Thriller - Giftflut von Christian von Ditfurth

01 September 2017

Die Angst der Unsicherheit

3. Teil der Reihe um Hauptkommissar de Bodt


Hauptkommissar de Bodt und sein Team werden nach Berlin-Friedrichshafen an den Schauplatz eines inszenierten Verbrechens gerufen. Der Chef des hiesigen Wasserwerks und dessen Ehefrau liegen ertränkt in der eigenen Badewanne. 

Zeitgleich verzeichnet auch die Pariser- und die Londoner Polizei inszenierte Morde, an den jeweiligen Chefs der dortigen Wasserwerke.

Kurz darauf explodieren die Oberbaumbrücke an der Spree, danach die Seinebrücke in Paris und die Tower Bridge in London. Es gibt kein Bekennerschreiben und keine Botschaft.

Das bittere Resultuat:

Hunderte Tote und zahlreiche schwer Verletzte.
Hauptkommissar de Bodt und sein Team glauben zu erkennen, dass alle Verbrechen mit dem Element „Wasser“, dem Grundstoff allen Lebens, in Verbindung stehen. Um den Tätern auf die Spur zu kommen, suchen de Bodt und sein Team nicht nur nach möglichen Motiven, sondern sie recherchieren auch unter Hochdruck, wer scheinbar finanziell unabhängig, diese kaltblütigen Verbrechen in Auftrag gegeben haben könnte, die professionell ausgeführt worden sind.

Trotz enger Zusammenarbeit mit den französischen und britischen Behörden tappt die SOKO im Dunkeln und die Ermittlungen gestalten sich schwieriger denn je. Europa steht Kopf und verfällt in Panik, während Aktienkurse abstürzen und die Wirtschaft zum Stillstand kommt. Vor allem aber verfestigt sich die Angst in den Köpfen der Bevölkerung vor einem neuen Terrorakt.

Erst als de Bodt spürt, wie die Täter ticken, kann er erste Theorien für Motive entwickeln, die ihm außer seinem Team, jedoch niemand abnimmt.

Eine intelligente Jagd beginnt.


Christian v. Ditfurth, geboren 1953, ist Historiker und lebt als freier Autor in Berlin und in der Bretagne. Er hat zahlreiche Sachbücher geschrieben, zuletzt Deutsche Geschichte für Dummies. Neben Thrillern wie Der 21. Juli und Das Moskau-Spiel hat er Kriminalromane um den Historiker Josef Maria Stachelmann veröffentlicht, die auch in den USA, in England, Australien, Frankreich, Spanien und Israel veröffentlicht wurden. Bei carl's books erschien zuletzt »Zwei Sekunden. Kommissar de Bodts zweiter Fall«.


Giftflut ist der dritte Teil der Thriller-Reihe um Hauptkommissar Eugen de Bodt und sein Team und auch dieser Thriller überzeugt durch intelligente Komplexität und ein kontinuierlich rasantes Tempo.

Giftflut könnte als „stand alone“ gelesen werden, doch ich rate dringend davon ab. Christian von Ditfurth hat die Grundzüge seiner starken Charaktere bereits im ersten Teil der Reihe „Heldenfabrik“ beschrieben und aufgebaut und die Entwicklung der detailreichen Charaktere im zweiten Teil der Reihe „Zwei Sekunden“ weiter gefestigt. Dem Leser würde zu viel entgehen, wenn er auf Heldenfabrik und Zwei Sekunden verzichtete, außerdem würde man der Flut an Figuren nicht genussvoll folgen können.

Christian von Ditfurth produziert mit seinen kurzen und prägnanten Sätzen einen flüssigen Schreibstil im melodischen Takt, der knackig und im hohen Tempo durch die Seiten drillt. Einzig die Legenden der vielen Figuren, die bereits in den Vorgänger-Thrillern begannen, lassen kurz innehalten, um sich zu erinnern, denn sie sind relevant.

Die Hauptfigur Eugen de Bodt hasst es Polizist geworden zu sein. Dementsprechend verbindet ihn emotional nichts mit Kollegen und Vorgesetzten, außer mit seinem Team. Er tickt anders als alle und er zieht alles so durch, wie er es für richtig hält. Neid und Missgunst seiner Kollegen und Vorgesetzten sind im stets gewiss. So eigenbrötlerisch wie de Bodt auch ist, er ist ein äußerst intelligenter Sympathieträger, der philosophisch Fundiertes stets parat hat. Selbst Teammitglied Yussuf, ein blonder Zappelphilipp-Türke, beginnt inzwischen zu philosophieren, wenn er mal nicht gerade mit spitzfindigen Bemerkungen und Kommentaren Kollegen in den Wahnsinn treibt. Die dritte im Bunde ist Silvia Salinger, die manchmal unnahbar erscheint und dann wieder de Bodts Nähe sucht. Als der französische Kollege Lebranc mit de Bodt ermittelt fühlt sich Salinger zurückgesetzt und als eine Frau in de Bodts Leben tritt, trägt sie ihre Emotionalitäten direkt auf der Zunge.

Dieses Ermittlungsteam stemmt fast Unmögliches. Sie sind fachlich absolut kompetent, agieren authentisch, akzeptieren unorthodoxe Ermittlungsmethoden und sind ein richtig gut aufeinander abgestimmtes Team. Bei diesem gigantischen Fall sind sie erneut kaltgestellt und nicht in der SOKO vertreten. Man drückt de Bodt nieder wo man nur kann, provoziert ihn dieses Mal sogar zum sonst verpönten Alleingang.

