
Akbar!“ Die Äußeren reckten die Arme in die Höhe und der Mittlere fuhr langsam,
fast genüsslich, mit der scharfen Klinge durch die Kehle seines Opfers. Blut
spritzte in großen Mengen hervor. Die Kamera hielt alles in brillanten Bildern
fest. Mit einem zweiten heftigen Hieb wurde der Kopf vom Rumpf getrennt.
Schließlich viel der bereits leblose Körper zu Boden. Erneut „Alluha akbar“
schreiend wurde der Kopf des Opfers und das bluttriefende Messer in die Höhe gereckt.
Dann schwenkte die Kamera auf die schwarze Fahne der IS im Hintergrund und das
Video war zu Ende.
Anspruchsvoll und in einer angenehmen klaren Sprache
geschrieben, gleitet man geschmeidig durch die Seiten. Verblümtes ist nicht zu
finden, wohl aber ein erfrischend eingearbeiteter regionaler Bezug zu
Ostwestfahlen. Da Rolf Düfelmeyer lange Jahre evangelischer Pfarrer und
Religionslehrer war, lässt er hier und da Religiöses kurz, knackig und
pointiert einfließen und doch sind es gläubige Botschaften, die er maßvoll
platziert.
Die Figuren sind wohlgeformt. Authentisch durch Ecken und
Kanten zeichnen sich Charaktere, die, bis auf die bösen Figuren, äußerst
sympathisch und lebensnah sind. Die sogenannten Bösen hingegen sind Abbilder
typischer Radikaler, deren soziale Hintergrundgeschichten die Handlung noch
einmal mehr bereichern.
Rolf Düfelmeyer rüttelt auch an den Emotionen des Lesers,
denn als die Frau des Kommissars entführt wird und Videobotschaften mit
flatternder IS-Fahne im Hintergrund beschrieben werden, spürt man die Angst des
verzweifelten Frank Sommers. Hierbei produziert der Autor eine Stimmung, die
düster und gewaltgeschwängert nicht mehr loslässt.
Rolf Düfelmeyer hat mich mit Der Gefährder absolut überzeugt und gefesselt, denn dieser
Kriminalroman ist so spannend erzählt, so gut recherchiert und so erschreckend
nah an der gesellschaftlichen Wirklichkeit.
Dieser Kriminalroman wird noch lange in mir nachklingen
und ich packe ihn zu den Highlights 2017 in mein Bücherregal.
Leseempfehlung!
©nisnis-buecherliebe
Titel: Der Gefährder
Erscheinungsdatum Erstausgabe: 28.10.2016
Aktuelle Ausgabe: 28.10.2016
Verlag: Prolibris
ISBN: 9783954751341
Flexibler Einband
Sprache: Deutsch
Tolle Rezi, die mich super neugierig gemacht hat. Die Thematik spricht mich total an. Das Buch kommt ganz weit nach oben auf meine Wunschliste.
AntwortenLöschenLG Tanja
Liebe Tanja,
Löschendu wirst es bestimmt ebenfalls sehr mögen und diese Thematik, so traurig wie wahr, ist sehr interessant. Und dennoch trägt die Story die persönliche Note der Hauptfigur Kommissar Frank Sommers.
Viele liebe Grüße
Nisnis