Thriller - Das Böse es bleibt von Luca D'Andrea

26 Februar 2018

Bluthunger 

Spannend, absurd, düster

Wenn die Schrecken der Vergangenheit zum Grauen der Gegenwart werden

Südtirol, im Winter. Marlene ist auf der Flucht, panisch steuert sie ihr Auto durch den Schneesturm. Im Gepäck: ein Beutel mit Saphiren, den sie ihrem skrupellosen Ehemann aus dem Safe entwendet hat. 

Wegener ist der Kopf einer mafiösen Erpresserbande, und Marlene weiß, dass er seine Killer auf sie hetzen wird. Da stürzt ihr Wagen in eine Schlucht. Marlene erwacht in einer abgelegenen Berghütte, gerettet von einem wortkargen Alter. Bei ihm und seinen Schweinen glaubt sie sich in Sicherheit vor ihrem Mann. Bald jedoch stellt sie mit Entsetzen fest, dass von dem Einsiedler eine noch größere Gefahr ausgeht …

Luca D'Andrea wurde 1979 in Bozen geboren, wo er heute noch lebt. Er stieg mit seinem ersten Thriller sofort in die Riege der internationalen Top-Autoren auf: "Der Tod so kalt" erschien in rund 40 Ländern, wurde zum Bestseller und stand wochenlang unter den ersten 5 der Spiegel-Liste. Gegenwärtig wird "Der Tod so kalt" verfilmt. Sein zweites Buch, "Das Böse, es bleibt", ist seit Erscheinen in Italien auf der Bestsellerliste und wurde mit dem Premio Scerbanenco, dem renommiertesten italienischen Krimipreis, ausgezeichnet. Wie D'Andreas Erstling führt auch dieser Thriller in seine Heimat Südtirol. (Quelle: DVA Verlag)

 
Das Böse es bleibt ist der zweite Thriller von Luca D’Andrea. Etwa vor einem Jahr erschien das Thriller-Debüt Der Tod so kalt, der mit einer außergewöhnlichen Thematik, jedoch mit ein paar Schwächen, den Büchermarkt rasant eroberte. Luca D’Andrea bleibt in Das Böse es bleibt seinem Stil treu und bedient sich erneut einer außergewöhnlichen Thematik, die der Grundstein für eine düstere und abtrünnige Handlung mit Tiefe darstellt, ohne die der Roman jedoch leichthin in die Klischeekiste abrutschen könnte. Vermutlich hätte ich mir diese Buchauswahl sogar überlegt, wenn mir die Thematik bekannt gewesen wäre, denn es geht um Schweine.

Riesengroße. Mehrere hundert Kilogramm schwere.
Und um die Liebe zu ihnen. Zu diesen Monstern.

Vor allem zu Lissy.

„Süße Lissy. Kleine Lissy.“ (Zitat)

Trotz des mir absolut unsympathischen Themas, war ich beeindruckt, von der fundierten und detailreichen Recherche des Autors. Allein durch sie und der Verknüpfung der Handlung, bin ich interessiert drangeblieben, denn weder die Flucht Marlenes, noch Hintergründe, noch nationalsozialistisch angehauchte Ausflüge in die Vergangenheit der wenigen kriminellen Figuren allein, hätten mich außergewöhnlich gefesselt.

Eine Glanzleistung hingegen ist die Figur des Einsiedlers in den Bergen, der Marlene nach ihrem Unfall rettet und in Obhut nimmt. Neben dieser Figur, bleiben die weiteren eher blass, obwohl Luca D’Andrea interessante und lesenswerte Legenden für sie erschaffen hat.

Leider nimmt der Klappentext der Spannung etwas vorweg, in dem er verrät, dass von Marlenes Retter, eine große Gefahr ausgehen wird. So wie D‘Andrea die Figur des liebenswerten, etwas kauzigen und hilfsbereiten Einsiedlers entwickelt hat, wäre es ohne die Information aus der Inhaltsangabe eine höchst spannende und dramatische Figurentwicklung mit Überraschungseffekt gewesen. So aber wartet man förmlich darauf, bis das Böse der Figur nach außen gekehrt wird und das hemmt ein wenig den Nervenkitzel.