Sehr reich an Details ausgearbeitete Figuren begleiten diese rasante Geschichte. Die Spekulationen der möglichen Tätermotive verleihen der Handlung eine erschreckend realistische und nachvollziehbare Tiefgründigkeit.

Christian Ditfurth spielt intelligent mit meisterhaft inszenierten Perspektiven,
verstrickt Handlungen vieler Figuren miteinander und dreht so die Schrauben der Dramaturgie und Hochspannung bis zum Anschlag.

Die Täterperspektive gibt Aufschluss über deren professionelle Vorgehensweise, ohne das Motiv zu benennen. Sie erhält noch einmal eine besondere Dynamik, als Jan, ein IT-Begeisterter Tourist, auf der pazifischen Insel Palau zufällig auf die Täter stößt. Diese wollen ihn ausschalten, treffen jedoch seine Freundin und töten sie. Damit setzten sie in Jan eine unbändige Wut frei, die er bald gegen die Täter einsetzt.

Erst auf den letzten Seiten löst von Ditfurth die geschickten Verflechtungen auf, führt die Handlungsstränge zusammen und überrascht mit einem unfassbar authentischen Motiv.


Der dritte Teil der Hauptkommissar de Bodt Thriller-Reihe überzeugt erneut. Giftflut ist ein intelligenter, ansprechend komplexer Thriller, der besonders durch geschickt inszenierte Perspektiven und Verflechtungen besticht. Außergewöhnliche und intensiv gezeichnete Charaktere sowie realistisch fundierte Tiefgründigkeit bei der Motivermittlung präsentieren einen Hochgenuss an Spannung.

Leseempfehlung.


©nisnis-buecherliebe

Rezension Teil 1 der Reihe: Heldenfabrik
Rezension Teil 2 der Reihe: Zwei Sekunden



Titel: Giftflut


Erscheinungsdatum Erstausgabe: 04.09.2017

Aktuelle Ausgabe: 04.09.2017

Verlag: carl's books


Flexibler Einband 480 Seiten

Sprache: Deutsch

8 Kommentare:

  1. Liebe Anja,

    ich brauche unbedingt mehr Lesezeit! Ich habe nach deiner tollen Rezi ein schlechtes Gewissen denn der erste Teil liegt schon länger auf meinem SuB und möchte gelesen werden. Ich sollte mich schnell daran machen, damit ich dann auch diesen Thriller genießen kann.

    Liebe Grüße
    Tanja

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    1. Liebe Tanja,

      wie gut, dass wir uns nicht vor unseren Büchern rechtfertigen müssen :-). Fein, dass Heldenfabrik schon bei dir wohnt.

      Liebe Grüße

      Anja

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  2. Guten Abend liebe Anja,
    auch diese Rezension finde ich wieder mal sehr ansprechend. Aber da es wohl eine Reihe ist, werde ich erstmal passen müssen. Ich habe so viele angefangene Reihen derzeit, dass ich erstmal eine fertig machen möchte :)
    Dennoch scheint es Dir ein paar schöne Lesestunden beschert zu haben was mich sehr freut!
    Ich wünsche Dir einen wundervollen Abend und morgen einen sonnigen Tag
    Liebe Grüße
    Andrea

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    1. Liebe Andrea,

      das kann ich sehr gut verstehen, aber solltest du mal etwas Reihenluft haben, dann erinnere dich an diese Reihe, die wirklich sehr gut geschrieben und hochspannend ist.

      Hab einen guten Start in die hoffentlich sonnige neue Woche.

      Liebe Grüße

      Anja

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  3. Liebe Nisnis,

    das ist zB ein Buch, was mir gut gefallen könnte. Der Titel verspricht ja auch schon einiges.
    Aber gut, dass Du sagst, es ist besser, die Romane hintereinander zu lesen.

    Liebe Grüße
    Lilly

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    1. Liebe Lilly,

      ich kann mir gut vorstellen, dass dir diese Reihe zusagen würde. Von Ditfurth schreibt unglaublich gut und bindet gute Recherche und einen vielschichtigen, gesellschaftskritischen Blick mit in seine Romane ein. Du braucht nur Piep sagen und ich schicke dir Heldenfabrik zu, um darin zu stöbern und gegebenenfalls darin zu versinken ;-).

      Liebe Grüße

      Nisnis

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  4. Hallo liebe Anja,

    schon seit einer Weile schleiche ich immer wieder um diese Reihe herum, war mir aber nie so ganz sicher, ob mir die ganze Geschichte nicht zu politisch wird. Aber das, was ich hier so lese, klingt nach einem rasanten Thriller. Ich werde die Reihe wohl doch mal im Auge behalten. :)

    Ich wünsche dir einen schönen Abend.

    Liebe Grüße
    Silke

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    1. Liebe Silke,

      die Reihe ist wirklich maßvoll politisch angehaucht. Es gibt kein too much. Von Dittfurth wählt aber Themen, die Gesellschaftskritisch betrachtet werden und da gehört Politik ein kleines bisschen dazu. Ich bin mir sehr sicher, dass dir die Reihe gefallen würde.

      Liebe Grüße

      Anja

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