Gedankenfetzen eines zersplitterten Lebens – Ein verblüffendes Kunstwerk aus Irrungen
Claudia Beermann erwacht nach zwei Jahren aus dem Koma. An ihr vorheriges Leben besitzt sie keinerlei Erinnerungen mehr. Ihre Besucher auf der Intensivstation, Ehemann Carsten und Sohn Maik, erkennt sie nicht. Ihr Körper ist schwerstens von einem mysteriösen Unfall gezeichnet. Gedankenfetzen blitzen in ihrem Kopf auf. Sie stößt immer wieder auf den Namen Cilly Castrup, verheiratet mit Achim, und sie ist sich sicher Cilly zu sein.
Sie sieht Bilder:
Ein Wagen der einen verschneiten Abhang hinabstürzt, ein
kleiner Junge in einem brennenden Zimmer, ein erhängter Mann, eine erstochene
Frau.
Sie hört Worte:
Das vornehmend blaue Cover lässt einen verwahrlosten Garten
erahnen, der in diesem Buch eine Rolle spielt. Nur ein paar knallrote Beeren an
Sträuchern bieten kleine Farbtupfen. Der Rest des Bildes deutet auf eine
eiskalte und düstere Atmosphäre, der ich in der Handlung kontinuierlich
begegne.
Petra Hammesfahrs Schreibstil hat mich umgehend hinab in
eine spannende Story eintauchen lassen, denn die harmonische Sprache und ihre
niemals umgangssprachliche Ausdrucksweise ließ mein Leserherz höher schlagen.
Die Geschichte dieses Romans, die von seinen Elementen her
auch im Genre Psychothriller hätte angesiedelt werden können, ist ein Kunstwerk
aus Irrungen und Täuschungen. Bis zur Mitte des Buchs etwa, bin ich gedanklich
bei meinen eigenen Überlegungen auf dem völlig falschen Weg. Ich wurde so gut
getäuscht, verwirrt und so lange in Unwissenheit hin und her geschaukelt, dass
mich das Ergebnis vollkommen unvorhersehbar traf und überraschte.
Die Autorin erzählt die Geschichte von Claudia Beermann, die
nach zwei Jahren ohne jede Erinnerung an ihr vorheriges Leben erwacht, nachdem
ihr scheinbar jemand die Trachealkanüle, die zur Beatmung erforderlich ist,
brutal aus der Kehle gezogen hat. War es ein Mordversuch?
Ihre fehlende Erinnerung und ihr durch einen schweren Unfall
entsetzlich gezeichneter Körper lassen sie in einem Meer aus Leid und Schmerz
fast ertrinken. Als Leserin leide ich mit ihr und ich spüre die Verzweiflung,
die Einsamkeit und ihre Hilflosigkeit. Doch da ist auch eine unheimliche
Stärke, die ich sehr bewundere. Besonders erschwerend in dieser Situation sind
die immer wiederkehrenden Gedankenfetzen, die die Erinnerungen an ihr vorheriges
Leben aufblitzen lassen. Es ist grausam.
Viele denken nun sicher, ach, solche Geschichten hat man
schon zu Hauf auf dem Buchmarkt finden können, doch ich kann dem nur widersprechen.
Der Charakter der sympathischen Claudia ist sehr präzise
gezeichnet. Vor allem die Emotionen die sie durchlebt sind mir so nahe geschrieben,
dass ich sehr berührt und interessiert zurück bleibe. In besonderer Weise sind
die Konflikte erzählt mit denen Claudia seit ihren Erinnerungen zu kämpfen hat,
denn sie erfährt aus ihnen, dass sie die Kindheit ihres Sohnes zerstört hat und
eine Mörderin ist. Umso mehr Erinnerungen aufblitzen, umso mehr leidet sie auch
unter Selbsthass und Scham. Ihre eigene Kindheit ploppt auf - damals war sie
Prinzessin Tausendschön und schon damals war ihr Leben auch Leid.
