Stephen ist Naturfotograf und Helen bessert ihr gemeinsames Einkommen, in der beschaulichen und bescheidenen Einöde, mit dem Verkauf von selbst gemachten Marmeladengelees auf.
Helens indianischer Vater lehrte sie in Kindertagen
Fährten zu lesen und zu jagen, was ihr in dieser wilden Gegend zugutekommt. Immer
wieder zieht es sie für ein paar Tage in die Wildnis, während Stephen und die
Kinder zurückbleiben.
Als Helen eines Tages von einem Gefangenenausbruch aus
dem Hochsicherheitsgefängnis erfährt, weiß sie sofort, dass es sich dabei um
ihren sadistischen, gefährlichen und psychopathischen Vater handelt, den sie
einst verraten hat. Stephen weiß nicht, dass sie als Kind zwölf Jahre lang als
Gefangene in einer einsamen Blockhütte gelebt hat und er weiß auch nicht, dass
ihr nazistischer Vater ein Vergewaltiger und Entführer ist.
Helen hat ihn damals ins Gefängnis gebracht und nur sie
wird ihn erneut hinter Gitter bringen können. Nur sie wird ihre Familie retten
können und nur sie kann ihm ebenbürtig sein.
Karen Dionne hat in jungen Jahren mit ihrem Mann und
ihrer kleinen Tochter ein alternatives Leben in einer Hütte auf der Upper
Peninsula geführt. Ihre damaligen Erfahrungen in der Wildnis hat sie nun in
ihren außergewöhnlichen Psychothriller "Die Moortochter" eingebracht.
Heute lebt Karen Dionne mit ihrem Mann in einem Vorort von Detroit, wo sie an
ihrem nächsten Psychothriller schreibt. (Quelle: Goldmann Verlag)
Die Moortochter hat mich von Anfang an sehr gefesselt und
mich nicht mehr losgelassen. Ich bin tief in die Wildnis von Upper Peninsuler eingetaucht,
konnte die Einsamkeit dort spüren, das Knistern und Brechen von Zweigen hören, wenn
Tiere durch die Wildnis streiften, ich konnte das Moor riechen und ich konnte
die Gänze der wunderschönen Natur genießen.
Dieser Thriller ist großartig geschrieben. Abwechselnd
sanft und stark im Ausdruck, geschmeidig flüssig und berührend. Karen Dionne
hat die Handlung des hoch spannenden Thrillers in die Wiege der wilden Natur
gelegt. Es ist ihr intelligent gelungen, die dramatische Gegenwart, der
zunächst unsichtbaren Bedrohung durch den nazistischen Vater mit der
Vergangenheit und Kindheit der lange gefangengehaltenen Hauptprotagonistin
Hellen Pelletier vielschichtig ohne Längen zu erzählen, ohne die Handlung in irgendeiner
Weise zu überladen. Die Geschichte ist so außergewöhnlich und weit von dem
entfernt, was man sonst inhaltlich in thematisch ähnlichen Büchern liest. Helens
Kindheit stellt dabei den Haupterzählstrang dar.
Ich nicke erneut. Eine Geste, von der ich hoffe, dass Stephen sie als Entschuldigung und Geständnis zugleich auffassen wird. Ja, Jacob Holbrook ist mein Vater. Ja, ich habe dich belogen von dem Tag an, als wir uns kennenlernten. Ja, das Blut dieses bösen Mannes fließt in den Adern unserer gemeinsamen Töchter. Es tut mir leid. Es tut mir leid, dass du es auf diese Weise erfahren musstest. Es tut mir leid, dass ich es dir nicht eher gesagt habe.
Es tut mir leid, leid, leid. (Zitat)
Ich nicke erneut. Eine Geste, von der ich hoffe, dass Stephen sie als Entschuldigung und Geständnis zugleich auffassen wird. Ja, Jacob Holbrook ist mein Vater. Ja, ich habe dich belogen von dem Tag an, als wir uns kennenlernten. Ja, das Blut dieses bösen Mannes fließt in den Adern unserer gemeinsamen Töchter. Es tut mir leid. Es tut mir leid, dass du es auf diese Weise erfahren musstest. Es tut mir leid, dass ich es dir nicht eher gesagt habe.
Es tut mir leid, leid, leid. (Zitat)
Zwölf Jahre lang sieht Helen außer ihren Eltern keinen
anderen Menschen. Körperkontakt und Liebe wie wir sie kennen sind ihr fremd. Sie
wächst in der Annahme auf, dass das Leben genau so sein muss, wie sie es kennt.
