Interview mit Krimiautorin Anja Behn zu ihrem Küstenkrimi-Debüt "Stumme Wasser"

31 Januar 2016


Krimiautorin Anja Behn


Im vergangenen November habe ich den Kriminalroman „Stumme Wasser“ von Krimiautorin Anja Behn entdeckt und mit viel Genuss gelesen. 

Dieses Küstenkrimi - Debüt hat mich sehr gefesselt und ich war endlich einmal wieder so richtig spannend unterhalten. Aus diesem Grund freue ich mich ganz besonders, dass sich Anja Behn für dieses Interview Zeit genommen hat.

Und nun wünsche ich euch viel Spaß mit dem Interview.





Wie und wann hast du deine Liebe zum Schreiben entdeckt und was waren deine ersten Schreibversuche?

Anja Behn: Ich bin tatsächlich ein Spätstarter und somit war „Stumme Wasser“ auch im Hinblick auf das Schreiben mein Debüt. In den Jahren davor habe ich sehr intensiv Kriminalromane gelesen, vor allem deutsche Regionalkrimis.

Wie kam es zu der Entwicklung, dass du dich entschlossen hast ein Buch zu schreiben und wer hat dich angespornt und motiviert beziehungsweise wer hat dich mit deiner Idee unterstützt?

Anja Behn: Ich habe einen guten Bekannten, der Drehbuchautor ist, und wir tauschen uns oft über Filme und Bücher aus. Irgendwann hat er zu mir gesagt, er hätte da noch ein Drehbuch, wo er nicht so richtig weiß, wie er es enden lassen soll und vielleicht hätte ich ja eine Idee für den Schluss. Als ich das Skript dann gelesen habe, bin ich nur so vor Ideen übergesprudelt. Da habe ich gemerkt, dass es mir unwahrscheinlichen Spaß macht, sich einen Plot auszudenken, mit allen möglichen Verwirrungen und Verwicklungen.

Das Drehbuch-Projekt war irgendwann beendet, aber ich wollte unbedingt weitermachen. Also habe ich meinen Krimi, den ich immer grob im Hinterkopf hatte, endlich einmal zu Ende gedacht und aufgeschrieben. Während des Schreibens hat meine Cousine quergelesen und mich mit ihren Ideen tatkräftig unterstützt.

Viele Autoren gehen einen mühseligen Weg um einen Verlag zu finden. Wie gelang es dir, den emons Verlag für dein Werk zu begeistern und wie lange dauerte dieser Weg/wie steinig war dieser Weg?

Anja Behn: Ich hatte unwahrscheinliches Glück. Nachdem ich den Krimi fertig geschrieben hatte, habe ich ein Exposé erstellt und es mit einer Leseprobe an ein paar wenige Verlage verschickt. Nach drei Wochen hat sich der emons Verlag bei mir gemeldet und das komplette Manuskript angefordert, und knapp vier Monate später hatte ich einen Verlagsvertrag in der Tasche. 

Warst du an der Covergestaltung beteiligt?

Anja Behn: Ja. Als Autorin konnte ich eigene Ideen zu dem Cover beim Verlag einbringen. Zum Beispiel habe ich beschrieben, wie die Grundstimmung in meinem Buch ist, und dass ein Sturm heraufzieht. Was ja auch wunderbar auf dem Cover zu sehen ist. J

Wolltest du von Anfang an das Genre Kriminalroman bedienen?

Anja Behn: Ja, unbedingt. Ich bin schon immer ein leidenschaftlicher Krimileser gewesen, und etwas anderes zu schreiben, hätte einfach nicht zu mir gepasst.

Was bedeutet es dir, zu Schreiben und wie lange dauerte es bis „Stumme Wasser“ geschrieben war?

Anja Behn: Schreiben ist für mich vor allem ein Ausgleich zum Alltag, wie für andere das Joggen oder Schwimmen. Ich kann dabei in eine völlig andere Welt abtauchen und entspannen.


Zum Schreiben habe ich 7 Monate gebraucht, wobei ich nicht jedes Kapitel im Kopf hatte. Manchmal war ich über eine Wendung, die die Geschichte genommen hat, selbst überrascht, oder einige Figuren haben am Ende viel mehr Platz bekommen, als ich ihnen am Anfang angedacht hatte.

Was hast du vor deiner Schriftstellerkarriere beruflich gemacht?

Anja Behn: Ich arbeite noch immer in meinem Beruf als Bauingenieurin. Natürlich ist es ein kleiner Traum von mir, allein vom  Schreiben leben zu können.


In deinem Küsten Krimi hast du einen fiktiven Ort als Schauplatz des Verbrechens gewählt, warum keinen realen?


Anja Behn: Wenn man mit Leuten über die Ostseeküste spricht, hört man immer wieder heraus, dass dort jeder seine Lieblingsecke hat. Für die einen ist es Rügen, die anderen lieben den Darss, ich selber bin z.B. am liebsten in Markgrafenheide. Ich wollte, dass jeder Leser in meinem Buch „seine Ostsee“ darin wiederfindet, durch so ganz typische Dinge wie Steilküste oder Reetdachhäuser, ohne an einen bestimmten Ort gebunden zu sein. Und ich persönlich lese auch sehr gerne Krimis mit fiktiven Orten.


Sind deine Protagonisten ebenso fiktiv oder hast du Menschen in deinem Leben getroffen, die dir hier eine kleine Vorlage waren?


Anja Behn: Ja, alle meine Personen sind fiktiv. Doch da es einen Ostseekrimi ist, tragen meine Protagonisten viel von der typischen mecklenburgischen Mentalität, die ich ja als waschechte Mecklenburgerin sehr gut kenne, in sich.


