Krimi- und Thriller-Autorin Susanne Kliem
Wir trafen Krimi- und Thriller-Autorin Susanne Kliem am 18. März 2016 auf der Leipziger Buchmesse zum Interview.
Susanne Kliem wurde 1965 am Niederrhein geboren. Sie arbeitete als Pressereferentin für Fernsehserien von ARD und ZDF und für das größte deutsche Theaterfestival „Theater der Welt“. Seit 2009 schreibt sie Krimis, für die sie bereits mit mehreren Preisen ausgezeichnet wurde. Zuletzt erschien von ihr 2015 bei carl’s books „Trügerische Nähe“.
Sie lebt mit ihrer Familie im Herzen Berlins und ist Mitglied in der Autorenvereinigung „Syndikat“ und im „Autorenforum Berlin“.
Sie lebt mit ihrer Familie im Herzen Berlins und ist
Mitglied in der Autorenvereinigung „Syndikat“ und im „Autorenforum Berlin“.
Neben mehreren Kurzgeschichten in Anthologien hat Susanne
bislang die folgenden Krimis und Thriller veröffentlicht:
Trügerische Nähe carl's books
Die Beschützerin carl's books
Die kalte Zeit Leporello Verlag
Theaterblut Leporello Verlag
Und dann begrüßten wir uns am Vormittag des 18. März auf
der Messe am Stand von carl’s books.
„Theaterblut“ ist dein erster Kriminalroman, gefolgt von „Die
kalte Zeit“ mit demselben
Ermittlerteam. Dein dritter Roman „Die Beschützerin“ ist anders – ein Psychothriller. Ihm folgt „Trügerische Nähe“ – eigenständig, authentisch und noch
ein Stück härter als dein erster Thriller.
Was hat dich
bewogen, dem Ermittler-Krimi vorerst den Rücken zu kehren?
Susanne Kliem:
Die im Mainstream zu Hauf bedienten routinierten
Stereotypen auch in meinem Krimi abzubilden, kam mir langweilig vor. Ich wollte
definitiv keine Leiche auf meinen ersten Seiten und keine klischeeartigen
Sätze, wie zum Beispiel Fragen von Ermittlern an den Gerichtsmediziner am
Tatort zu Todesursache und Todeszeitpunkt und der gestresste Gerichtsmediziner
antwortet, „Ich muss die Leiche erst auf meinem Tisch liegen haben und
untersuchen, vorher kann ich mich dazu nicht äußern, das dauert…“. Das hat man
schon gefühlte tausend Mal gelesen. Ich wollte auch deswegen vom typischen
Krimischema weg, weil immer ausgefallenere Ermittlerfiguren verlangt werden,
beispielsweise ein schwarzer homosexueller Ermittler im Rollstuhl. Das ist
nicht mein Ding.
Meine Figuren sollen Menschen darstellen, die jedermanns
Nachbar sein könnten. Figuren wie du und ich, die scheinbar ganz normal sind,
bei denen sich jedoch ungeahnte Abgründe auftun.
Wir haben „Trügerische Nähe“ gelesen – nein, verschlungen
– und waren fasziniert davon, wie eine anscheinende Harmonie zerfällt, bis es
einen Toten zu verzeichnen gibt.
Was ist dir
besonders wichtig, damit sich die Leser in den Figuren in gewisser Weise
wiedererkennen?
Susanne Kliem:
Erst wenn Charaktere authentisch sind, kann sich der
Leser in sie hineinfühlen bzw. sich mit ihnen identifizieren. Meine Figuren sind Leute, in denen
etwas brodelt und die mit sich selbst nicht klarkommen. Sie sind
Figuren, die wirklich deine Nachbarn sein könnten. Von außen unscheinbare
bürgerliche Existenzen. In meinen Geschichten leben sie zunächst ein normales
Leben und erst mit der Entwicklung der Handlung werden sie von anderen Figuren
manipuliert, die oftmals narzisstisch veranlagt sind, sie werden getrieben und
erst dann ist das Böse in der Geschichte existent.
„Trügerische Nähe“ ist so erfolgreich, dass nun eine
renommierte Produktionsfirma die Verfilmungsrechte fürs Fernsehen optioniert
hat.
Wie war deine
erste Reaktion?
Susanne Kliem:
Ich habe laut gekreischt! Meine Agentur, die sich um
meine Filmrechte kümmert, hat die Vermarktung fleißig im Hintergrund
vorangetrieben, allerdings habe ich gar nicht mit positiven Ergebnissen
gerechnet, da ich als Autorin ja noch nicht einen so bekannten Namen habe! Doch
dann wurden sogar zwei Filmproduktionsfirmen gleichzeitig auf den Stoff
aufmerksam. Ich war natürlich völlig aus dem Häuschen und bin jetzt schon
ultragespannt, was daraus wird!
