Kriminalroman - Marie spiegelt sich von Isabella Archan

24 Februar 2016

Zersplitterte Seelen - Ich heiße Marie. Zehn Drei.

Die dreizehnjährige Tessa verschwindet spurlos und wird kurze Zeit später tot in einem See aufgefunden. Die Ermittlungsergebnisse sind nicht zufriedenstellend.

Es ist Sommer.

Marie liebt es ihre Gedanken und Emotionen nieder zu schreiben. Nur so fühlt sie sich von der Welt verstanden.

Sie ist dreizehn.

Marie erwacht in einem eiskalten Raum, dessen einziges Fenster zugemauert ist. Neben gescheiterten Fluchtversuchen und Widerstand quält sie sich einsam 
durch die Stunden.

                            Durst, Kälte und Angst.


Der letzte Ort an dem Marie gesehen wurde ist ihre Schule in Köln-Brück.

Es ist Winter.

Die fieberhafte Suche nach Marie lässt Maries Mutter und die Ermittlerin Willa Stark fast verzweifeln.

Es bleibt zu wenig Hoffnung.

Spuren im Schnee schmelzen dahin. Willas Mut, auch gegen den Strom, führt zu einem unfassbaren Ende.

Zersplitterte Seelen.
Das tiefschwarze Cover gewährt nur einen Schimmer von Licht, der von einem Spiegel ausgeht. Der Buchtitel „Marie spiegelt sich“, findet sich in diesem Spiegel wieder und so ist der Bezug von Titel und Cover zu der Geschichte hergestellt. Der Ort an dem der Spiegel hängt ist düster und so erahne ich die Finsternis die in dieser Geschichte eine maßgebliche Rolle spielt.
Isabella Archan, in Graz geboren, lebt seit 2002 in Köln. Die ausgebildete Schauspielerin arbeitete viele Jahre an Stadt- und Staatstheatern in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Neben dem Schreiben ist Isabella Archan weiterhin in TV- und Filmrollen zu sehen. Man kennt sie aus Tatorten, der Lindenstrasse und aus „Diese Kaminskis“.

Marie spiegelt sich ist der zweite Band der Reihe um die Grazer Ermittlerin Willa Stark.

Bisher von ihr erschienen sind „Helene geht baden“, „Marie spiegelt sich“ und „Tote haben kein Zahnweh“. Mit ihren Krimilesungen sorgt Isabella Archan regelmäßig für ausverkaufte Lesungen.
Ich war von Anfang an sehr euphorisiert an Isabella Archans Schreibstil gefesselt. Er ist präzise, punktuell detailliert, berührend und so unglaublich reich an besonderem Ausdruck für Emotionen.
„Marie sah da im Spiegel, Augen, die ihre Seele verloren hatten, Augen, die weinten, ohne eine einzige Träne zu vergießen.“ 210

Kurze prägnante Sätze prägen vor allem den Erzählstrang, der von Marie in Gefangenschaft und dem Täter erzählen. Bedeutsam für die Geschichte sind Maries Gedanken, an denen mich die Autorin durch eine besondere Gedankensprache Maries teilhaben lässt. Als Leser sollte man hier nicht unbedingt schnell lesen, denn man muss diese Sprache tief wirken lassen, um den Lesegenuss wirklich wert zuschätzen. Erst durch Maries Gedanken und ihre teilweise sogar poetische Sprache sinkt man hier noch einmal sehr viel tiefer in die Geschichte hinein.
„Ich glaube wenn wir uns schütteln würden wie die Hunde, würden wir unsere inneren Tränen nach außen werfen können und im Innern ein Lächeln erzeugen.“

Wenn diese Handlung einen „normalen“ federleichten Schreibstil besäße, würde die Geschichte weniger wirken und berühren.

Außergewöhnlich empfand ich das erste Auftreten des Täters, denn Isabella Archan formulierte diese Kapitel in einer ungewöhnlichen Form, die mich zunächst in meinem Lesefluss unterbrach.
„ Für Augenblicke war Es fast, fast ein wenig verrückt geworden. Vielleicht war Es deshalb noch mal raus gegangen… Zuerst war Es ziellos unterwegs, …“

Besonders die Verwandlungen die eine Täterfigur innehaben kann, von einem einstigen Opfer zum Täter werdend, geben diesem Kriminalroman eine besondere Tiefe, die auch noch entsetzlich berührt und lange in mir nachhallt. Mir ist ein Wechselbad der Gefühle geschickt inszeniert worden und ich empfinde Mitleid, Wut und Hass.

Die Figur der Grazer Ermittlerin Willa Stark, die nun in Köln ihren Dienst tut, empfand ich neben der Figur Maries sogar etwas zu blass. Ich las sehr gern von Willas authentisch dargestellten Ermittlungstätigkeiten und von ihren Konflikten sich in Teamarbeit zu üben. Doch mir fehlte noch etwas mehr die kriminalistische Tätigkeit der Kriminalbeamten.

Die Charakterstarke Willa Stark war mir recht sympathisch und doch konnte ich den nächsten Erzählstrang über und mit Marie nicht schnell genug herbeiwünschen. Letztendlich trug jedoch genau dieser Perspektivwechsel dazu bei, die elektrisierende Spannung auf hohem Level knistern zu lassen.

Manchmal vollzieht die Autorin sprachliche Ausflüge ins Österreichische. Die gesund und maßvoll eingesetzten Wörter im Dialekt gefielen mir sehr gut und ich fand es richtig gut, dass ich als Leserin am Ende des Buchs ein kleines Glossar vorfand.
Ein außergewöhnlicher Kriminalroman, der durch den Schreibstil und die besondere Sprache lange und außergewöhnlich nachhallt. Ich empfehle diesen Krimi total gern weiter und möchte auch bald „Helene geht baden“ und „Tote haben kein Zahnweh“ lesen wollen.


Autorin: Isabella Archan

Erscheinungsdatum Erstausgabe : 24.09.2015
Aktuelle Ausgabe : 24.09.2015
Verlag : CONTE-VERLAG
Flexibler Einband 280 Seiten
Sprache: Deutsch

2 Kommentare:

  1. Wow, das hört sich ja sehr gut an! Wandert direkt mal auf meine Beobachtungsliste. :)

    Herzige Grüße
    Jane :)

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    1. Hey Jane,

      siehst du es funzt hier wieder :-). Lieb von dir dass du mich sofort angeschrieben hast!

      Ganz besonders dankbare Grüße

      Nisnis

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