Der Großvater von Kommissar Wallner, chauffiert mit 86
Jahren und im Kostüm des Sensenmanns, die beiden Turteltäubchen zu einem Haus,
dessen Hauseigentümer vereist sein soll. Doch als die drei das Haus betreten,
finden sie eine junge, verstört wirkende und orientierungslose junge Frau vor,
die eine Schusswaffe in der Hand hält. Neben an im Schlafzimmer entdecken sie
dann den erschossenen Hausherrn Klaus Wartberg in seinem Bett.
Als die Polizei Ermittlungen anstellt, findet sie heraus,
dass es einen Klaus Wartberg nie gegeben hat. Seine Legende ist frei erfunden
und es gibt keine Hinweise auf seine wahre Identität. Man hält die junge Frau
für die Täterin, bis polizeiliche Recherchen im Nachlass des Toten Zeitungsausschnitte
zu Tage fördern, die auf einen Immobilienskandal in Berlin hindeuten.
Ein verworrenes Spiel beginnt.
Andreas Föhr, Jahrgang 1958, gelernter Jurist, arbeitete
einige Jahre bei der Rundfunkaufsicht und als Anwalt. Seit 1991 verfasst er
erfolgreich Drehbücher für das Fernsehen, mit Schwerpunkt im Bereich Krimi.
Zusammen mit Thomas Letocha schrieb er u.a für „SOKO 5113“, „Ein Fall für zwei“
und „Der Bulle von Tölz“. Für seinen Debütroman „Der Prinzessinnenmörder“ ist
Andreas Föhr mit dem begehrten Friedrich-Glauser-Preis ausgezeichnet worden.
Mit „Schwarze Piste“ stand Föhr monatelang unter den Top 10 der
Spiegel-Bestsellerliste. Andreas Föhr lebt bei Wasserburg.
Nach dem brillanten Kriminalroman Eisenberg von Andreas Föhr, bin ich mit einer hohen
Erwartungshaltung an Schwarzwasser herangegangen und wurde kaum enttäuscht.
Der Einstig gelingt spielend leicht. Im Verlauf der
Handlung entpuppt sich dieser Kriminalroman jedoch zu einem komplexen Plot
Konstrukt, dem man nur folgen kann, wenn man eine gehörige Portion
Konzentration mitbringt.
Andreas Föhr gelingt es meisterhaft, ein von Wendungen
und Verschachtelungen wahrhaft strotzendes Werk literarisch gut in Szene zu
setzten. Gekonnt entwickelt er interessante Legenden für zahlreiche
Protagonisten, deren Handlungen irgendwie alle miteinander verknüpft sind.
Einigen Figuren hat Andreas Föhr mundartigen Dialekt
zugeschrieben, wodurch die Figuren lebhaft und authentisch wirken, vor allem
aber sorgt er damit für einen hohen Wiedererkennungswert der im Detail
gezeichneten Charaktere, während spritzig gepfefferte Dialoge das Lesetempo
beschleunigen. Für meinen persönlichen Geschmack war das ein too much an Dialekt-Gebrabbel, dass mich
manchmal sogar störte und auch kaum amüsierte, denn schließlich handelt es sich
um einen Kriminalroman und nicht um eine Komödie.
Dem Dialekt entsprechend fließt auch in diesem Wallner-Krimi
einiges an Lokalkolorit ein. Schauplätze werden gut beschrieben und für Insider
der Örtlichkeiten sind diese sicher ein Highlight.
Schwarzwasser stellt für den Leser eine komplexe
Geschichte dar, in der zahlreiche Figuren miteinander hadern und Konflikte
austragen, die mit Emotionen wie Angst und Wut, vor allem aber mit dem Gefühl
der Ohnmacht ausgeliefert zu sein, einhergehen. Auch unter den Kollegen der
Polizei kriselt es gewaltig. Der Eine sucht ständig nach Fehlern des Anderen
und der Andere schlittert ständig am Rande der Legalität entlang. All diese
konfliktgeschwängerten Situationen sind auf authentische Weise und
wirklichkeitsgetreu inszeniert. Die Polizeiarbeit liest sich glaubwürdig, aber
manche Handlungen, vor allem die von Polizeiobermeister Kreuthner, sind überflüssigerweise
überzogen. Damit wirkt die unblutige Handlung leider etwas überladen.
Auch wenn man fleißig miträtselt, bis die letzte Seite
gelesen ist, wartet Andreas Föhr immer wieder mit neuen, intelligenten Überraschungen
auf, bevor man sich als Leser für Täter und Motiv festlegen kann. Er bleibt
seinem literirischen Stil treu. Sein flüssiger Schreibstil und sein
wohlgeformter Ausdruck begleiten genussvoll durch einen spannenden und
intelligenten Kriminalroman.
Schwarzwasser ist ein intelligenter, unblutiger und spannender
Kriminalroman, der von Verschachtelungen und Wendungen nur so strotzt. Ein
schöner literarischer Stil und spritzige Dialoge formen Legenden der interessant
gezeichneten Figuren, die scheinbar alle miteinander agieren.
©nisnis-buecherliebe
Titel: Schwarzwasser
Autor: Andreas Föhr
Erscheinungsdatum Erstausgabe: 01.06.2017
Aktuelle Ausgabe: 01.06.2017
Verlag: Knaur
ISBN: 9783426654217
Flexibler Einband 400 Seiten
Sprache: Deutsch
Liebe Anja,
AntwortenLöschenwürde sich das Buch nicht schon auf meiner Wunschliste tummeln, hätte es spätestens nach deiner tollen Rezi einen Platz sicher.
Liebe Grüße
Tanja
Liebe Tanja,
Löschendieser Kriminalroman ist es wert auf deiner Wunschliste zu stehen. Befreie ihn dort bald ;-).
Liebe Grüße
Anja
So ganz komplexe Bücher mag ich nicht immer, weil mir manchmal nach einem anstrengenden Arbeitstag die Konzentration fehlt, um den ganzen Verwirrungen und den vielen Personen noch folgen zu können. Hier scheinen einen aber die Spannung und die Wendungen in den Handlung ziemlich mitzureißen und das gefällt mir wieder sehr gut.
AntwortenLöschenVielen Dank für die tolle Buchvorstellung.
LG Gabi
Liebe Gabi,
Löschenstimmt, es geht mir ähnlich. Manchmal muss es süffig und federleicht zugehen, um seine Konzentration ein wenig für komplexe Handlungen aufzusparen. Das eine geht nicht ohne das andere. Eine gute Mischung der Buchauswahl ist daher sehr wichtig.
Viele liebe Grüße
Anja