Die Märkische
Allgemeine Oderzeitung schreibt: „Kliem erzählt „Trügerische Nähe“ wie
ein Kammerstück.“
Inwieweit hattest
du den Gedanken des Kammerstücks bereits beim Schreiben im Kopf?
Susanne Kliem:
Da ich ursprünglich vom Theater komme, habe ich immer
noch ein Faible dafür, meine Figuren auf relativ kleinem Raum und an zentralen
Schauplätzen agieren zu lassen. Dadurch kommt in meinen Geschichten oftmals nur
eine geringe Anzahl von Figuren vor, die aber dann eine besonders intensive
psychologische Tiefe besitzen.
Dein nächster
Roman ist bereits im Entstehen begriffen. Worauf dürfen wir uns als nächstes
freuen?
Susanne Kliem:
Es wird etwas ganz anderes. Bisher entwickelte sich das
Böse immer erst im Laufe der Handlung aus den sich verändernden Figuren, und
die Spannungskurve schraubte sich eher langsam nach oben. In meinem neuen Roman
wird das Böse von Anfang an präsent sein und damit beginnt die Geschichte auf
einem höheren psychologischen Spannungslevel. Es wird blutiger, die Leser
dürfen einen Psychothriller erwarten.
Wann hast du
angefangen zu schreiben und wie bist du Autorin geworden?
Susanne Kliem:
Angefangen habe ich mit 8 Jahren. Mit 39 spürte ich es:
Ich bin begabt, zu schreiben! Ausgelöst hat diese Entdeckung ein
Motivationscoach.
Hier könnt ihr selbst lesen, wie Susanne ihren
Autoren-Werdegang auf ihrer Homepage schildert.
Woher kommen deine
Ideen und Impulse?
Susanne Kliem:
Ganz unterschiedlich. Da ich am Theater gearbeitet habe,
kamen die Impulse und Ideen zu „Theaterblut“ tatsächlich aus meinem Leben
hinter den Kulissen. Bei meinem Erstling „Die kalte Zeit“ war es ein realer
Zeitungsartikel über unsere Weihnachtsbäume, auf den mich mein Vater aufmerksam
gemacht hat. Ich habe mich dann so intensiv mit dem Thema befasst, dass ich
seither sogar für das real existierende „Nadel Journal“ schreibe!
Bei „Die Beschützerin“ hat mich die
Abgrenzungsproblematik gereizt. Wie schaffe ich es, im richtigen Moment „nein“
zu sagen, wenn jemand mich emotional ausbeuten will? Die Protagonistin Janne
hat übrigens ein reales Vorbild aus meinem Freundeskreis. Die Idee zu „Trügerische
Nähe“ entstand aufgrund eines Medienberichts über Parasiten, die in ihrem
Ökosystem die Macht übernehmen. Das Vorbild für das Dorf vor den Toren Berlins
ist übrigens ein echtes Dörfchen, das ich vom Pilze-Sammeln kenne.
Wie sieht dein
Schreiballtag aus? An welchem Ort schreibst du?
Susanne Kliem:
Ich schreibe täglich, meist von 9:30 bis 14:00 Uhr in der
Staatsbibliothek Berlin. Zuhause lasse ich mich so gern ablenken. Die
Spülmaschine, die ausgeräumt werden möchte, dies und das, was längst hätte
erledigt werden müssen. Das ist einfach hinderlich, wenn ich schreiben muss. So
schütze ich mich vor mir selbst und habe einen routinierten Schreiballtag
gefunden.
Was wenn deine
Antriebskraft fehlt?
Dann müssen meine lieben Autoren-Kolleginnen mit mir in
die Cafeteria der Staatsbibliothek gehen und wir diskutieren über den Plot.
Allein durch diese Diskussionen bzw. durch laut ausgesprochene Sachverhalte
finde ich dann einen leichten Weg hinaus aus der Schreibblockade und kann von
neuem durchstarten.
Und ganz
persönlich gefragt: „Was liest du privat?“
Susanne Kliem:
Ich lese gern die Bücher der deutschen Autoren wie z.B.
von Elisabeth Herrmann oder von Robert Seethaler. Dessen Roman „Der Trafikant“
kann ich euch übrigens nur ans Herz legen, es ist großartig.
Was macht dich
glücklich?
Susanne Kliem:
Meine Familie und unsere Leidenschaft für das Segeln auf
der Ostsee.
Was entspannt
dich?
Susanne Kliem:
Sauna und kaltes Weizenbier, unbedingt in der Kombination
(da lacht sie).
Was macht dich
wütend?
Susanne Kliem:
Rücksichtslosigkeit im Sinne von Ellenbogen-Denken,
Egoismus und mangelnde Toleranz.
Liebe Susanne, wir
danken dir ganz herzlich, dass wir dich interviewen durften und warten
ungeduldig auf deinen neuen Roman!
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