Dirty Cop
Von Respekt bis Verachtung
Von Respekt bis Verachtung
Spannende Cop-Story über Korruption
Zwischen
Glitzertürmen mit ihren Condos und alten verkommenen Wohnsilos mit ihren
sozialen Problemen, treffen dort zwei Welten und Kulturen aufeinander. Die Task
Force, allen voran Denny Malone, bekämpfen in erster Linie Waffen- und Drogengeschäfte
nach dem Grundsatz:
Sie handeln nach eigenen Spielregeln und haben ihren Bezirk und das organisierte Verbrechen im Griff, während sich die staatlichen Stellen für das „Wie“ nicht interessieren. Justitia hat sich längst die Augen verbunden, weil sie das Unrecht nicht mitansehen kann. Ja, sie sind Dirty Cops, aber ohne sie würde die Stadt längst brennen. Die Ranghohen entwickeln ihre Karrieren mit Hilfe der Erfolge der Task Force, während sie tolerieren, dass die Mächtigen ihre Häuser auf einem Haufen weißen Pulvers errichten.
Dann, Heilig Abend, geht Marlone einen unüberlegten
Schritt zu weit und setzt damit sein Leben und das seiner engsten Vertrauten
und Freunde aufs Spiel. In einem langen Prozess wird er der Korruption überführt.
Das FBI will einen Deal, auf den sich Malone letztendlich aus wichtigen Gründen
einlassen muss und dann brennt New York.
Don Winslow wurde 1953 in der Nacht zu Halloween in New
York geboren. Seine Mutter, eine Bibliothekarin, und sein Vater, ehemaliger
Offizier bei der Navy, bestärkten ihn schon früh in dem Wunsch, eines Tages
Schriftsteller zu werden, vor allem die Geschichten, die sein Vater von der
Marine zu erzählen hatte, beflügelten die Fantasie des Autors.
Das Sujet des Drogenhandels und der Mafia, das in vielen
von Don Winslows Romanen eine Rolle spielt, lässt sich ebenso mit seinen
Kindheitserfahrungen erklären: Seine Großmutter arbeitete Ende der 60er für den
berüchtigten Mafiaboss Carlos Marcello, der den späteren Autor mehrere Male in
sein Haus einlud.
Jeden Morgen um fünf setzt er sich an den Schreibtisch.
Mittags läuft er sieben Meilen, in Gedanken immer noch bei seinen Figuren, um
dann am Nachmittag weiterzuarbeiten. Winslow sagt von sich, dass er bislang nur
fünf Tage durchgehalten habe, ohne zu schreiben. Es ist eine Sucht, die bis
heute ein Werk hervorgebracht hat, dessen Qualität, Vielseitigkeit und Spannung
Don Winslow zu einem der ganz Großen der zeitgenössischen Spannungsliteratur
machen.
Don Winslow wurde vielfach ausgezeichnet, u.a. mit dem
Deutschen Krimi Preis (International) 2011 für "Tage der Toten". Für
die New York Times zählt Don Winslow zu den ganz großen amerikanischen
Krimi-Autoren.
Don Winslow lebt mit seiner Frau und deren Sohn in Kalifornien. (Quelle: Droemer)
Der Einstieg in das Kriminal-Epos (weitläufige,
ausschweifende Erzählung) gelingt nicht spielend, denn Don Winslow holt weit
aus, verliert sich sogar und lässt die Schrauben des Plots stagnieren. Seite um
Seite ist das Lesen anstrengend bis ermüdend.
Im Nachhinein betrachtet, werte ich die ersten 200 Seiten
als eine gestalterische Inszenierung der Atmosphäre und Spannung, doch das
hätte Winslow besser gekonnt. Mit Zunahme der Seitenzahl, etwa ab Mitte des
Thrillers, intensiviert sich die Atmosphäre und die Spannung, bis sie auf den
letzten Seiten auf einem hohen Level explodieren. Das Durchhalten hat sich
gelohnt, obwohl es mich auch ärgert, überhaupt Anstrengung beim Lesen empfinden
zu müssen.
"Don Winslows
"Corruption" ist faszinierend, ein echter Wurf. Stellen Sie sich
"Der Pate" vor, aber mit Cops. So gut ist es." (Zitat: Stephen
King)
Steven Kings Zitat passt, aber eben erst ab Mitte der
Story.
Police Detective Denny Malone ist ein Alphatier, ein Hero
Cop und er ist korrupt. Er beherrscht die Straße, die Kollegen der Task Force, seine
Vorgesetzten, aber sein Privatleben nicht. Malone ist kein Sympathieträger,
dafür ist er zu gewalttätig, zu bestimmend und zu dreist. Er schmiert Richter
und Anwälte, er provoziert und er manipuliert, wenn auch mit dem Ziel Gerechtigkeit
einzufordern, wo staatliche Stellen versagen.
Winslow schreibt aus Malones Sicht und entwickelt die
Handlung, in dem er Malones Entwicklung zur Korruption szenenabhängig
darstellt. So knallhart, brutal und unnachgiebig er und seine Task Force-Kollegen
auch vorgehen, sie fordern keine Gefälligkeitszahlungen ein, doch sie nehmen
sich alles, was sich ihnen bietet. Sie halten einen Fond, versorgen damit
anteilig versehrte Cops und ihre Familien, unterstützen auch sozial Schwache
und horten Gelder für die Colleges ihrer Kinder und die Zeit nach ihrer
Pensionierung.
