Handlettering # 6

29 September 2017


Die vergangenen Wochen sind wie im Fluge an mir vorbeigezogen und so wird es nun längst Zeit, dass ich euch ein paar neue Letterings zeige. Aber vorher möchte ich euch noch sagen, wie überwältigend ich die positive Resonanz auf die Aktion Handlettering der Buchblogger finde.


Mein ganzer Stolz ist dieses kompakte Lettering. Ich habe zum ersten Mal versucht, einen längeren Spruch zu lettern. Wenn man ein Lettering dieses Formats zeichnen möchte, überlegt man sich als erstes, welche Wörter eine besondere Bedeutung für das Lettering einnehmen sollen. In diesem Fall waren es die Wörter Kind, Baum und Abenteuer, die ich größer lettern wollte, um deren Bedeutung hervorzuheben.


Hat man das soweit festgelegt, beginnt man mit der Ausrichtung und Planung der übriggebliebenen Worte, inklusive der Überlegung welche Schriften man verwenden möchte. Für einen Newbie wie mich, muss ich gestehen, waren das ganz schön viele zu beachtende Komponenten.

Das Ziel ist, die Worte so zu gestalten, dass am Ende ein Gesamtbild herauskommt, ohne dass leere Lücken entstehen. Hat man seine Zeichnung soweit definiert, beginnt man eine vollständige Skizze anzufertigen, schiebt Wörter hin und her, radiert und macht und tut so lange, bis ein harmonisches Bild entsteht. Das testet man am besten, indem man das Blatt komplett auf den Kopf stellt und nach Unregelmäßigkeiten und Lücken Ausschau hält. Wenn dann noch Lücken vorhanden sind, kann man sie mit Rahmen, Linien, Pünktchen, Pfeilen, sogenannten Schmuckelementen füllen. Und Blümchen und Herzchen gehen (fast) immer.  


Ich habe für dieses Lettering gefühlt hundert Stunden gebraucht. Es war schwieriger, als ich gedacht hatte. Die finale Skizze habe ich auf Transparentpapier gefertigt und das Lettering dann mit Hilfe von Saral-Transferpapier (Kohlepapier) auf das gute Hahnemühle Nostalgie Papier übertragen und dann fleißig drauf los gelettert. Heute würde ich es an einigen Stellen noch verfeinern wollen, denn es ist natürlich nicht perfekt, aber handmade, grins.

Von der Aktion Handlettering der Buchblogge habt ihr ja bereits gelesen. Wer nicht, der klicke bitte HIER. Erst einmal muss ich euch sagen, dass ich sehr geflasht war, wie groß die Resonanz auf die Aktion war. Es sind einige individuelle und kreative Letterings und Beiträge entstanden und Leni, Tanja und ich hoffen, dass wir noch mehr von euch für diese Aktion begeistern werden. Im Rahmen dieser Aktion haben wir einen Header erstellen wollen und jeder von uns hat fleißig gelettert. Letztendlich haben wir uns für ein digitales Lettering als Header entschieden, aber gern zeige ich euch
mein buntes Werk.

Das Thema der Aktion war: Letter einen Buchtitel neu. Plötzlich sieht man den Buchtitel mit ganz anderen Augen und überlegt, wie man so einen Titel neu interpretieren könnte. Als erstes habe ich den Titel Tränenbringer von Veit Etzold gelettert, mich dann aber doch für Fiona entschieden. 



Anfang des Monats hatte meine herzallerliebste, beste Freundin und eine zweite Freundin Geburtstag und ich wollte eine Grußkarte nach Indien zu Freunden schicken. Noch immer im Handlettering-Fieber, war ja wohl klar, dass ich die Karten
gern selbst lettern wollte. Dafür habe ich mir ein Blanko-Briefbogen-Set gekauft und dann angefangen zu lettern. Die erste Karte entstand noch mit Skizze, Transfer aufs Papier etc., aber die anderen beiden gelangen dann schon frei Hand. Auf der Karte nach Indien habe ich leider ein S vergessen, aber deshalb verliert sie ja nicht gleich das Flair. 

