Blickrichtung stets nach vorn
Durch zehn afrikanische Staaten südlich der Sahara geht die
Reise: Mali, Senegal, Mosambik, Kenia, Südafrika, Nigeria, Benin, Süd-Sudan,
Uganda und Simbabwe. Das sind immerhin 10 von 54 Ländern des Kontinents.
Als roter Faden durch das Buch zieht sich der Gedanke, dass
europäische Frauen ihre afrikanischen Schwestern gern als „anders“ als sie
selbst sehen. Dass dies jeder Grundlage entbehrt, wird gleichwohl sehr deutlich
gemacht.
Das Buch ist als Reise zur jeweils porträtierten Frau in
ihrem Land konzipiert und wird wie eine Fernsehreportage erzählt. Dies macht
die Lektüre kurzweilig, hält sie aber auch recht oberflächlich. An manchen
Stellen liest sich das Buch meines Erachtens wie eine schulische Abschlussarbeit – will
sagen, offenbart eine zarte Naivität der Autorin. Oder wirkt zumindest so.
Die fehlende Tiefgründigkeit ist gleichzeitig mein
Kritikpunkt am Buch. Wäre es für LeserInnen geschrieben, die Afrika kennen,
wäre das Buch ohnehin unnötig – denn diese LeserInnen würden auch die porträtierten Frauen kennen. So nehme ich an, dass es für Leser wie mich ist,
die sehr wenig über Afrika südlich der Sahara wissen. Und für solche LeserInnen
geht das Buch nicht ausreichend in die Tiefe. Das führt dazu, dass mir die
einzelnen Frauen nur oberflächlich im Gedächtnis bleiben, weil ich wenig außer
ihren Berufen mit ihnen verbinden kann. Das ist sehr schade, denn der Ansatz
des Buchs ist großartig. Zu gern hätte ich mehr vom jeweiligen Land erfahren.
Zudem waren die Gespräche offenbar auch schon mal sehr schwierig aufgrund der
sprachlichen Verständigung. Das ist gut möglich, Afrika verfügt über fast 2.140
Sprachen und Regionalsprachen – Europa hat „nur“ ca. 200. Auch entstand bei mir
der Eindruck, dass die Autorin zum Teil nur nebenher empfangen wurde und es zu
keinen tiefgründigen Gesprächen kam. Das erweckt den Eindruck – der natürlich
subjektiv ist und falsch sein kann – dass die Gespräche aus welchem Grund auch
immer wenig vorbereitet waren. Vielleicht liegt das daran, dass man „in Afrika“
keine Terminvergabe pflegt wie in Europa? Dieser Eindruck entstand beim Lesen
ebenfalls.
Nach der Lektüre kann ich auf jeden Fall sagen, dass mein
Interesse an Afrika geweckt wurde. Das Buch werde ich als roten Faden nutzen
und zumindest über die Länder der porträtierten Frauen nachlesen.
Auch habe ich aus dem Buch erfahren, dass es „weiße“
Schwarze gibt.
Afrika – höchste Zeit, dass wir Europäer mehr über unseren
Ursprung lesen, lernen, hören, so fern in der Zeit dieser auch liegen mag.
Die Autorin Margot Maximilian ist Redakteurin im Ressort
Außenpolitik der Zeit im Bild, vergleichbar mit der deutschen Tagesschau. Daher
war für mich klar, dass ich dieses Buch lesen will. Auch habe ich bereits
andere Bücher aus dem K&S-Verlag gelesen, die mir gefallen haben.
Entsprechend hohe Erwartungen hatte ich im Vorfeld.
Das Buch ist interessant für jeden, der zehn
unterschiedliche Frauenportraits lesen und damit in den Kontinent südlich der
Sahara hineinschnuppern will.
3,5 von 5 Sternen
Autor: Margit Maximilian
Buch: Woza Sisi
Erscheinungsdatum Erstausgabe : 01.03.2016
Aktuelle Ausgabe : 01.03.2016
Verlag : Kremayr & Scheriau
ISBN: 9783218010252
Fester Einband
Sprache: Deutsch
Hallo liebe Nisnis,
AntwortenLöschendie Idee klingt wirklich spannend und hat mich gleich neugierig gemacht. Schade, dass es dieser Geschichte an Tiefgründigkeit zu mangeln scheint.
Von "weißen" Schwarzen habe ich bisher auch noch nicht gehört *grübel*.
Ich danke Dir für Deine ehrliche Meinung!
Liebe Grüße,
Tanja ♥
Liebe Tanja,
AntwortenLöschenauch wenn das Buch nicht in die Tiefe geht, ist es interessant. Ja, das mit den "weißen" Schwarzen hatte ich bislang auch nicht gehört.
Liebe Grüße
Lienz