Schweigen ist Tod
Als Julia Sommer die Stelle der Försterin im Ebersberger Forst bei München antritt, hofft sie auf einen beruflichen und privaten Neuanfang. Doch Julias Chef, der Waldbesitzer Ludwig Voss, ist ein unsympathischer Macho, der der jungen Frau mehr als einmal zu nahe tritt. Dann zerreißen eines Morgens zwei Schüsse die Stille des Waldes – und anstelle eines gewilderten Hirsches [sic!] findet Julia Ludwigs Leiche ...
Trotz aller Unschuldsbeteuerungen wird sie schnell zur Hauptverdächtigen, vor allem für die verschworene Dorfgemeinschaft. Also stellt Julia selbst Nachforschungen an.
Doch der eigentliche Täter liegt schon wieder auf der Lauer – und die Försterin steht zwischen ihm und seinem nächsten Opfer ... Eine junge Försterin auf Mörderjagd – der erste Fall für Julia Sommer
Eine verschworene Dorfgemeinschaft gegen eine
alleinerziehende Mutter… Doch in jeder Mutter steckt eine Löwin!
Ein kleines Dorf vor den Toren Münchens, ein Waldbesitzer,
der der beste Freund des Pfarrers ist, und nun auf einmal tot! Während Julia
auf einen Rehbock ansaß und ihn auch schoss. Wirklich nur den Rehbock? Die
Erdinger Polizei ist da nicht so sicher… Denn Julia ist die geschiedene
alleinerziehende Mutter, der Fremdkörper in dem erzkatholischen Dorfumfeld. Ohne
beschützende Familie, weil die Eltern bei einem mysteriösen Unfall starben, als
Julia noch ganz klein war. Auch ihre Oma war und ist selbst im Dorf geächtet,
sie wird auf ewig „das Dirndl mit dem Bankert“ bleiben, ein unerhörtes
Frauenzimmer, das unverheiratet schwanger wurde. Für die Dorfbewohner scheint
Julia ein böser Schatten aus der Vergangenheit zu sein. Etwa gar eine Teufelin?
Viele denken dies, denn immerhin prangt vor der Kirche ein Teufelstritt, der
seine eigene Geschichte birgt.
Dieses Krimidebüt von Ursula Hahnenberg könnte keine bessere
Kulisse haben: verschworene Dorfgemeinschaft, Rückkehr einer Verstoßenen, Vorurteile,
Angst, eine gefährliche Freundschaft und ein von seinem Gewissen zerfressener
Pfarrer. All dem muss sich Julia Sommer stellen, dabei ihren Sohn beschützen
und jeden Mordverdacht von sich weisen. Da schlägt des Krimilesers Herz gleich
schneller! Jeder kann sie sich vorstellen, die dörfliche Scheinidylle, unter
deren Teppich alles darunter Gekehrte unbedingt bleiben soll.
Ursula Hahnenberg greift viele Fäden auf: Julias familiärer,
an das Dorf geknüpfter Hintergrund. Die Drohkulisse der Dorfbewohner, die
sonderbare Freundschaft und das Wissen des seltsamen Pfarrers. Über allem
schwebt die essentielle Frage: Wem kann Julia trauen? Wer will ihr Böses und
warum? Im Hintergrund entfaltet sich eine zweite Geschichte, sie hebt sich
durch Kursivdruck ab, und der Leser versteht sofort, dass in ihr der Schlüssel liegt
zum Tod des Gutsbesitzers und zu Julias großer Not.
All das verspricht einen sehr komplexen Krimi mit einer
erfrischend neuen „Ermittlerin“: der jungen Försterin, die aus schierer Not in
die Rolle der Nachforschenden gezwungen wird.
All
das verweist auf einen sehr komplexen Krimi mit einer erfrischend neuen
„Ermittlerin“: der jungen Försterin, die aus schierer Not in die Rolle der
Nachforschenden gezwungen wird. Leider wird es in allem etwas zu viel: zu viele
Verbrechen, zu unreifes Verhalten der Protagonistin, lose Enden.
Als Leser erlebt man tatsächlich Ermittlungen, die weit weg
sind von Polizeiarbeit, privater Detektei und desgleichen. Was im Grunde
erfrischend anders ist. Die packende Parallelgeschichte – was genau sie ist,
sei an dieser Stelle nicht verraten –kommt subtil und schlüssig ins Bild, das gefällt mir.
Die Haupthandlung strebt einem logischen Ende zu, das der
Leser nachvollziehen kann. Gefallen hat mir dabei besonders, dass sich die Auflösung bei sehr genauem Lesen bereits im Subtext durchscheint.
Folgendes jedoch hat mir weniger gefallen: Das Beiwerk, die
Nebenhandlung der Kriminalgeschichte, ist zu komplex und zerfranst letztendlich.
Das markanteste Beispiel will ich herausgreifen: Julias Verhalten gegenüber und
Verhältnis zu einer wichtigen Nebenfigur ist in sich ein Logikbruch. Was auf S.
175 zwischen Julia und dieser wichtigen Nebenfigur geschieht, passt nicht dazu,
wie sich die beiden auf S. 235 zueinander verhalten. Vielleicht hat die Autorin
da tatsächlich zu viel von sich verlangt in ihrem Krimidebüt.
Eine auffallend
andere Ermittlerin, ein Krimi, der sozial-psychologisches Verhalten
thematisiert. Ein Dorf vor den Toren Münchens, das jedoch überall in
Deutschland liegen könnte. Ein Debüt, das zum Nachdenken anregt, uns den
Spiegel vorhält, sich erschreckend nah an der Realität bewegt. Ein
ausgezeichnetes Setting, dem man den Erstling dennoch recht stark ansieht.
3-4 Sterne
Autorin: Ursula Hahnenberg
Buch:Teufelstritt
Erscheinungsdatum Erstausgabe : 20.06.2016
Aktuelle Ausgabe : 20.06.2016
Verlag : Goldmann Verlag
ISBN: 9783442484157
Flexibler Einband 288 Seiten
Sprache: Deutsch
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