Ein Roman über verlorene Seelen, ungewöhnliche Art der Erzählung, äußerst spannend, aber anders.
Plötzlich verschwindet die elfjährige Magda Horn spurlos. Ihre Eltern, beide sehr engagiert im Berufsleben, verzweifeln bei der nervenaufreibenden Spurensuche und beginnen über ihr vergangenes Familienleben nachzudenken. Bald werden sie selbst verdächtigt für das Verwinden verantwortlich zu sein und bald wird Martin, der Vater, des Mordes an Magda beschuldigt.
Asa und Martin zermürben sich gedanklich, sie philosophieren über
Schuld, doch nicht gemeinsam, denn die Ehe hängt schon lange nur noch an einem
seidenen Faden. Martins Kollege Tom ist zusehends
berührt von dieser Situation
und auch die Schulkrankenschwester Katja, die vor einiger Zeit blaue Flecken an
der kleinen Magda entdeckte, will die Suche nach Magda nicht aufgeben.
Die ersten Seiten empfand ich richtiggehend unangenehm. Erst
langsam wurde ich mit dem andersartigen Schreibstil, den verschiedenen
Perspektiven und der ungewöhnlichen Erzählweise warm. Schlussendlich mochte ich
den durchaus anspruchsvollen Schreibstil, doch die Handlung ließ mir zu viel
Freiheit zur Eigenspekulation und zu viele Puzzleteile blieben ungegliedert und
offen liegen.
Die Erzählperspektiven, oder sollte man lieber sagen, die
Gedankenwelten der wenigen Protagonisten, gliedern sich nach den Protagonisten
in Kapiteln. Sie springen in verschiedene Zeiten und legen das Hauptaugenmerk
auf die einzelnen Protagonisten des Kapitels. In einer abstrakten Nüchternheit
erzählt Sigge Eklund seine Story.
Ich bekomme Einblicke in die Charaktereigenschaften, kann
mir ein Bild machen und dennoch berühren sie mich kaum, denn sie kommen mir
fast alle sehr unrealistisch und unehrlich vor. Ich konnte kaum Sympathien für
die Protagonisten entwickeln. Vermutlich ist es die emotionale Kälte der
Charaktere und die Unnahbarkeit, die mich nicht an sie heran lässt. Eigentlich
möchte ich mit um das verschwundene Kind trauern und eine Beziehung zu
mindestens einem Elternteil herstellen, doch sie bleibt fast gänzlich aus. Die
Darstellung der Charaktere liegt dramaturgisch schwer. Von Schmerz und Trauer,
über Zerrissenheit, Untreue, Verleztheit, Misstrauen und Schuld ist alles
vorhanden, doch die Protagonisten sprechen irgendwie sinnbildlich nicht. Sie
leben nebeneinander her, hintergehen und teilen nichts. Fast jeder hätte ein Motiv,
fast jeder könnte ein Opfer sein und letztendlich bleiben genau diese Punkte
bis zuletzt unbeantwortet und unerläutert.
Trotz geschickt platzierter Spannungskurven, habe ich einige
Male das Gefühl gehabt, ich verliere mich in unausgesprochenen, ungelösten
Rätseln. Ich liebe Rätsel, doch hier werden es mir zu viele und die Story wirkt
auf mich überladen. Alle leben in diesem Roman aneinander vorbei. Nichts wird
geteilt, zusammen ausgetragen oder ertragen. Ich empfinde das als eine
unrealistische Lebenswirklichkeit der Protagonisten. Alle suchen nach
Geborgenheit, Schutz und Liebe, doch keiner ist dazu fähig.
Trotz meiner kritischen Worte wurde ich gut und spannend
unterhalten. Ich bin überzeugt, dass hier einiges an richtig gutem Potenzial
seitens des Autors verschenkt wurde.
Wer auf psychologisch aufgebaute Romane/Kriminalromane
steht, wer sich nicht ärgert, wenn auch am Ende einiges offen bleibt, der wird
einen spannenden Roman lesen, der andersartig ist.
Autor: Sigge Eklund
Buch: Das Labyrinth
Erscheinungsdatum Erstausgabe : 28.05.2015
Aktuelle Ausgabe : 28.05.2015
Verlag : DuMont Buchverlag
ISBN: 9783832197582
Flexibler Einband 384 Seiten