Luca D’Andrea schreibt in einem äußerst flüssigen Stil und man findet leicht in die Story hinein, die mit mehreren Perspektiven auf watet. Erst mit der Entwicklung der Handlung kristallisiert sich ein Haupterzählstrang heraus, der dann die Säule des Thrillers bildet.

Dieser Thriller ist in keiner Weise vorhersehbar. Zu außergewöhnlich ist das Zusammenspiel zwischen Schweine-Thematik, zutiefst abscheulichen Abgründen, die auf Grund von Unterwerfung, irrationalem Glauben, Schicksal, Schuld und Gottvertrauen in einem Wust aus emotionalen Absurditäten münden.

Trotz, dass Luca D’Andrea kaum einen Thriller-Wohlfühleffekt zaubern kann, fesselt er den Leser und zieht ihn in einem hohen Tempo durch die Seiten. Wer Der Tod so kalt gelesen hat, dem wird zudem die literarische Weiterentwicklung des Autors bewusst und man darf gespannt sein, was folgen wird.

 
Das Böse es bleibt ist ein durchaus faszinierender Titel. Spannend in Szene gesetzt, vor allem durch eine außergewöhnliche und gut recherchierte, abstruse Thematik, fesselt dieser kaltblütige und blutige Thriller, bis die letzte Seite gelesen ist.


©nisnis-buecherliebe






Erscheinungsdatum Erstausgabe: 26.02.2018

Aktuelle Ausgabe: 26.02.2018

Verlag: DVA


Flexibler Einband 432 Seiten


Sprache: Deutsch

16 Kommentare:

  1. Das klingt wirklich außergewöhnlich und irgendwie heftig. Ich bin auf jeden Fall neugierig geworden, denn der Thriller scheint mal was komplett anderes als die "üblichen" Thriller die man so liest zu sein. Schöne Rezi!

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    1. Liebe Anja,

      Dankeschön für deine virtuellen Blümchen. Wenn du etwas außergewöhnliches lesen möchtest, dann greif zu und ich garantiere, dass du Das Böse es bleibt gruselig, spannend und außergewöhnlich empfinden wirst. Ich freue mich, dass ich dich neugierig machen konnte.

      Liebe Grüße

      Anja

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  2. Hallo liebe Anja,
    das Buch steht schon länger auf meiner Wunschliste, da mir bereits das vorherige Buch gut gefallen hat. Ich werde aber höchstwahrscheinlich (falls es das gibt) zum Hörbuch greifen. Es ist auf jeden Fall zu 100% mein Ding:)
    Liebe Grüße und einen schönen Start in die Woche
    Andrea

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    1. Liebe Andrea,

      es gibt das Hörbuch bereits. Jemand hat es heute schon geschrieben. Du wirst sicher spannend unterhalten und ich freue mich auf deine Besprechung.

      Liebe Grüße

      Anja

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  3. Hallo Anja,

    wenn man krank zu Hause sitzt, dann hat man viel zu viel Zeit in Ruhe zu stöbern...
    Ich habe keine Ahnung was ich von dem Buch halten soll und doch reizt es mich.

    Ich packe es mal auf die Liste.
    GLG Anja aka Ana

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    1. Liebe Anja,

      oh je, dann wünsche ich dir als erstes gute Besserung und schnelle Genesung.

      Dieses Buch reizt tatsächlich, weil es außergewöhnlich ist und dennoch hätte ich es verweigert, wenn ich vorher gewusst hätte, welche Thematik hier präsentiert wird.

