Ob Liebe immer Dativ ist?
Salli Sturm ist Deutschlehrerin, ohne akademischen Titel, an einem Institut und unterrichtet ausländische Studenten. Sie ist Single, Anfang fünfzig, führt eine langjährig gute Beziehung zur deutschen Grammatik, liebt flüsterstille Bibliotheken und ihre linguistischen Endorphine bezieht sie aus Wörtern und Satzbau. Ihre Assistenten sind ein Rudel wilde Tiere, denen sie Wortarten zugeordnet hat.
Salli ist pflichtbewusst, friedfertig und glücklich auf ihre
Weise. Einsamkeit wischt sie mit Schnulzenfilmen davon, bis sie eines Tages die
Idee zu einem sprachwissenschaftlichen Projekt entwickelt.
Eine Anzeige bringt Salli mit dem Russlanddeutschen
Sergey zusammen, der Pferdeställe ausmistet. Sergey kennt keine Artikel, bildet
Sätze mit Hilfe eines ausgedachten Konjugationssystems und er lässt Verben stets
gefährlich taumeln. Für Salli ist der Pferdeknecht ein idealer Proband, dessen
Sprache irreparabel defekt erscheint.