Wenn ich euch einen Rat mit an die Hand geben darf, kontrolliert immer, ob ihr auch wirklich alle Buchstaben gelettert habt, ich vergesse regelmäßig immer wieder Buchstaben.


Die schwarze Schrift habe ich mit Pigma Microns in Stärke 03 gezeichnet, die weiße mit einem Gelstift von uni-ball und die bunten Herzen und Ballons mit den Brushpens 1340 von Edding.

Die Digitalisierung eines Lettering beginnt mit einem hochauflösenden Scan. Wer keinen Scanner zu Verfügung hat, der kann dies mit verschiedenen Apps, wie zum Beispiel mit CamScanner, Scanbot, Snapseed etc., im Handumdrehen mit dem Smartphone erledigen. Doch sobald man Feinheiten mit darstellen möchte oder wenn zum Beispiel feine Farbschattierungen das Lettering in einem besonderen Licht erscheinen lassen sollen, dann sind diese Apps nicht geeignet. Ich bin oft enttäuscht, wenn ich ein Lettering eingescannt habe und das Ergebnis sehe. Krasse, kalte Linien, irre Farben, die man nie verwendet hat etc. So geschehen bei dem
Lettering Love – Feeling happy. Eine 1:1 Wiedergabe scheint es nicht zu geben und so ist, wenn Farbe mit ins Spiel komm, eine Nachbearbeitung fällig. Schwarz-weiße Letterings hingegen, kann man sehr gut mit den Apps digitalisieren. 

Bei diesem Lettering wirkt die Digitalisierung richtig abstoßend, obwohl sie in Natur recht nett aussieht. Gezeichnet mit Microns, was sonst, und die Farbe des Hintergrunds habe ich mit einem
Tombow Dual-Brush-Pen pastellrosa ausgemalt. Pastell wohlgemerkt, doch auf dem Scan erscheint diese Farbe grell pink. Die Herzen habe ich erneut mit dem uni-ball Gelstift gemalt.

Das schwarzweiße Lettering entspricht meinem Geschmack. Es ist dezent, fein und in der Perspektive recht anmutig. Das ist eher mein Geschmack

Was ich ganz witzig finde, ok, manchmal auch etwas ärgerlich, ist, dass Letterings die ich plane und die ich vorher übe, noch lange nicht schöner werden, als die, die ich mal eben zwischen Tür und Angel aufs Papier bringe. Das ist irgendwie ein Handlettering-Effekt, von dem ich inzwischen schon oft gelesen habe.


Just smile today, habe ich kurz vor dem Schlafengehen ganz zackig geschrieben und nur mit einem Schattenstrich versehen. Das wars. Ich finde es schöner, als manch ein anderes, geplantes Lettering, denn es wirkt auf seine ungezwungene, spontane Weise, ähnlich auch wie das Lettering Juicy Fruit. Gezeichnet mit den Pastelltönen von Tombow und Edding. Wenn ich das betrachte, habe ich Hunger auf einen gelben Gaugummistreifen ;-).

Die beiden Lettering-Bilder sind gute Beispiele dafür, dass Handletterings oft spontane Kommunikation sind. Es braucht oft nicht viel, um eine Emotion auszudrücken und das macht mir total viel Spaß.

Das Lettering Blüten ist dann das Gegenteil von spontan, denn die vielen Blätter und Blüten benötigen schon ein wenig knifflige Zeit. Vielleicht habt ihr es unlängst bemerkt, dass ich auf so klitzekleine Blümchen stehe und sie immer mal wieder mit in ein Lettering einbaue. Dieses Lettering ist auf Schmierpapier entstanden und ursprünglich war dieses Bild nur als Zeitfüller vorgesehen. 

Die beiden noch folgenden Letterings Hawai und Sommerregen liegen schon etwas länger zurück. Heute fallen mir Dinge an ihnen auf, die man verbessern könnte. Mein Blick schult sich langsam und ich erkenne an meinen eigenen Werken, an welcher Schraube ich drehen müsste, damit es noch besser werden würde. Aber ich vergesse nicht, dass ich erst Ende Juli mit dem Handlettering begonnen habe und bin inzwischen recht zufrieden mit mir. 

Mein Kopf ist so absolut voller Ideen, aber ich weiß beim besten Willen nicht, wann ich die alle umsetzen sollte, aber wem erzähle ich das, euch geht es sicher nicht anders. 


