Hinweise über illegale Waffenkäufe versetzen die
Freiburger Kripo in Alarmbereitschaft. Droht ein Attentat? Wer oder was
ist das Ziel?
Ich
bin sofort tief in die Geschichte eingetaucht. Der Prolog ist genial
geschrieben. Die kurzen, knackigen Sätze sind prägnant und treffen
meinen Geschmack.
Der Schreibstil ist definitiv etwas besonderes. Er ist einzigartig und ich empfinde ihn literarisch anspruchsvoll.
Die
Spannung knistert durchgehend und sie ist geprägt von vielen
Spannungshöhepunkten, die mich manches mal überrascht, erschreckt und
berührt haben. Viele geheimnisvolle Wendungen und gefährliche
Verstrickungen gestalteten die Geschichte angenehm unvorhersehbar.
Die
Protagonisten sind zahlreich und dennoch ist die Geschichte keineswegs
mit ihnen überladen. Auch wenn der ein oder andere Protagonist nur kurz
in Erscheinung tritt, so spielt auch dieser seine gewichtige Rolle und
stellt ein unverzichtbares Puzzleteil in der Handlung dar.
Die
Hauptprotagonistin, Kriminalhauptkommissarin, Louise Boní fällt
besonders durch ihre Charaktereigenschaften auf. Sie ist stark und doch
verletzlich. Sie ist mutig und empfindet dennoch Angst. Äußerlich ist
sie eine gestandene Frau, die ihre Meinung ohne Rücksicht laut
ausspricht, aber ihre Seele ist einsam, verletzt und voller
Selbstzweifel. Sie ist mir sehr sympathisch.
In dieser Handlung
gibt es einige rote Fäden die sich durch das Buch ziehen. Beispielsweise
vermisst Louise aus tiefster Seele ihren ehemaligen Vorgesetzten, der
sie sozial kompetent und leistungsfordernd in ihrem Beruf begleitete. In
ihren Gedanken taucht er immer wieder auf und ist so weiterhin präsent.
Diese gesellschaftskritische Geschichte spielt in unserer
jetzigen Zeit. Motive und Täter sind in der rechtsradikalen
Neonazi-Szene zu finden, die zusätzlich von weiteren Gruppierungen und
geheimen Bünden gespeist werden, die den Verfassungsschutz auf den Plan
rufen. Besonders deutlich wird hier, dass es dem Verfassungsschutz nicht
vorrangig um die Wahrheit einer Aufklärung geht, sondern politische
Machtspiele maßgeblich sind.
Louises Recherchen zu illegalen
Waffenkäufe deuten darauf hin das Kabangu das Opfer sein wird. Kabangu
stammt aus Ruanda, wo einst Deutsche Kolonialherrschaft das Leben
prägte. Als Leser erlebe ich so eine geschichtliche Auffrischungskur
über Hutu und Tutsi, äußerst interessant.
Bei den zahlreichen
Gruppierungen war ich ab und zu etwas überfordert. Nicht weil ich diese
nicht kannte oder inhaltlich nicht verstand, sondern weil ich das
Zusammenspiel einzelner Protagonisten und dessen politische Denkweisen
nicht bis ins Detail folgen konnte.
In sich ist diese Geschichte
schlüssig, nur in manchen Details fehlten mir bis zu letzt Auflösungen,
was mir jedoch in keiner Weise die Lesefreude nahm.
Ein
sehr interessanter Krimi, der äußerst fesselnd und spannend ist. Ich
empfehle ihn sehr gern jedem, der etwas anspruchsvollere Handlungen
liebt und sich für die heutigen problematischen Radikalisierungen
interessiert.
Autor: Oliver Bottini
Buch: Im weißen Kreis
Verlag: Dumont