Roman *** Der goldene Sohn von Shilpi Somaya Gowda

29 Januar 2016

Der goldene Sohn – Heimatlos, sehnsüchtig liebend und im Konflikt zwischen Tradition und Moderne

Inhaltsangabe:

Indien. Anil wird von seiner Familie am Flughafen verabschiedet. Er tauscht sein traditionelles Leben gegen das moderne Leben in den USA ein, um Arzt zu werden. Seinen bisherigen Lebensweg und seine große Liebe Leena lässt er wehmütig zurück. Nach vielen Jahren begegnen sich Leena und Anil wieder und die einstigen Gefühle flammen erneut auf, doch leider haben sich die Lebensumstände der beiden so sehr verändert, dass eine gemeinsame Zukunft ausweglos erscheint.


Das Cover:

Das Cover finde ich sehr geschmackvoll und ansehnlich dezent gestaltet. Oben und unten an den Rändern des Covers befinden sich bunte, verschnörkelte Verzierungen, die einen Touch indisches Flair hinterlassen. Der mittig platzierte Titel ist in den warmen Farben des Horizonts eingebettet. Darunter ist das Meer schemenhaft und ein Strand schemenhaft abgebildet. Am Strand rennt ein Junge. Scheinbar fröhlich und unbeschwert.

Die Autorin:

Shilpi Somaya Gowda lebt mit ihrem Mann und ihren Kindern in Kalifornien. Ihre Eltern sind einst von aus Mumbai aus in die USA immigriert. Als Shilpi Somaya Gowda während ihres Studiums in einem Waisenhaus in Indien arbeitete, entstand ihre Idee zu ihrem zweiten Roman. Ihr erster Roman „Die geheime Tochter“ erschien 2012.

Reflektionen:

Die Ankunft in der Geschichte ist mir durch den federleichten Schreibstil leicht gefallen. Die Sprache ist harmonisch und niveauvoll. Ich habe diesen Roman sehr gern gelesen, denn das Wechselspiel zwischen indischer Tradition und der Moderne Amerikas war sehr abwechslungsreich und interessant. Ob Indien oder Amerika, Anils Lebensweg ist unglaublich facettenreich und alle Geschehnisse in seinem Leben, werden hier sehr detailverliebt beschrieben. Alle Figuren besitzen ein eigenes Leben, welches harmonisch in die Geschichte integriert ist. Die Charaktere sind sehr ausführlich beschrieben. Vor allem ihre Emotionen füllen einen großen Anteil der Geschichte aus und berühren mich sehr. Sie sind ein Wechselbad der Gefühle. Ich spüre ganz deutlich, dass die Menschen die weniger besitzen oftmals dankbarer und zufriedener sind als die, denen zahlreiche Perspektiven zu Füßen liegen.

Shilpi Somaya Gowda ist es in diesem Roman gelungen, mit ihrem Protagonisten Anil die Sichtweise der Menschen auch auf neue Dinge zu lenken, die die Lebensumstände erleichtern, ihr extremes Verantwortungsbewusstsein und ihre Schuldgefühle gegenüber ihren Mitmenschen zu neutralisieren. Und dennoch, zwischendurch koche ich vor Wut. Ich will Figuren schütteln, sie treten und ihnen meine Meinung sagen.

Anils Vater erkennt  früh, dass sein belesener und wissbegieriger Sohn besondere Lernfähigkeiten besitzt. Er fördert ihn und bindet ihn schon sehr früh mit in seine Tätigkeit als Streitschlichter im Dorf Panchanagar ein. Anils Vater hat eine große Erwartungshaltung gegenüber seinem Sohn und er sieht ihn als seinen Nachfolger an, obwohl er weiß, dass Anil eines Tages das Dorf verlassen wird, um Arzt zu werden. Neben seinen Brüdern und seiner Schwester verbringt Anil in seiner Kindheit sehr viel Zeit mit der Nachbarstochter Leena. Als die beiden Teenager werden, flammen erste Gefühle zwischen ihnen auf. Doch nach seinem Medizinstudium zieht es Anil nach Dallas, wo er an einer großen Klink seine Facharztausbildung anstrebt.

Zwischenzeitlich wird Leena traditionell verheiratet und findet eine außergewöhnliche, grauenvolle und brutale Ehe vor. Bis zu Letzt versucht sie dennoch, die Ehe aufrechtzuerhalten, um so ihre Eltern vor Schande zu bewahren.

Anil bekommt von all dem nichts mit. Er hat es als Ausländer und junger Arzt nicht leicht in der Klinik. Er kämpft jeden Tag erneut gegen seine Ängste an und strebt nach Anerkennung. Als Anils Vater stirbt macht er sich erneut auf den Weg in seine Heimat und kreuzt bald auch erneut Leenas Lebensweg.

Meine Erwartung an einen interessanten Roman hat die Autorin voll erfüllt. Was ich mir gewünscht hätte, wäre ein kleines Glossar in dem ich einzelne indische Worte oder Bezeichnungen hätte nachlesen können. Eine etwas kritische Anmerkung: Zahlreiche medizinische Fachausdrücke könnten den einen oder anderen Leser in Unmut stürzen.

Mein Fazit:

Ein facettenreicher Roman, der mich sehr gefesselt hat. Ich war sehr spannend unterhalten und genoss die Erzählstränge, die stets von Gegensätzlichkeit geprägt waren und die zwischen indischer Tradition und der Moderne oftmals ein Wechselbad der Gefühle auslösten.

Meine Bewertung:

5 Sterne

Erscheinungsdatum Erstausgabe : 07.01.2016
Aktuelle Ausgabe : 07.01.2016
Flexibler Einband

Sprache: Deutsch

2 Kommentare:

  1. Hallo Nisni

    Eine tolle Rezi zu einem tollen Buch :) Ähm ja, heute bin ich mal kurz angebunden, aber trotzdem gibt es einen kleinen, feinen Kommentar. Mag es nicht Blogs anzusehen und keine Spuren zu hinterlassen.

    In diesem Sinne, wünsch dir ein schönes Wochenende

    Sandra

    Oh halt, bist du auch bei der Leserunde bei LB zu "Das Mädchen auf der anderen Seite" dabei ? Ich hab mein Exemplar heute bekommen. Werd aber erst Anfang nächster Woche loslegen können weil vorher noch zwei Bücher beendet werden wollen

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  2. Liebe Sandra,

    nein, in dieser Leserunde bin ich nicht dabei. Ich wünsche dir sehr viel Spaß damit. Ich mach mich nun auf zum Gegenbesuch und sage bis gleich,

    Nisnis

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