Der goldene Sohn – Heimatlos, sehnsüchtig liebend und im Konflikt zwischen Tradition und Moderne
Indien. Anil wird von seiner Familie am Flughafen
verabschiedet. Er tauscht sein traditionelles Leben gegen das moderne Leben in
den USA ein, um Arzt zu werden. Seinen bisherigen Lebensweg und seine große
Liebe Leena lässt er wehmütig zurück. Nach vielen Jahren begegnen sich Leena
und Anil wieder und die einstigen Gefühle flammen erneut auf, doch leider haben
sich die Lebensumstände der beiden so sehr verändert, dass eine gemeinsame
Zukunft ausweglos erscheint.
Das Cover:
Das Cover finde ich sehr geschmackvoll und ansehnlich dezent
gestaltet. Oben und unten an den Rändern des Covers befinden sich bunte, verschnörkelte
Verzierungen, die einen Touch indisches Flair hinterlassen. Der mittig
platzierte Titel ist in den warmen Farben des Horizonts eingebettet. Darunter
ist das Meer schemenhaft und ein Strand schemenhaft abgebildet. Am Strand rennt
ein Junge. Scheinbar fröhlich und unbeschwert.
Die Autorin:
Shilpi Somaya Gowda lebt mit ihrem Mann und ihren Kindern in
Kalifornien. Ihre Eltern sind einst von aus Mumbai aus in die USA immigriert.
Als Shilpi Somaya Gowda während ihres Studiums in einem Waisenhaus in Indien
arbeitete, entstand ihre Idee zu ihrem zweiten Roman. Ihr erster Roman „Die
geheime Tochter“ erschien 2012.
Reflektionen:
Die Ankunft in der Geschichte ist mir durch den
federleichten Schreibstil leicht gefallen. Die Sprache ist harmonisch und
niveauvoll. Ich habe diesen Roman sehr gern gelesen, denn das Wechselspiel
zwischen indischer Tradition und der Moderne Amerikas war sehr
abwechslungsreich und interessant. Ob Indien oder Amerika, Anils Lebensweg ist
unglaublich facettenreich und alle Geschehnisse in seinem Leben, werden hier
sehr detailverliebt beschrieben. Alle Figuren besitzen ein eigenes Leben,
welches harmonisch in die Geschichte integriert ist. Die Charaktere sind sehr
ausführlich beschrieben. Vor allem ihre Emotionen füllen einen großen Anteil der
Geschichte aus und berühren mich sehr. Sie sind ein Wechselbad der Gefühle. Ich
spüre ganz deutlich, dass die Menschen die weniger besitzen oftmals dankbarer
und zufriedener sind als die, denen zahlreiche Perspektiven zu Füßen liegen.
Shilpi Somaya Gowda ist es in diesem Roman gelungen, mit ihrem
Protagonisten Anil die Sichtweise der Menschen auch auf neue Dinge zu lenken,
die die Lebensumstände erleichtern, ihr extremes Verantwortungsbewusstsein und
ihre Schuldgefühle gegenüber ihren Mitmenschen zu neutralisieren. Und dennoch,
zwischendurch koche ich vor Wut. Ich will Figuren schütteln, sie treten und
ihnen meine Meinung sagen.
Anils Vater erkennt früh,
dass sein belesener und wissbegieriger Sohn besondere Lernfähigkeiten besitzt.
Er fördert ihn und bindet ihn schon sehr früh mit in seine Tätigkeit als Streitschlichter
im Dorf Panchanagar ein. Anils Vater hat eine große Erwartungshaltung gegenüber
seinem Sohn und er sieht ihn als seinen Nachfolger an, obwohl er weiß, dass
Anil eines Tages das Dorf verlassen wird, um Arzt zu werden. Neben seinen
Brüdern und seiner Schwester verbringt Anil in seiner Kindheit sehr viel Zeit
mit der Nachbarstochter Leena. Als die beiden Teenager werden, flammen erste
Gefühle zwischen ihnen auf. Doch nach seinem Medizinstudium zieht es Anil nach
Dallas, wo er an einer großen Klink seine Facharztausbildung anstrebt.
Zwischenzeitlich wird Leena traditionell verheiratet und
findet eine außergewöhnliche, grauenvolle und brutale Ehe vor. Bis zu Letzt
versucht sie dennoch, die Ehe aufrechtzuerhalten, um so ihre Eltern vor Schande
zu bewahren.
Anil bekommt von all dem nichts mit. Er hat es als Ausländer
und junger Arzt nicht leicht in der Klinik. Er kämpft jeden Tag erneut gegen
seine Ängste an und strebt nach Anerkennung. Als Anils Vater stirbt macht er
sich erneut auf den Weg in seine Heimat und kreuzt bald auch erneut Leenas
Lebensweg.
Meine Erwartung an einen interessanten Roman hat die Autorin
voll erfüllt. Was ich mir gewünscht hätte, wäre ein kleines Glossar in dem ich
einzelne indische Worte oder Bezeichnungen hätte nachlesen können. Eine etwas
kritische Anmerkung: Zahlreiche medizinische Fachausdrücke könnten den einen
oder anderen Leser in Unmut stürzen.
Mein Fazit:
Ein facettenreicher Roman, der mich sehr gefesselt hat. Ich
war sehr spannend unterhalten und genoss die Erzählstränge, die stets von Gegensätzlichkeit
geprägt waren und die zwischen indischer Tradition und der Moderne oftmals ein
Wechselbad der Gefühle auslösten.
Meine Bewertung:
5 Sterne
Erscheinungsdatum Erstausgabe : 07.01.2016
Aktuelle Ausgabe : 07.01.2016
Flexibler Einband
Sprache: Deutsch
Hallo Nisni
AntwortenLöschenEine tolle Rezi zu einem tollen Buch :) Ähm ja, heute bin ich mal kurz angebunden, aber trotzdem gibt es einen kleinen, feinen Kommentar. Mag es nicht Blogs anzusehen und keine Spuren zu hinterlassen.
In diesem Sinne, wünsch dir ein schönes Wochenende
Sandra
Oh halt, bist du auch bei der Leserunde bei LB zu "Das Mädchen auf der anderen Seite" dabei ? Ich hab mein Exemplar heute bekommen. Werd aber erst Anfang nächster Woche loslegen können weil vorher noch zwei Bücher beendet werden wollen
Liebe Sandra,
AntwortenLöschennein, in dieser Leserunde bin ich nicht dabei. Ich wünsche dir sehr viel Spaß damit. Ich mach mich nun auf zum Gegenbesuch und sage bis gleich,
Nisnis