Ich hoffe, ich habe euch jetzt nicht mit meinem langen Beitrag erschlagen. Und ich hoffe, dass ihr Spaß dabei hattet, meine Letterings zu betrachten. Aber was ich besonders hoffe ist, dass ich euch auch ein wenig motivieren konnte, selber den Stift in die Hand zu nehmen. Wenn ihr kein Interesse an unser Aktion Handlettering der Buchblogger haben solltet, vielleicht aber für euch privat ein bisschen zu Lettern, denn neben den schönen Ergebnissen hat Handlettering noch einen weiteren, wunderbaren Effekt: 

Ruhe. Stille. Abschalten. 

Wenn wir lettert wird im Kopf alles ganz still. Es kreisen keine Gedanken mehr, alles ist abgeschaltet, der Alltag weit weg. Handlettering ist fast eine Form von Meditation. 

Probiert es mal aus ;-).

Seid alle lieb gegrüßt und ich wünsche euch ein wunder- schönes Wochenende mit einem schönen Buch auf dem Schoß oder mit einem Stift in der Hand für ein erstes Lettering.

Herzlichst,

Anja

Rezensionen zu Handlettering-Büchern oder zu vorherigen Handlettering-Beiträgen findet ihr HIER





12 Kommentare:

  1. Huhu Anja,

    ich bin beeindruckt! Am besten gefällt mir das "Blüten"-Lettering, aber ich finde sie alle sehr schön. :-) Klingt so, als wäre Lettering für dich, was Malbücher für Erwachsene für mich sind – meditatives zur-Ruhe-Kommen.

    LG,
    Mikka

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    1. Hey Mikka,

      die Ruhe und das Abschalten tut mir wirklich sehr gut. Das ist ein wunderbarer Nebeneffekt, den ich nie vermutet hätte.

      Dankeschön für deinen lieben Kommentar. Ich freue mich riesig darüber.

      Liebe Grüße und ein schönes Wochenende für dich.

      Anja

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  2. Liebe Anja,

    was für Fortschritte!!! Das erste Bild gefällt mir total.
    Auch das "Aktion Handlettering" finde ich großartig. Und das just smilie ist wirklich der Hammer. So lebendig und schwungvoll. Wie geht das mit dem Schatten? Also dass der den gleichen Schwung hat?
    Die Blüten sind amazing!! Was für eine Geduld!
    Deine Bogen wie au den beiden letzten Bildern mag ich auch sehr.

    Ja, lettern. Meine Hausärztin hat jetzt festgestellt, dass die Sehnen in meiner rechten Schulter entzündet sind. *ganz böse guck* Wer bitte braucht so was? Dazu auch noch rechts. Ich kann grad gar nicht richtig schreiben, das sieht voll krieckelig aus. Und mit Tippen muss ich mich wohl auch etwas zurück halten.

    Fühle Dich ganz lieb umarmt und ich schau mir immer sehr gerne Deine Bilder an. 😘
    Liebste Grüße
    Lilly

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    1. Liebe Lilly,

      deine lieben Worte feuern meine Motivation weiter an, hab vielen lieben Dank.

      Den Schatten habe ich mit einem Brush-Marker (Twin-Marker, Touch) gezeichnet. Die Pinselspitze ist etwas dicker als bei einem Brushpen. Ich habe einen Kalligrafie-Effekt erzeugt, in dem ich alle Abstiche der Buchstaben mit dem Marker nachgemalt habe. Die Farbe dieses Stiftes ist sehr dezent hell grau und so wirkt es sehr schön.

      Ach menno, wie hast du denn das hinbekommen? Es ist verständlich, dass du damit wohl kaum schreiben oder Lettern kannst. Ich drücke dich und wünsche dir schnelle Genesung. Aber nimm dir auch die Zeit, die deine Schulter benötigt und überstrapaziere sie nicht zu früh.

      Viele liebe Grüße

      Anja

      Anja

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  3. Haaach du kleine Künstlerin! Auch wenn mir die Geduld dazu fehlt, ich schaue mir sooo gerne deine Ergebnisse an <3

    :-*

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    1. Darüber freue ich mich natürlich sehr, liebe Janna.

