Kriminalroman - Der dritte Patient von Wolf S. Dietrich

13 Juni 2015

Sehr guter, spannender und sprachlich hervorragender Regionalkrimi über illegalen Organhandel

Zwei Filipinos, von Armut in ihrem Land genötigt, geraten in die Mühlen des illegalen Organhandels und reisen nach Deutschland, um eine Niere zu verkaufen. In Deutschland angekommen, völlig hilflos und nichtsahnend was man tatsächlich mit ihnen vorhat, harren sie in einem Krankenzimmer der Transplantationsabteilung der Göttinger Universitätsklinik aus und hoffen auf Reichtum gegen eines ihrer Organe.

Zeitgleich besucht Anna Lehnhoff, Journalistin, ihren Chef Markus Wille in der Klinik, dem kurzfristig eine Niere in Aussicht gestellt wird und trifft zufällig auf die philippinischen Freunde Danilo und Honesto. Schon bald spürt Anna, dass hier Machenschaften am Werke sind, die die Filipinos in große Gefahr bringen. Anna reagiert intuitiv. Sie rettet einen der Filipinos aus der Klinik, während der andere gerade operiert wird. 

Annas gefährliche Recherchen bringen sie selbst in Gefahr und das Ermittlerteam muss nicht nur einen Mörder finden, sondern auch noch Anna in Sicherheit bringen. Was hat der renommierte Transplantologe Professor Fabricius mit illegalem Organhandel zu tun? Wieso verhält er sich so unnahbar? Als sein Sohn plötzlich tot aufgefunden wird, ermittelt die Polizei zunächst in einer falschen Richtung.


Von Anfang an hatte ich große Lesefreude mit dem Schreibstil des Autors und der gewählt schönen Sprache. Manch ein Kriminalroman braucht die Umgangssprache, doch "der dritte Patient" kommt fast gänzlich ohne sie aus. Das fand ich sehr angenehm. Die Handlung startet sehr berührend. Sie schildert maßvoll das Leben zweier Filipinos, die unter der herrschenden Armut in ihrem Land leiden. Als Danilo bei einem Taifun seine Familie verliert ist er sehr labil und lässt sich auf einen Reise nach Deutschland ein, um ein Organ zu verkaufen und um der Armut zu entrinnen.



Dieser Teil der Handlung hat mich sehr berührt, denn ich weiß das dies keine fiktive Geschichte ist, sondern ein Ausschnitt aus der Realität.



Die Handlung ist voll von immer wiederkehrenden Spannungshöhepunkten und so wurde das Buch für mich zum Pageturner. Die Charaktere, ob gut oder böse, waren fein gezeichnet und perfekt in die Handlung integriert.



Der Krimi spielt in Göttingen und der Autor verstand es spielend leicht mich in die Umgebung von Göttingen zu integrieren als wenn ich selbst da wäre. Ich hatte schöne Bilder der Landschaft im Kopf und fühlte mich angekommen.



Die Story war sehr gut recherchiert und in sich stimmig. Einige Wendungen überraschten mich und erst gegen Ende des Buches lösten sich die offenen Fragen sinnvoll auf. Einzig die polizeilichen Ermittler kamen mir etwas zu schwach rüber. Der Fokus lag jedoch auch eher auf der Journalistin Anna und so konnte ich darüber hinweg lesen.



Dies war mein erster Krimi von Wolf S. Dietrich, aber ganz bestimmt nicht der letzte.


Ein sehr spannender und gut recherchierter Kriminalroman in einer sehr schönen Ausdrucksweise und Sprache. Absolut empfehlenswert für alle Krimi-Fans.



Autor: Wolf S. Dietrich


Erscheinungsdatum Erstausgabe : 20.04.2015

Aktuelle Ausgabe : 20.04.2015

Verlag : Prolibris


Buch 235 Seiten