Woher kommen deine Ideen oder was gibt dir die richtigen Impulse?


Anja Behn: Das kann ich gar nicht so genau beantworten. Die Ideen entwickeln sich meistens ganz spontan. Das kann beim Strandspaziergang aber auch beim Wocheneinkauf sein.

Du hast dich für eine sehr harmonische und gute Sprache entschieden, du verwendest kaum saloppe Redewendungen oder flapsige Dialoge, warum schreibst du nicht umgangssprachlich?

Anja Behn: Bei „Stumme Wasser“ hat das der Plot einfach vorgegeben. Etwas anderes hätte nicht zum Buch gepasst. Es geht ja um ein Thema, dass unsere deutsche Geschichte sehr stark geprägt hat und auch nach 25 Jahren Wiedervereinigung nachdenklich stimmt. Ich denke, in meinen nächsten Büchern wird das mit der Sprache auch sicher einmal anders sein.

Deine Charaktere sind sehr authentisch und sogar ein bisschen konservativ, warum gefallen dir diese Charaktereigenschaften?


Anja Behn: Ich finde Menschen interessant, die nicht gleich alles von sich preisgeben und man sich bemühen muss, hinter ihre wahre Fassade zu schauen. Und das macht ja auch das Spannende an diesen Charakteren aus.

An welchem Ort schreibst du und wie sieht dein Schreiballtag aus?

Anja Behn: Mein Lieblingsplatz zum Schreiben ist der Küchentisch, da kommen mir die besten Ideen. Das funktioniert aber nur, wenn meine Familie ausgeflogen ist J. Ansonsten habe ich einen klassischen Schreibtisch, an den ich mich zurückziehen kann. Der Alltag sieht sehr unterschiedlich aus, doch ich versuche, mindestens einmal pro Tag an meinem aktuellen Projekt zu arbeiten.

Wie gehst du damit um, wenn dir der Schreibantrieb fehlt oder du fest hängst?

Anja Behn: Ich persönlich habe die Erfahrung gemacht, dass es mir nicht viel bringt, alles lange beiseite zu legen. Ich versuche immer wieder jeden Tag von neuem mich dranzusetzen, und über das Problem nachzudenken. Aber da ich ja noch eine recht frische Autorin bin, werden die hartnäckigen Blockaden sicher noch kommen.
 
Wie kam es dazu, dass du ein Thema der Vor-Wende-Zeit zum Knackpunkt deines Krimis kreiert hast und wie hast du die Fakten recherchiert?

Anja Behn: Das Thema Flucht aus der DDR hat mich schon immer sehr interessiert. Wenn ich darüber gelesen oder etwas gesehen habe, stellte sich mir neben den Beweggründen, die diese Menschen hatten, auch immer die Frage, wie viele Schicksale mit der Flucht noch verbunden waren. Es gab ja auch Familie und Freunde. Und von diesem einschneidenden Erlebnis, das es ja für alle war, wollte ich erzählen und habe dafür mit Menschen gesprochen, die davon betroffen waren.

Wird es eine Fortsetzung mit dem Kunstprofessor Richard Gruben und Johanna geben oder planst du einen "stand alone"?

Anja Behn: Auch mir wachsen als Leser die Figuren sehr oft ans Herz, und ich möchte wissen, wie es weitergeht. Daher kann ich deine Frage gut verstehen. Doch hierzu möchte ich noch nichts verraten, aber auf jeden Fall arbeite ich derzeit intensiv an meinem zweiten Buch.

Ergänze bitte noch folgende, persönliche Sätze:

Ich bin am liebsten … 
... in Houstrup an der dänischen Nordseeküste.


Ich lese am liebsten … 
... aus dem Genre Krimi, vor allem Regionalkrimis aus Deutschland.


Mein Lieblingsbuch ist … 
... „Tschick“ von Wolfgang Herrndorf.


Mein Lieblingsautor(en) ist (sind) … 
... Simon Beckett und Stefan Holtkötter.


Dieses Buch empfehle ich: … 
... „Kalte Asche“ von Simon Beckett. Ein Krimi, der von Anfang bis Ende durchdacht ist und bis zur allerletzten Seite spannend bleibt.


Es macht mich glücklich, wenn … 
... ich meine Familie um mich habe.


Es macht mich wütend, wenn … 
... jemand ignorant beiseite schaut.


Es macht mich hilflos, wenn … 

... Menschen schwer erkranken und man nichts tun kann.
                                                                                         Ende


Vielen Dank, liebe Anja, dass ich dieses Interview mit dir führen durfte und dass du privates Bildmaterial und drei deiner Bücher für ein Gewinnspiel zur Verfügung gestellt hast. 

Ich wünsche dir von Herzen alles erdenklich Gute, weiterhin viel Erfolg als Krimiautorin und ich freue mich schon auf deinen nächsten Krimi.





4 Kommentare:

  1. Ist Dir doch sehr gelungen und interessant geschrieben.

    ♥liche Grüße

    Lenchen vom Testereiwahnsinn

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  2. Liebes Lenchen,

    ich freue mich tierisch über deinen Kommentar. Daaaankeschöööön!

    Herzliche Grüße

    Nisnis

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  3. Das sind tolle Fragen und sehr interessante Antworten! Ein sehr gelungenes Interview, danke dafür!

    Viele Grüße
    sommerlese!

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    1. Lieben Dank liebe sommerlese, ich habe mich sehr über dein Feedback gefreut.

      Liebe Grüße

      Nisnis

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