Roman - Mädchenmörder: Ein Liebesroman von Thea Dorn

17 Oktober 2015

Außergewöhnlicher Thriller über eine Entführung, der alle Erwartungshaltungen auslöscht




Die junge Julia Lenz wurde entführt. Zwei Wochen lang befand sie sich in den Fängen eines brutalen Entführers, doch sie überlebt. Einige Frauen hingegen überlebten nicht und Julia wurde Zeugin von brutalen Misshandlungen und Morden.

Nachdem sie befreit ist, lechzten Journalisten nach den Details ihrer Entführung. Ihre Unterstellungen, Anmaßungen und Lügen quälen Julia. Auf ihre Art möchte sie die Geschehnisse verarbeiten, Missverständnisse und Lügen aufklären und beginnt die Erlebnisse ihrer Entführung nieder zu schreiben.
“Ich erzähle meine Geschichte nicht, um Geld oder Aufmerksamkeit zu bekommen. Ich erzähle sie im Andenken an die Mädchen, die nicht wie ich das Glück hatten zu überleben“. „Aber, ich muss Sie warnen, ich werde alles nur so schildern, wie es wirklich gewesen ist. Das wird nicht immer das sein, was Sie zu glauben wissen“.
Die Meinungen über diesen Thriller klaffen weit auseinander. Ich war skeptisch, doch letztendlich hat er mich gefesselt und spannend gepackt. Ich bin tatsächlich durch die Seiten geprescht und hatte nur während einzelner weniger Kapitel manchmal das „Too much-Gefühl“ unwichtige oder uninteressante Informationen gelesen zu haben. Gelangweilt habe ich mich wirklich nie.

Der Schreibstil Thea Dorns kam mir sehr entgegen, ich habe ihn sehr gern gelesen. Besonders gefiel es mir, dass trotz der grausamen Morde die geschahen, niemals ekelhafte oder widerliche Szenen beschrieben wurden. Ich finde es immer klasse, wenn man Grausamkeiten auch ohne blutrünstige Sprache erzählen kann ohne die Spannung damit zu reduzieren.

Das Buch teilt sich in zwei Teile. Im ersten Teil erzählt die Hauptprotagonistin Julia von ihrer Entführung und schreibt diese furchtbaren Erlebnisse auf. Im zweiten Teil schreibt sie Briefe an ihren Entführer. 

Julias Schilderungen sind lebendig und sie beschreibt Dialoge mit weiteren Figuren. Ich kann mir sehr gut vorstellen, wie es dort, wovon sie gerade erzählt, aussieht.

Es gibt keine weiteren Figuren, die in ihrem Hier und Jetzt mit ihr kommunizieren, dessen sollte man sich bewusst sein, sonst ist man eventuell enttäuscht.

Julias Charaktereigenschaften bilden sich erst langsam in der Geschichte heraus. Das mag daran liegen, dass auch ich etwas ganz anderes erwartet habe. Erst langsam akzeptiere ich als Leser was passiert ist, aber gerade das ist das Außergewöhnliche und Besondere an diesem Buch. Wie stellt man sich eine Entführung vor und wie, wie das Opfer empfunden haben könnte? Ich finde es großartig wie meine Erwartungshaltung plötzlich einsehen musste, dass alles ganz anders war. Um dieses Buch zu mögen, muss man bereit sein sich darauf einzulassen.

Thea Dorn hat mich überrascht und ich werde ganz sicher weitere ihrer Bücher lesen.

Da ich es nicht ganz so sehr mag, wenn eine einzelne Figur durch die Handlung führt, ziehe ich einen von 5 Sternchen ab, denn ich bevorzuge lieber Bücher voller informativer Dialoge.



Spannender, außergewöhnlicher Thriller, der jede Erwartungshaltung zu nichte macht. Meine Empfehlung an alle Thriller-Fans, die sich gern einmal überraschen lassen möchten.




Autor: Thea Dorn


Buch: Mädchenmörder: Ein Liebesroman