So beginnen die Aufzeichnungen des Unterkärntners Franz
Arneitz über seine Erfahrungen und sein Leid als Frontsoldat im Ersten
Weltkrieg.
Er wurde um August 1914 von der k.u.k.-Armee eingezogen und kämpfte vier Jahre lang zweimal an der Ostfront gegen Russland und zweimal an der Südwestfront gegen Italien.
Er wurde um August 1914 von der k.u.k.-Armee eingezogen und kämpfte vier Jahre lang zweimal an der Ostfront gegen Russland und zweimal an der Südwestfront gegen Italien.
Das Besondere an diesem Buch ist, das der junge und
sicherlich nicht hochgebildete Soldat das Kriegsgeschehen mit messerscharfem
Verstand und ungetrübtem Realitätsbewusstsein schildert. Ganz offensichtlich
hat er ein großes Herz und großen Mut. Mit seinen jeweils kargen, aber umso
treffenderen Worten lässt er den heutigen Leser nach mehr als 100 Jahren, davon
fast 71 Jahre Frieden in Mitteleuropa, an den schier unvorstellbaren Strapazen
‚teilhaben‘.
Trotz Franz Arneitz‘ sparsamer Worte hört der Leser den Kanonendonner,
sieht die Granaten in den Reihen der Soldaten krepieren, ist mit Aug und Ohr
dabei, wenn die Maschinengewehrsalven die Soldaten niedermähen. Er spürt den
Hunger, die Kälte, die himmelschreiend elende Hygiene. Mehr als einmal habe ich
fassungslos den Kopf geschüttelt über das Gebaren der zu den eigenen Leuten
brutalen, aber ansonsten offenbar sehr feigen Offiziere.
Anfangs hält sich Franz Arneitz zurück und kritisiert
verhalten. „Der Zug, bei dem ich bin, hat die Spitze der Höhe besetzt, und zwar
auf das gescheite Anraten des Zugskommandanten ca. 20 Schritte unter der
Schneid [Grat], sodass ja der Feind einen jeden schon vorher als ganze Figur
sieht, wenn er in seine Deckung schlüpft, und dies ist uns zum furchtbaren
Verderbnis.“ Bei seinem vierten Fronteinsatz nimmt er sich kein Blatt mehr vor
den Mund: „So sind unsere Offiziere – wenn es heiß hergeht, dann verlieren sie
die ganze Vaterlandsliebe und verdrücken sich ins Hinterland.“
Franz Arneitz kämpft tapfer, weil es von ihm verlangt
wird. Niemals verliert er die Menschlichkeit aus den Augen und prangert die
furchtbaren Leiden der Zivilbevölkerung an, äußert sein Mitleid, seine Trauer
über die unzähligen Todesopfer unter ihnen.
Er verliert und betrauert Freunde und Cousins, und einmal
verlässt ihn bald selbst er Mut.
Wann immer er kann, sucht er ein Gotteshaus auf. Es ist
zu vermuten, dass ihm sein Glaube die Kraft gab, dieses furchtbare Grauen
durchzustehen.
Die erhaltenen authentischen Aufzeichnungen des Kärntner
Soldaten ergeben dieses lesenswerte Geschichtszeugnis.
Begleitet wird es von dem Geleitwort des österreichischen
Historikers Oliver Rathkolb und der Einleitung des Herausgebers Andreas
Kuchler.
Im Anhang finden sich Kartenmaterial sowie ein Überblick
über die einzelnen Stationen der vier Fronteinsätze.
Aus meiner Sicht ist dieses Buch gerade ein besonders
wichtiges Zeitzeugnis zur Mahnung gegen Kriegshandlungen. Persönlich hat mir
das Buch einen Teil meiner eigenen Familiengeschichte näher gebracht. Nicht nur
war Franz Arneitz vom 12.1.1917 bis 22.1.1917 in meinem Heimatdorf stationiert.
Ich verstehe nun in gewissem Umfang, warum mein Urgroßvater – der ebenfalls
Kriegsteilnehmer und durch die Gasangriffe in der Gesundheit geschädigt war –
entgegen der herrschenden Meinung sagte, er wolle keine Kinder, denn sie seien
nur Kanonenfutter.
Autor: Franz Arneitz
Erscheinungsdatum Erstausgabe : 01.02.2016
Aktuelle Ausgabe : 01.02.2016
Verlag : Kremayr & Scheriau
ISBN: 9783218010283
Fester Einband
Sprache: Deutsch
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