Kriminalroman - Keine Leiche, kein Problem von Per Sander

23 April 2017

Leichen-Cannelloni

Spannender, spritzig witziger Kriminalroman – Staffel 1

Der selbstständige Allround-Handwerker Patrick ist alleinerziehend und schlägt sich mit den aufmüpfigen Teenagertöchtern so gerade eben durchs Leben. Sein Architekturstudium musste er an den Nagel hängen, nach dem seine Frau bei einem mysteriösen Verkehrsunfall tödlich verunglückte. 

Als er eines Tages nach Hause kommt, findet er den Mathe-Nachhilfe-Lehrer der Zwillinge tot auf. Dieser hatte sich an den beiden vergriffen, die ihn jedoch geistesgegenwärtig schubsten, sodass er zu Tode gekommen war.

Bei einer Vorstrafe wegen Drogenbesitzes (in der Jugend zwar) und einem in Aussicht gestellten Stipendium für die Zwillinge, stellt sich die Frage nicht die Polizei zu rufen. Stattdessen sieht sich Patrick gezwungen, die Leiche des Lehrers unauffällig zu entsorgen.

Auch die klamme Privatdetektivin Nergiz hat ein Problem mit einer Leiche, da ihr Klient nach einem Streit die Treppe heruntergepurzelt ist und sich das Genick gebrochen hat. Absolut unpassend, denn Puffmutter Hedwig, deren Etablissement Lollipop sich im Erdgeschoss befindet, sowie die Road Woorier Biker in der Nachbarschaft, schätzen es nicht sehr, wenn die Polizei herumschnüffelt. Nergiz muss die Leiche verschwinden lassen.

Bei der Leichenentsorgung treffen Patrick und Nergiz zufällig aufeinander und während Patrick mimi-mäßig vor Schiss bibbert, entwickelt Nergiz eine brillante Geschäftsidee:

Leichenentsorgung!

Was die beiden jedoch nicht ahnen ist, dass ein Killer auf Rachefeldzug den beiden gefährlich nah kommt.


1985 im Ruhrpott geboren, mittlerweile aber an den Niederrhein verirrt. In Düsseldorf Germanistik und Anglistik studiert. Viele Jobs gehabt – u.a. Journalist, Ghostwriter und Boxsack im Einzelhandel.
War alles nicht so wirklich was. Krimis sind auf jeden Fall eine bessere Idee. (Quelle: persander.com)


Wahnsinn, wie mich dieser Kriminalroman gefesselt hat. Unglaublich, dass mein Grinsen nicht mehr aus meinem Gesicht verschwunden ist, bis die letzte Seite gelesen war. Ich bin noch immer hin und weg. Was hatte ich einen Lesespaß und einen spannenden dazu.

Aber erst mal von vorn:

Amüsante Kriminalromane stehen bei mir nicht besonders hoch im Kurs. Ich liebe es düster, todernst und authentisch. Keine Leiche, kein Problem passt also eigentlich gar nicht zu mir und doch hat mich dieser Titel überzeugt.

Der Einstieg in die irrwitzige Story gelingt prompt und ohne Umschweife. Per Sander schreibt in einem angenehm flüssigen Stil mit Widererkennungswert. Locker, fluffig und, den Ereignissen in diesem Kriminalroman entsprechend, maßvoll umgangssprachlich, trifft es gut auf den Punkt. Mit einem klaren und spitzfindigen Ausdruck, zeichnet Per Sander skurrile und witzige Dialoge und er bietet so eine Bühne, für hoch amüsante und trockene Schlagabtausche, obwohl die Verbrechen in diesem Krimi und mit ihr die Leichenentsorgungen ein durchaus ernstzunehmendes Unterfangen darstellen.


Nur wenige Zentimeter vor ihm blieb Schöneres stehen und musterte seine Kollegen. "Wat willst denn mit nem Lötkolben, du Hohlbirne?" Bäckchen zuckte mit den Achseln. "Lag da grad." "Willst ihn zu Tode löten?" Schöneres lachte herb. "Meine Fresse! Ich hab halt dat Erstbeste gegriffen!". Bäckchen wirkte ernsthaft beleidigt. "Dat is dat Erstbeste? Wat war'n deine zweite Wahl? Ne Bastelschere?". (Zitat)

Hoch spannend wird es, als auch noch der Serienkiller Immo Menne sein Unwesen zu treiben beginnt und seinen Rachefeldzug gegen einen Biker-Boss einleitet. Damit löst er einen Biker-Deppen-Bandenkrieg aus, der für actionreichen Nervenkitzel sorgt, während Patrick und Nergiz Leichen entsorgen. Bildhaft beschreibt Per Sander Situationen und Figuren und löst so ein buntes Kopfkino aus, von dem man nicht genug bekommen kann und bis zur letzten Seite gefesselt in hohem Tempo durch die Seiten prescht.

Ein bisschen erinnert dieser Kriminalroman an ein Kammerspiel, bei dem die Handlungen der Figuren ersichtlich und herrlich miteinander verstrickt sind. Alle Querverbindungen werden letztendlich aufgelöst, aber vorher stiften sie und einige Cliffhanger ein lustiges und spannendes Verwirrspiel ohne jeden Kitsch.

Blut fließt einiges, in diesem Kriminalroman und es gibt einige gruselige Stellen, die man jedoch auch gut lesen kann, wenn man sonst eher auf Blutiges in Büchern verzichten möchten. Dieser Kriminalroman darf einfach augenzwinkernd genossen werden ohne Authentizität einfordern zu wollen und ich garantiere ein schaurig schönes und aberwitzig amüsantes Leseerlebnis.


Dieser Kriminalroman ist ein amüsantes und spannendes Lesevergnügen der besonderen Art, das ich vergnüglich gern mit einer Full-House-Bewertung wertschätze. Glücklich darüber, dass der zweite Teil der Staffel bereits in meinem Bücherregal steht, empfehle ich diese Leichenentsorgungs-Story mit einem wissenden Lächeln im Gesicht.

Autor: Per Sander


Erscheinungsdatum Erstausgabe: 02.07.2016
Aktuelle Ausgabe: 02.07.2016
ISBN: B01HWY16M2
E-Buch Text 259 Seiten

Sprache: Deutsch

6 Kommentare:

  1. Liebe Anja,
    das Buch muss sofort auf meine Wunschliste! Danke für die tolle Rezi, die mich mal wieder überzeugt hat.
    LG
    Tanja

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    1. Liebe Tanja,

      dieser Krimi ist so genial. Du wirst mega Spaß haben.

      Liebe Grüße

      Anja

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  2. Wie schon auf FB: ist schon länger auf meiner WuLi, deswegen dacht ich mir, kann ja nicht schaden dann auch Rezi zu lesen ... nun ja, das Buch ist schlagartig nach oben auf dieser Liste katapultiert worden ;)

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    1. Liebe Janna,

      wirklich, ich hab so einen Spaß gehabt ;-). Freue mich auf dene Besprechung.

      Hab einen gemütlichen Abend.

      Herzallerliebste Grüße

      Nisnis

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  3. Hach, nun hab ich noch mehr Lust auf die Reihe! Aber da noch Pendragon/Suhrkamp angesagt ist (was Per auch weiß) ist er im Mai direkt dran :3

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    1. Da bist du ja auch noch sehr gut versorgt, aber du kannst dich schon einmal auf witzige Stunden einstellen.

      Liebe Grüße

      Nisnis

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