Die weiteren Charaktere, unter anderem der inzwischen neu leierte
Ehemann Carsten, liefern mir suspekte Eindrücke. Zu aal glatt und zu hilfsbereit
kommt Carsten rüber. Die eifersüchtige Manuela, die merkwürdige Frau Koch, die
Claudia pflegte, hinterlassen alle einen Beigeschmack des nicht einordnen können.
Sind sie alle am wohl der Gepeinigten interessiert oder führen sie allesamt
etwas Böses im Schilde?
Trotz dass ich sehr an die Handlung gefesselt- und wirklich gut
unterhalten war, verspürte ich stellenweise den Drang nach der zügigeren
Weiterentwicklung der Story. Ich empfand dadurch zwischendurch einen
Spannungsabriss, den ich jedoch schließlich leicht verzeihen konnte. Ab Mitte
des Buchs ging es Schlag auf Schlag mit temporeicher Spannung voran, auf die
ich leider gar nicht eingehen kann ohne zu spoilern.
Die Handlung war an keiner Stelle vorhersehbar und so jagte mich dann eine Überraschung nach der anderen vorwärts. Ich hatte mich in vielen Punkten geirrt und genoss die Entwicklung dieser außergewöhnlich gut durchdachten Story, die keine offenen Fragen hinterließ.
Die Handlung war an keiner Stelle vorhersehbar und so jagte mich dann eine Überraschung nach der anderen vorwärts. Ich hatte mich in vielen Punkten geirrt und genoss die Entwicklung dieser außergewöhnlich gut durchdachten Story, die keine offenen Fragen hinterließ.
Fremdes Leben ist fesselnd wie ein Thriller, spannend wie
ein Krimi und mit der Tiefe eines guten Romans eine sehr lesenswerte, sich
langsam entwickelnde komplexe Geschichte die unglaublich gut überrascht.
Erscheinungsdatum Erstausgabe : 08.03.2016
Aktuelle Ausgabe : 08.03.2016
Verlag : Diana HC
ISBN: 9783453358935
Fester Einband 496 Seiten
Sprache: Deutsch
Das Buch steht auf meiner Wunschliste und von der Autorin habe ich auch schon einiges gelesen! Nun hoffe ich auf die Bücherei, die eigentlich fast alle Hammesfahr Bücher hat....und diese hoffenltioch auch bald einkauft ;)
AntwortenLöschenLiebe Grüße
Martina
http://martinasbuchwelten.blogspot.co.at/
Liebe Martina,
Löschendieses war mein erstes Buch von Petra Hammesfahr, aber garantiert nicht mein letztes.
Liebe Grüße und schön dass du hier vorbei geschaut hast.
Nisnis
Tolle Rezi, macht mich neugierig.
AntwortenLöschenDankeschön liebe Tanja. Wenn du etwas Geduld mit dem Tempo hast, gefällt es dir sicher.
LöschenLiebe Grüße
Nisnis
Hi :-)
AntwortenLöschenVielen Dank für deinen Besuch auf meinem Blog! :-) ich folge dir auch sehr gerne, denn wir scheinen einen ähnlichen Buchgeschmack zu haben! :-)
Das Buch liegt auch schon auf meine SUB, bin schon sehr gespannt, Petra Hammesfahr möchte ich früher sehr gerne! :-)
Liebe Grüsse
Jessi
Liebe Jessi,
Löschenich glaube auch dass unser Genre-Geschmack sehr gut passt. Bei Petra Hammesfahrs Buch musst du jedoch etwas Geduld aufbringen, bis du so richtig beim Lesen gepackt wirst.
Super, dann bis bald,
Nisnis
Fesselnd wie ein Thriller ist nicht verkehrt ausgedrückt. Die scheinbaren Widersprüche will der Leser verstehen und ist so zum Weiterlesen "gezwungen".
AntwortenLöschenHallo Beatrix,
Löschenja genau, so war ich sehr angetrieben schnell zu lesen :-).
Schön dass du hier warst,
liebe Grüße
Nisnis