"Ich übe recht auf der Straße, wenn ich einen Typ der ein Kind belästigt, eins auf die Glocke gebe, ich übe Recht im Zeugenstand, wenn ich gegen einen Heroindealer falsch aussage, weil er sonst nie verurteilt würde, und ja, ich übe auch Recht, wenn ich diesen Arschlöchern ein bisschen Geld abknöpfe, an das ihr niemals rankommen würdet. Er sagt nur: „Es gibt viele Arten von Recht“. (Zitat)
"Ich übe recht auf der Straße, wenn ich einen Typ der ein Kind belästigt, eins auf die Glocke gebe, ich übe Recht im Zeugenstand, wenn ich gegen einen Heroindealer falsch aussage, weil er sonst nie verurteilt würde, und ja, ich übe auch Recht, wenn ich diesen Arschlöchern ein bisschen Geld abknöpfe, an das ihr niemals rankommen würdet. Er sagt nur: „Es gibt viele Arten von Recht“. (Zitat)
Die Task Force ist eine Familie mit mafiösen Strukturen. Jeder
steht hinter
jedem, sie sind die Paten ihrer Kinder und sie sind
hundertprozentig verlässlich. Dementsprechend dramatisch wird es, als Malone
der Korruption überführt wird und gegen seine Kollegen aussagen soll. Malone
stürzt in ein moralisch, komplexes Desaster, das Winslow eindringlich und
tragisch schildert. Innere Zerrissenheit wütet in Malone und ihm bleiben nicht
viele Möglichkeiten, den Schaden abzuwenden, bevor er droht zur Ratte zu
werden.
Don Winslow erzählt eine authentische Geschichte über
Korruption, die tragisch brisant und aktuell ist. Die Szenen des Romans, in
denen das organisierten Verbrechen wütet, sind erschütternd realistisch
dargestellt. Drogenkriminalität, Bandenkrieg, Waffenhandel, Menschenraub und
der ewige Rassismus zwischen Schwarzen und Weißen beherrschen das Viertel, in
dem die Task-Force agiert.
Bis auf den schleppenden Einstig in die Story schreibt
Winslow in hohem Tempo. Knallharte, packende und besonders schlagfertige, aber auch
asoziale Dialoge reißen mit und entwickeln den Thriller letztendlich doch noch zu
einem Pageturner. Zahlreiche Actionszenen, die mit einer enormen Brutalität
einhergehen, sind nichts für zart besaitete Leser, aber sie liefern eine
knisternde Spannung, die zum Ende hin immer wieder Spannungshöhepunkte durch
Wendungen hervorruft. Als Leser fiebert man mit Malone mit, der den hohen
Tieren der staatlichen Behörden entgegentritt und sie mit ihren eigenen Waffen
zu schlagen versucht.
Corruption ist zunächst eine Geduldsprobe für den Leser.
Wer durchhält, wird mit einer hoch spannenden, moralisch komplexen und
intensiven Cop-Story belohnt, die in rasantem Tempo eine authentisch
inszenierte Geschichte über Korruption erzählt.
©nisnis-buecherliebe
Titel: Corruption
Autor: Don Winslow
Erscheinungsdatum Erstausgabe: 20.06.2017
Aktuelle Ausgabe: 20.06.2017
Verlag: Droemer
ISBN: 9783426281680
Fester
Einband 544 Seiten
Sprache:
Deutsch
Liebe Anja,
AntwortenLöschenDon Winslow ist von mir noch ungelesen, aber er wartet schon geduldig auf meinem SuB. Corruption ist mir in der Buchhandlung schon ins Aufe gesprungen. Mit deiner tollen Rezi hast du mich trotz deiner Kritikpunkte neugierig gemacht.
Liebe Grüße
Tanja
Liebe Tanja,
Löschenmanchmal kann man einfach nicht alles von Winslow bekommen. Seine früheren Romane besitzen keinerlei Längen oder einen Plot der in sich stehen bleibt. Mit Corruption geht man eine kleine Herausforderung ein, aber letztendlich wird man doch belohnt.
Liebe Grüße
Anja
Hallo Nisnis,
AntwortenLöschenso ungefähr hat es mein Kollege auch empfunden. Und Stephen Kind hat vielleicht nur die eine Hälfte zu lesen bekommen. 'lacht' Aber vielleicht hat er sich das auch gnauso vorgestellt. Wenn man seine anderen Perlen bedenkt, sit es wohl schwer über "Tage der toten" oder "Kartell" und wie sie alle heißen nochmal drüber zu kommen.
Lesen werde ich es vermutlich trotzdem ^-^. Denn trotz deines Kritikpunktes scheint es dich ja mitgezogen zu haben.
Tintengrüße von der Ruby
Liebe Ruby,
Löschenja, mag sein, der Steven King, der schlimme ;-). Kritik ist ja nicht immer gleichbedeutend mit schlecht, aber es hat sich gezogen und war verdammt ermüdend. Es hat mich aber dennoch mit Haut und Haaren gepackt.
Ich bin gespannt, wie es dir gefallen wird.
Hab ein schönes Wochenende,
Nisnis
Hallo <3 Solche Geduldproben am Anfang sind gar nicht meins, ich verliere dann immer sehr schnell die Lust. Trotzdem liest sich deine Rezi super und wenn sich das durchhalten lohnt- umso besser, denn es klingt alles wirklich mega spannend! Sehr schöne Rezi, liebe Anja <3
AntwortenLöschenLiebe Anja,
Löschenich mag das auch absolut nicht, doch bei Winslow war ich mir dann doch sicher, dass sich das Blatt noch wenden wird. Es würde dir sicher gefallen.
Liebe Grüße
Anja