Gastrezension von Lienz - Roman - Berlin Gagstas von Stefan Schweizer

07 September 2016

Gastrezension

Hardcore bis ins Mark


Kolja und Kemal sind original Berliner Gangstas und schleusen Flüchtlinge nach Deutschland, um Menschen zu retten.

Ihr Traum vom geläuterten Gutmenschentum zerbricht, als sie von Hardcoregangstern und korrupten Staatsdienern brutal in die Zange genommen werden, da diesen der Profit nicht hoch genug ist. (Quelle: Schwarkopf & Schwarzkopf Verlag)

Stefan Schweizer, geboren 1973, lebt in einer deutschen Großstadt. Er bewegt sich gerne in fremden Kulturen, in exotischen subkulturellen Milieus und ist Grenzgänger zwischen den Scenes: ob psychedelische Jam-Bands, Techno-Szene oder Rap-Bewegung – Berührungsängste hat er keine. Seit 2012 veröffentlicht er Belletristik. BERLIN GANGSTAS ist der neue, moderne Gesellschaftsroman. (Quelle: Schwarzkopf & Schwarzkopf Verlag)
Schleuser, das sind Kemal und Kolja. Aber zwei ganz besondere. Sie wollen nämlich zwei Dinge verbinden, die miteinander unvereinbar sind:

Gemeinnutz und Gewinnmaximierung. G&G sozusagen. Damit ist der Ärger vorprogrammiert – perfekter Aufhänger für einen Roman! Überhaupt ist das G wichtig in BERLIN GANGSTAS. Ganz besonders dann, als es um den korrupten Polizisten und seinen kokain-stimulierten G-Punkt geht.

Stefan Schweizer zerrt die dunkle Seite der Gesellschaft ins helle Licht, ungeschönt, brutal und überschreitet bewusst jede Ekelgrenze. Das sitzt und schreckt auf!

Bei mir kommt der Roman als bitterböse Satire an, bei der es mir immer wieder graust. Erzählt wird die Geschichte scheibchenweise mit teilweise langen Flashbacks. Den Gangsta-Sprech kann ich nicht beurteilen, da ich auf dem Gebiet gar und gar nicht zuhause bin.

Die Eigenwilligkeit der gewählten Sprache an sich ist eine gute Idee. Thea Dorn hat es vorgemacht. Das Überschreiten der Ekelgrenze haben E. Jelinek und nach ihr „Feuchtgebiete“ bereits erfolgreich zelebriert.

Die krass dargestellte, auch sexuelle, Gewalt – wie verlagsseitig schon gesagt – tritt in Tarantinos Fußstapfen.

Warnhinweis: Nicht so arg wie das Blog del Narco, aber dennoch nix für weiche Seelen.

Die eigenwillige Chronologie hat was und hebt das Buch von anderen ab. Sie polarisiert.

Eines allerdings hat mein Lesevergnügen gestört: das unterirdische Lektorat, das weder Grammatikfehler, Tippfehler, verkehrte Kommas noch Ausrutscher in der Lexik zu erkennen vermochte.
Ich möchte das Buch gern mit einer Katze vergleichen: Man hasst es oder man liebt es. Ich mag Katzen sehr.

Daher rate ich allen, deren Interesse jetzt geweckt ist:
Unbedingt lesen und eigene Meinung bilden.





Erscheinungsdatum Erstausgabe : 01.08.2016
Aktuelle Ausgabe : 01.08.2016
Verlag : Schwarzkopf & Schwarzkopf
Flexibler Einband 480 Seiten
Sprache: Deutsch

2 Kommentare:

  1. Das Buch steht schon auf meiner Wunschliste! Ich werde mir auf jeden Fall eine eigene Meinung bilden. Schöne Rezi!

    LG Tanja

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    1. So ist's richtig :-). Es wird dir sicher gefallen ;-).

      Viele liebe Grüße

      Nisnis

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