Ohne Uhr, ohne Elektrizität, ohne fließend Wasser und einzig im Einklang mit
der Natur, völlig isoliert. Für uns schwer zu begreifen so zu leben, aber es gelingt
der Autorin, die Normalität dieser Familie authentisch und glaubhaft in alltags
Details zu erzählen.
Zum fünften Geburtstag bekommt Helen vom Vater ein Messer
geschenkt, tötet ihr erstes Kaninchen. Mit sechs Jahren erlegt sie ihre erste
Hirschkuh, die mit Zwillingskitzen trächtig war und fiebert so ihrem Ziel immer
mehr entgegen, ein „Mann“ der Wildnis zu werden. Sie lernt Spuren und Fährten
zu lesen und wetteifert mit dem Vater, ihrem Held, den sie abgöttisch zu lieben
glaubt, auch wenn er sie zur Bestrafung von Respektlosigkeit in einen Brunnenschacht
stürzt, den er vorher mit scharfkantigem und spitzem Müll am Grund befüllt hat.
Das einzige was sie mit der Welt draußen verbindet, sind
fünfzig Jahre alte Geographic-Magazine, in denen sie immer wieder blättert und
deren Inhalt sie erst spät vorsichtig hinterfragt.
Die Rolle der von Helens Vater einst entführten,
wehrlosen Mutter ist unscheinbar und passt zu ihrer leblosen, blassen Existenz.
Karen Dionne versteht es, die allseits präsente Angst der Mutter vor alltäglicher
Gewalt emotional berührend in die Handlungen der Mutter einzuflechten und
widerzuspiegeln. Als nach zwölf Jahren Gefangenschaft ein Ereignis eintritt ist
es Helen, die ihre Mutter und sich selbst vor dem Vater retten kann, indem sie
das vom Vater Erlernte gegen ihn verwendet.
All diese Dinge werden rückblickend und eindringlich
erzählt. Die Perspektiven zwischen Gegenwart und Vergangenheit sind gut
pointiert platziert. Helen weiß, dass ihr aus dem Gefängnis ausgebrochener
Vater sie jagen wird und nur sie kann ihre Familie retten, aber Helen dreht den
Spieß um und beginnt mit einer gefährlichen Jagd auf ihren Vater, der sie stets
manipuliert hat.
Bevor ich sagen konnte, dass es mir wirklich, wirklich leistet und dass ich bestimmt daran denken würde, in Zukunft vorsichtiger zu sein, und dass ich mir nie, nie wieder auf meinen Daumen schlagen würde, ballte er seine Hand zur Faust und ließ sie auf meinen Daumen niederkrachen. Ein Sternenregen explodierte vor meinen Augen, und ein weißblühender Schmerz schoss mir in den Arm.
Ich wachte auf dem Boden auf. Mein Vater kniete neben mir. Er hob mich hoch, setzte mich auf einen Stuhl und gab mir meinen Löffel. Meine Hand zitterte, als ich ihn nahm. Mein Daumen tat schlimmer weh als unmittelbar nach dem Schlag mit dem Hammer. Ich blinzelte die Tränen weg. Mein Vater mochte es nicht, wenn ich weinte. "Iss". (Zitat)
Bevor ich sagen konnte, dass es mir wirklich, wirklich leistet und dass ich bestimmt daran denken würde, in Zukunft vorsichtiger zu sein, und dass ich mir nie, nie wieder auf meinen Daumen schlagen würde, ballte er seine Hand zur Faust und ließ sie auf meinen Daumen niederkrachen. Ein Sternenregen explodierte vor meinen Augen, und ein weißblühender Schmerz schoss mir in den Arm.
Ich wachte auf dem Boden auf. Mein Vater kniete neben mir. Er hob mich hoch, setzte mich auf einen Stuhl und gab mir meinen Löffel. Meine Hand zitterte, als ich ihn nahm. Mein Daumen tat schlimmer weh als unmittelbar nach dem Schlag mit dem Hammer. Ich blinzelte die Tränen weg. Mein Vater mochte es nicht, wenn ich weinte. "Iss". (Zitat)
Diese Geschichte ist eine leise, aber dennoch voller
Tempo. Sie ist gewaltgeschwängert, aber nicht bluttriefend, obwohl es blutige
Szenen und Morde gibt. Die Spannung knistert von Anfang an und sie wartet immer
wieder mit überraschenden Spannungshöhepunkten auf, die zusätzlich dafür Sorge
tragen, dass eine kalte, kribbelige Gänsehaut langsam den Rücken des Lesers
hinaufkrabbelt.