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  4. Oh Anja, ich bin wirklich absolut beeindruckt von diesem wunderschönen Eintrag.
    Also wirklich ich weiß gar nicht was ich da noch schreiben soll außer Hut ab für diese Leistung. Du hast es so hübsch gemacht, dass es aussieht wie gedruckt.
    Wie lange übst du denn dafür schon und falls es irgendwo steht und ich es übersehen habe, könntest du vielleicht mal so ein paar Stifte und Empfehlungen evtl. posten oder mir sagen?
    Ich selbst probiere auch Lettering aus aber es ist einfach nicht so wie bei dir oder Tanja.
    Liebe Grüße
    Andrea

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    1. Liebe Andrea,

      ich habe im Juni diesen Sommers mit dem Lettern angefangen. Bin also wirklich noch ein Newbie. Aber ich bin ein bisschen perfektionistisch veranlagt und übe in jeder Minute die mir bleibt.

      Im Beitrag nenne ich ja bereits ein paar spezielle Stifte, mit denen man sehr schöne Ergebnisse erzielt, aber ich werde mal einen nächsten Beitrag planen, wir ich am besten im Einzelnen auf Stifte, Papier und Tintee eingehe.

      Wir haben heute unsere Facebook-Gruppe Handlettering Café veröffentlicht. Schau doch mal vorbei. Die Gruppe soll alle gut informieren und einen Ort des Austausches schaffen.

      Liebe Grüße

      Anja

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  5. Hey :)

    Gerade dachte ich mir beim Lesen deines Texts, ob du neben dem Zeichnen eigentlich noch etwas anderes machst und dann schreibst du, du übst in jeder Munute, die dir bleibt :)). Beneidenswert!

    Bei mir wird das wahrscheinlich aber nicht so laufen, zumindest nicht in nächster Zeit. Dafür sind im Oktober einfach zu viele andere Dinge geplant :D. Aber gut, es kommt ja nun auch die "dunkle" Jahreszeit, da wird dann bestimmt auch für mich mehr Zeit sein zum Zeichnen und Üben ...

    Liebe Grüße
    Ascari

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    1. Liebe Ascari,

      das so zu schreiben, war schon etwas überspitzt. Aber wenn am Abend die Familie vor dem TV sitzt, nutze ich die Zeit sehr gern fürs Lettern ;-).

      Liebe Grüße

      Anja

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  6. Hallo Anja,
    wow, da hast du ja wieder fleißig gezeichnet. Davor einen längeren Text zu lettern, schrecke ich auch immer wieder zurück. Ich bin auch eher ein Freund davon mir mehr Zeit mit einzelnen Worten zu lassen. Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass dein Lettering sehr viel Zeit gekostet hat.
    Ich freue mich, dass du mittlerweile auch Grußkarten für dich entdeckt hast. Ich finde es ist eine sehr schöne Idee um Letterings an liebe Menschen zu verschicken. In der letzten Woche habe ich auch eine Weihnachtskarte gezeichnet und meine erste Tasse gestaltet. Sie ist mittlerweile zur Lieblingstasse meines Mannes geworden. Ich möchte sie auch unbedingt nochmal in einem Beitrag oder in unserer neuen FB-Gruppe vorstellen :o)

    Hast du auch schon ein paar Ideen für Weihnachten entwickelt? Wirst du zu Weihnachten geletterte Karten verschicken?

    Ganz liebe Grüße
    Tanja :o)

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    1. Liebe Tanja,

      du hast eine Tasse belettert, wie schön ;-). Für Weihnachten habe ich bereits Ideen im Kopf, aber noch sind sie nicht ausgereift. Mal schauen was die Zeit so bringt ;-). Ich möchte wohl aber selbstgeletterte Karten per Post versenden.

      So ein kompaktes Lettering nimmt wirklich viel Zeit in Anspruch. In der Zwischenzeit habe ich ein zweites auf Wunsch meines Sohnes erstellt und auch das ist ganz nett geworden.

      Es wäre schön, wenn du das belettern der Tasse im Handlettering Café vorstellen würdest.

      Liebe Grüße

      Anja

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