      Liebe Grüße

      Anja

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  4. Hey Anja,

    das Buch hört sich ganz nach meinem Geschmack an. Danke schön für deine Rezension! Denn dank dir, ist meine Wunschliste wieder gewachsen. ;)

    Hab einen tollen Abend.

    Ganz lieben Gruß
    Steffi von angeltearz liest

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    1. Liebe Steffi,

      hast du das Debüt Der Tod so kalt gelesen? Dieses Buch umfasst wirklich eine einzigartige Thematik und es gruselt schön, düstert vor sich hin und unterhält spannend. Es ist also gut auf deiner Wunschliste platziert.

      Liebe Grüße

      Anja

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  5. Also ich muss ja sagen, ich lese das Buch nur wegen dem alten, kauzigen Einsiedler und nach deiner Besprechung freue ich mich umso mehr darauf :-). Denke, der wird wunderbar in die Schurkensammlung passen.

    Das mit dem Klappentexten ist ja oft ein Dilemma. Wenn wir uns wegdenken, dass verraten wird, dass von diesem Einsiedler eine Gefahr ausgeht, klingt es total langweilig. So aber hast du natürlich Recht, würde man das Buch ganz anders lesen, weil man keine Gefahr vermutet. Ein Dilemma. Durch und durch.

    Ich nehme mal an, die Schweine sind Leichenverwerter? Schon die italienische Mafia entsorgte so ihre "Beweise". Und auch deutsche Bauern.

    Na, ich bin gespannt. Kommt diese Woche noch mit auf die Lesecouch. LG Iris

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    1. Liebe Iris,

      mir war schon beim Lesen klar, dass du genau darauf anspringen wirst. Grins, ganz breit. Aber glaube nicht, dass ich dir verrate ob Schweine Leichenverwerter sind. Ja, dieser Thriller passt zum Schurken. Ich freue mich jetzt schon auf deine Besprechung.

      Liebe Grüße

      Anja

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  6. Liebe Anja,

    deine tolle Rezi hat mich wieder sehr neugierig gemacht, allerdings schreckt mich die Thematik Schweine, dank meines während des Lesens deiner Rezi einsetzenden Kopfkinos, doch ein wenig ab. Schade das der Klappentext hier schon zu viel verrät, aber das passiert ja schon mal öfter oder sie erzählen etwas was gar nicht im Buch vorkommt.

    Liebe Grüße
    Tanja

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    1. Liebe Tanja,

      der Klappentext ist schon noch akzeptabel, aber man wäre einfach etwas unbedarfter an die Figur des Einsiedlers herangegangen. Ich freue mich natürlich, dass ich dich erneut neugierig machen konnte.

      Viele liebe Grüße

      Anja

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  7. Hu, das hört sich aber echt spannend an! Im Moment ist mir nicht nach so arg gruseligen Thrillern, aber wenn sich das wieder ändert, ist dieses Buch sicher ganz oben auf der Liste - danke für die Vorstellung!

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    1. Total gern. Ich freue mich, wenn ich dein Interesse wecken konnte, obwohl du im Moment nicht zu gruseligen Geschichten neigst.

      Sei lieb gegrüßt,

      Anja

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  8. Eigentlich bin ich bisher ganz gut durch mein literarisches Leben gekommen, ohne dass ich das Thema Schweine näher hätte beleuchten müssen. Ich weiß nicht ... allerdings ist das Buch schon einen zweiten Blick wert, wenn es Dich begeistern konnte und sich offensichtlich abseits des Mainsteam bewegt. Denn irgendwie klingt es doch ziemlich interessant.

    LG Gabi

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    1. Liebe Gabi,

      es war interessant und doch hätte ich es nicht als Lektüre gewählt, wenn ich vorher über die Schweinethematik informiert gewesen wäre. Es ist also schon etwas zwiespältig zu betrachten ;-). Auch mit seinem Debüt hat Luca D'Andrea ein außergewöhnliches Thema verarbeitet. Das macht er einfach richtig gut.

      Viele liebe Grüße

      Anja

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