Die Moortochter ist ein faszinierendes und fesselndes Thriller-Highlight.
Ich bin so dankbar für dieses großartige Buch und möchte es am liebsten jedem
ans Herz legen.
Karen Dionne erzählt in einer ausdrucksstarken Sprache eine
außergewöhnliche, hoch spannende und dramatische Geschichte, die in der wilden
Natur von Michigan spielt. Der Wechsel geschickt pointierter Perspektiven, die
zwischen der Gegenwart und der Kindheit der Hauptfigur wechseln, produzieren
eine knisternde Spannung, die bis zur letzten Seite bestehen bleibt.
Großartig.
Großartig.
©nisnis-buecherliebe
Autor: Karen Dionne
Erscheinungsdatum Erstausgabe: 24.07.2017
Aktuelle Ausgabe: 24.07.2017
Verlag: Goldmann
ISBN:
9783442205356
Flexibler
Einband
Sprache:
Deutsch
Hi,,, DU schreibst eine begeisternde Rezension,, Sommerlese ebenso,,, also muss dieses Buch vor Spannung nur so knistern beim Öffnen,,,
AntwortenLöschenLG Angela
Hey Angela,
Löschenja, dieses Buch hat mich glücklich gemacht 😉.
Liebe Grüße
Anja
Hallo Anja,
AntwortenLöschenhat mir ebenso gut gefallen wie dir!
Es ist einfach eine unglaublich gute Geschichte mit so wunderbar interessanten Naturschilderungen, dass ich das Buch gar nicht genug loben kann.
Liebe Grüße
Barbara
Liebe Barbara,
Löschenich fand es super klasse, so erfüllend und erfrischend anders.
Liebe Grüße
Anja
Meine Freundin hat mir davon abgeraten, ich hatte es auf der Merkliste. Deine Rezension gibt ihr recht. Vielen Dank für die ausführliche Besprechung. 😀
AntwortenLöschenLiebe Grüße,
Mona
Liebe Mona,
Löschenund ich habe während des Lesens noch an dich gedacht, dass du dieses Buch gut lesen könntest und dass es dir gefallen würde. Aber, deine Freundin wird es besser einschätzen können, ob es für dich zu heftig sein würde.
Liebe Grüße
Anja
Liebe Anja,
AntwortenLöschenwas für eine tolle und begeisternde Rezension! Da habe ich wohl keine Wahl, das Buch kommt sofort auf meine Wunschliste :-)
LG Tanja
Liebe Tanja,
LöschenDieser Thriller hat mich sehr begeistert und ich habe mich so rundherum pudelwohl mit diesem Buch gefühlt. Er wird dir sicher ebenso gut gefallen. Ich werde es eintüten und dir zusenden :-)
Viele liebe Grüße
Anja
Oh, was für eine tolle Rezension. Klingt so, als wäre das Buch auch für mich ein absolutes MUSS!!! Ganz liebe Grüße <3
AntwortenLöschenAuf jeden Fall, liebe Anja. Es wird dir sicher gefallen.
LöschenLiebe Grüße
Anja
Ist schon bestellt :D Bin wirklich gespannt, man liest über das Buch nur sehr gute oder sehr schlechte Meinungen. Ich glaube aber, ich werde begeistert sein.
LöschenEs ist etwas ruhiger in seiner Art und doch hoch spannend und fesselnd.
LöschenIch freue mich auf deine Meinung :-).
Liebe Grüße
Anja
Schön, dass es schon auf meinem SUB wartet! Das klingt ganz nach meinem Geschmack! Danke für die Rezi!
AntwortenLöschenLiebe Basco,
Löschentotal gern. Freu dich auf dieses Buch.
Liebe Grüße
Anja
Ui, zwei begeisterte Leser....da kommt das Buch doch gleich auf meine Wunschliste!
AntwortenLöschenLiebe Grüße
Martina
Liebe Martina,
Löschenes freut mich, dass sich deine Wunschliste füllt :-). Die Moortochter ist ein besonderes Buch und wird dir sicher gefallen.
Viele liebe Grüße
Anja
Ja, da les ich eine Menge Begeisterung heraus :D
AntwortenLöschenWobei ich auch finde, dass du fast schon zu viel erzählst, auch wenn es für den Strang der Flucht spannungstechnisch nicht so relevant ist.
Ich habe dieses Buch auf besondere Weise genossen.
LöschenViele Grüße
Nisnis